Und jeder tötet, was er liebt
nicht mehr anders zu helfen und haben zugeschlagen.“
Anna Greve machte eine Pause, um zu beobachten, wie Lüdersen auf ihre Behauptungen reagierte. Als Günther Sibelius ihr unmerklich zunickte, fuhr sie fort.
„Olaf Maas konnte beweisen, dass Sie hinter der Entführung und dem Mord an Ihrer Ehefrau steckten. Als er sich nicht mit Geld bestechen ließ, hatten Sie keine andere Wahl, als ihn zu beseitigen. Die Hemmschwelle für diesen Mord war nicht mehr allzu hoch, da Sie bereits einen anderen zu verantworten hatten.“
„Ich habe mit dem Tod von meiner Frau nichts zu tun“, schrie Alfons Lüdersen. „Ich habe Esther geliebt!“
Er sah Anna mit verzerrtem Gesicht an, Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Jeder Muskel seines Körpers war so angespannt, als ob er gleich aufspringen und Anna an die Kehle gehen wolle. War jetzt endlich der Moment gekommen, in dem er sein Schweigen brechen würde? Ganz langsam nahm Alfons Lüdersen ein Stofftaschentuch aus der Hosentasche und begann, sich damit die Stirn abzutrocknen. Als er Anna anschließend in die Augen sah, hatte er zu seinem undurchdringlichen Gesichtsausdruck zurückgefunden.
Und genau an dieser Stelle, als Alfons Lüdersen es am wenigsten erwartete, unterbrach Günther Sibelius das Verhör.
„Wir nehmen uns den Lanz noch einmal vor“, sagte er draußen vor der Tür. „Seinen Job hat er bereits verloren, für ihn kann es jetzt nur noch um Schadensbegrenzung in eigener Sache gehen.“
Ich wollte dein weißer Ritter sein. Es hat mich nicht getröstet, mir vorzustellen, dass du meiner nicht würdig warst. Niemals habe ich ein Foto von meinem Rivalen in der Hand gehabt, heute aber würde ich viel dafür geben zu wissen, wie er aussah. Was sind seine Pläne gewesen? Hatte er wirklich nur Rosinen in seinem Kopf? Und was hatte er an sich, dass es reichte für dein ganzes Leben? Warum war ich nie gut genug, an seine Stelle zu treten?
Jetzt ist er zurückgekommen in meine Welt, er ist ganz nah, neben mir. Immer nimmt er mir weg, was mir das Liebste ist. Ein zweites Mal werde ich das nicht zulassen. Wenn ich es nicht behalten kann, soll er es auch nicht bekommen.
Wie sieht er heute aus?
Die Kommissare standen vor dem Haus von Udo Lanz in Eppendorf. Neben dem Eingang hing das Schild eines stadtbekannten Immobilienmaklers: „Zu verkaufen“. Udo Lanz öffnete ihnen die Tür mit einer Leidensmiene.
„Was wollen Sie nun schon wieder, reicht es denn immer noch nicht? Meine berufliche Existenz, mein guter Name sind zerstört.“
„Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben“, entgegnete Günther Sibelius. Dann erklärte er Lanz kurz, worum es ging. Die Aussicht, sich, wenn auch nur teilweise, rehabilitieren zu können, löste dessen Zunge.
„Alfons hat sich oft über seine Frau lustig gemacht“, sagte Udo Lanz leutselig. „Er hielt sie für eine naive Person, die sich von Pennern betrügen ließ und daran glaubte, die Welt verbessern zu können.“
„Hat er Ihnen jemals erzählt, wozu er das Geld so dringend brauchte? Ihm muss doch bewusst gewesen sein, welches Risiko er mit dem Betrug beim HFC einging.“
„Darüber haben wir nicht gesprochen. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass er so etwas nicht zum ersten Mal gemacht hat.“
„Was wissen Sie von Olaf Maas?“
„Nur, dass er ein Freund von Frau Lüdersen gewesen ist, ein ehemaliger Penner. Alfons interessierte sich ja nicht sehr für die Belange anderer Menschen.“
„Wusste Esther Lüdersen eigentlich von den Affären ihres Mannes?“
„Das kann ich nicht sagen, obwohl sie offensichtlich gewesen sind. Sicher sind sie auch ihr nicht entgangen, aber ich glaube, sie hat keinen Anstoß daran genommen. Ganz im Gegensatz zu ihrem alten Herrn.“
Anna horchte auf. „Wie meinen Sie das?“
„Ich kann mich noch gut erinnern, wie abfällig Herr Hinrichs diese Ulrike Homberg auf dem letzten Silvesterbankett gemustert hat. Man musste kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass Wilfried Hinrichs das Lotterleben seines Schwiegersohnes aufgeregt hat. Doch er hat seine Wut Alfons gegenüber an diesem Abend verborgen, er ist eben ein Mann vom alten Schlage ...“
... für den Affären nicht weiter verwerflich sind, solange sie unter den Teppich gekehrt werden, beendete Anna Greve im Geist den Satz von Udo Lanz.
„Hat Wilfried Hinrichs überhaupt noch etwas in der LÜBAU zu sagen gehabt?“
„Keine Ahnung, Herr Kommissar. Der Seniorchef lebt ja schon lange sehr zurückgezogen. Ich
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