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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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ungerade. Du allerdings, Fräulein Korinthenkacker-Besserwisserin, wirst natürlich nur hochriskante Wetten abschließen — Männer, die die Bedeutung des Ausdrucks verbindliche Gefühle nicht verstehen. Und deswegen, meine Liebe, sind Männer nämlich nicht deine Sklaven.« Sie befingerte einen Klumpen Sauce und leckte sich die Finger. »Also wirst du jedesmal verlieren«, sagte sie. »So ist das Rad aufgebaut.«
    »Die Leute gewinnen auch.«
    »Wenn sie Wetten mit geringem Risiko abschließen. Wie zum Beispiel dieser nette Bankerjunge.«
    »Lieber würde ich für den Rest meines Lebens auf Verabredungen verzichten, als so langweilig zu werden.«
    Sie sagte: »Sag nicht so was. Denk es noch nicht mal. Und der Junge ist nicht langweilig. Er ist nur einfach kein Tier wie die meisten anderen Typen, mit denen du ausgehst.«
    »Alex war kein Tier.« Außer in der Bumse.
    »Alex war Hundefutter. Er hat dich reingeritten und hat dir nicht wieder rausgeholfen.«
    »Er war der perfekte Freund.«
    »Perfekte Freunde hauen nicht ab«, sagte sie in einer Anwandlung von brutaler Klarheit. Das verdaute ich erst einmal und machte meine Zigarette aus.
    Santina schob eine winzige Scheibe Lasagne in meine Richtung — meine Geburtstagszuteilung. Ich nahm den Turban ab. »Deine Haare sehen fürchterlich aus«, tröstete sie mich. »Iß jetzt.«

Im East Village ist jede Nacht Halloween

    Flush Royale muß eine dieser zutiefst irritierenden Sorte Frau gewesen sein, die in Kleidern gut und ohne sie besser aussieht. Nachdem ich sie halb ohne gesehen hatte, war ich mir des letzteren sicher. Mühsam quetschte ich mich in ihr Flittchenkostüm und beschloß, daß ich wohl eher der Typ bin, dem Haut am besten steht. (Eine hübsche Art, wieder vernünftig zu werden.) Mein gefügiges Fleisch verabscheut Beengungen — vor allem lederne. Leder atmet nicht. Nachdem ich den Mini angezogen hatte, konnte ich das dann auch nicht mehr.
    Aber meine neuen Haare waren herrlich. Was für eine Veränderung. Rotes Haar ist so auffällig; immer war ich mir vorgekommen wie eine Schinkenplatte beim Vegetariertreffen. Nun konnte ich mich frei bewegen, mich unter die Leute mischen, so abwesend sein wie jede andere Brünette auch, und ich genoß die Veränderung. Anonymität ist wie ein Führerschein: ein Privileg und kein Recht. Mit meinen rabenschwarzen Locken hatte ich endlich dieses Vorrecht erreicht.
    Ich hing meinen fusseligen Mantel über meine Ausrüstung und klackerte mit meinen Pumps die Flatbush Avenue hinunter zur Subway. Die Luft war immer noch kalt, und es waren nicht sehr viele Leute auf der Straße. Es war acht Uhr an einem Mittwochabend. Eine Stunde würde ich nicht brauchen, um zum Outhouse zu kommen, aber es gab Ermittlungen, die ich noch vorzunehmen hatte. Eine halbe Stunde verdeckter Überwachung konnte nicht schaden.
    Es störte mich, daß ich mich nicht erinnern konnte, welche Story über Strom letztes Jahr im Mirror gestanden hatte. Dabei schwärmte ich für die Seite 3. Den Nachmittag hatte ich in der Brooklyn Public Library verbracht, einen kleinen Spaziergang entfernt von meiner Wohnung die Flatbush rauf, und hatte dort nach allen Zeitungsausschnitten gefahndet, die ich über Strom und Blood & Iron finden konnte. Der Haufen Kopien hätte einen Wasserbüffel zum Ersticken bringen können, aber ich hatte keine Zeit, ihn durchzusehen. Mich aufzudonnern hatte den gesamten Abend gekostet. Allein schon den Lidstrich richtig hinzukriegen, brauchte Stunden.
    Ich hüpfte auf die Linie 2 an der Bergen Street und stieg in Nevins um auf die Lex-Linie. Die Fahrt nach Manhattan war ereignislos, bis auf ein bizarres voyeuristisches Erlebnis. Ich saß neben einer Frau, als ein richtig süßer Typ den Zug bestieg und sich direkt vor uns stellte. Sein Portemonnaie zeichnete sich gefährlich deutlich in seiner vorderen Hosentasche ab. Ich starrte darauf und dachte mir, wie leicht ich es mir unter den Nagel reißen könnte. Kaum hatte dieser Gedanke einmal eine Runde durch mein Gehirn gedreht, als die Frau, jung, hübsch, Sekretärinnenhaft (viel blondes Haar), unvermittelt aufstand und kokett in ihn hineinprallte. Sie entschuldigte sich viel zu ausgiebig, vor allen Dingen wenn man bedenkt, daß es ein absolutes Muß ist, während langweiliger Subwayfahrten harte Männerbodys zu streifen. Er lächelte sie an und vergab ihr ihre Ungeschicklichkeit. An der nächsten Haltestelle stieg sie aus, und als ich mich zurückdrehte, um die Hüften des Mannes

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