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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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lachte über meine Überraschung. »Ich hab’ rausgekriegt, wer du bist«, sagte er. »Und ich mag dich nicht. In meinen Augen hast du dafür gesorgt, daß Flush umgebracht wurde.« Mir drehte sich alles, verzweifelt suchte ich nach einer Verbindung.
    »Versuch mal, nicht so schuldbewußt auszusehen, Liebling.«
    Plötzlich hörten wir ein Krachen aus dem Kasino. Eine Frau schrie. Crip und ich liefen heraus, um zu sehen, was passiert war. Der Roulettetisch war auf die Seite gedreht, als wäre er ein gefangenes Kalb, das Rad lag in Stücken auf dem Boden, Chips waren überall. Crutch stand in der Mitte des Raumes, hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und weinte. Alle Spieler und die Croupiers drückten sich gegen die Vorhänge und verkrochen sich vor Angst in sich selbst. Der Grund: ein großer, dünner Mann mit langem braunen Haar in einer Lederjacke, der auf seinen Knien lag und wie ein Verrückter mit beiden Fäusten auf den Boden hämmerte. Seine Hände waren zerschunden und blutig.
    Crip brüllte: »He, Cowboy, was zum Teufel glaubst du eigentlich, was du da tust?« Er trottete hinüber und zog den Mann auf die Füße, der einen Blick auf Crip warf, seinen Arm nach hinten zog und ihm einen in den Kiefer schmetterte wie ein Preßlufthammer. Crip machte ein hübsches Geräusch, als der Schlag traf, und seine Wildlederjacke dämpfte das Geräusch seiner Landung auf dem Boden. Der Mann pflanzte seinen Turnschuh auf Crips Hals und sagte: »Ich weiß, daß du es getan hast, du stinkendes Stück gegrilltes texanisches Rind.« Crip bettelte und bat. Endlich wand er sich los und krabbelte zur Bar. Der Mann, bewegungslos, beobachtete ihn. Er schaute ungläubig seine blutigen Hände an und drehte sich langsam zu mir. Seine Augen waren wahnsinnig, und es wurde schlimmer mit ihnen, als das Wiedererkennen langsam einsetzte. Meine Haare. Kein Wunder. »Das ist Flushs Freund«, keuchte Crip, der menschliche Punchingball. »Ich glaube, ihr habt euch wohl schon mal bekannt gemacht.«
    Der Mann formte lautlos »Wanda?« mit den Lippen.
    »Alex«, sagte ich. »Schicke Jacke hast du an.« In vergangenen Wintern hatte er immer seine blau-goldene Michigan-Unijacke getragen. Dieses Lederdings war mein Geschenk zu unserem Sechsmonatigen. Wir trennten uns, ehe es kalt genug geworden war, um es zu tragen.
    Alex trat auf mich zu. Als er nahe genug herangekommen war, versuchte er, mich in die Arme zu nehmen. Ich zischte: »Untersteh dich, mich anzufassen.« Das hatte gesessen, stellte ich fest. Er drehte mir den Rücken zu. Mal wieder.
    Der wilde Mann, den ich an diesem Tag erlebte, war nicht der sanfte Hamster von Freund, mit dem ich sozusagen ein Jahr zusammengewohnt hatte. Die drei Monate seit unserer Schlußvorstellung mußten ihn verändert haben. Oder vielleicht war es auch nur ein schlechter Tag. Vielleicht habe ich ihn nie richtig gekannt. (Mir ist sehr wohl bewußt, daß das von allen gesagt wird, die gerade an die Luft gesetzt worden sind.) Das und »Ich habe ihn sowieso nie wirklich geliebt«. Was auch immer. In meinem Fall traf nur das erstere zu.
    Am Tag, an dem Alex und ich Schluß machten, hatte ich eine Erkältung. Es war Mitte Dezember, und wir hatten die letzten beiden Wochen damit verbracht, dem launenhaften Ehemann einer jungen, hübschen Wall-Street-Gattin namens Penelope Bradshaw hinterherzujagen. Sie und ihr Mann, Winston, hatten sofort nach ihrem Abschluß in Bowdoin geheiratet. Er machte seinen Magister in Wirtschaft an der Columbia University, während sie, eine Politologin, als Aushilfskraft bei der Cosmopolitan Agency arbeitete. Kaum hatte er einen Job bei Whitestone and Little gelandet, hörte sie gänzlich auf zu arbeiten und konzentrierte sich zunächst völlig auf ihn und dann darauf, ihre Eigentumswohnung an der Park Avenue in ein Schmuckkästchen zu verwandeln. Sie schwor uns bei ihrem Besuch in Do It Right, daß sie Winston noch nach acht Jahren Ehe leidenschaftlich liebte. Sie schwärmte von ihren Freunden und ihrer Eigentumswohnung.
    Alex fragte sie: »Also, was brauchen Sie dann von uns?«
    Woraufhin sie in Tränen ausbrach und uns den Brief zeigte. Sie sagte, es sei seine Handschrift und daß sie ihn in der Jackentasche einer seiner Anzüge gefunden hatte. Zu lesen war: »Jetzt sind es schon Tage, und das einzige, woran ich denken kann, ist Dein Geruch. Er ist so einzigartig Du und so benebelnd, daß ich mir wünschte, ich wäre nie nahe genug an Dich herangekommen, um Dich zu schmecken. Wenn

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