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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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verneinte.
    „Ich habe gehört, dass Sie sich auf dem Silvesterbankett beim HFC begegnet sind.“
    „Richtig, da wurden wir einander vorgestellt.“
    „Wobei Sie dort sicher nicht als die Geliebte ihres Ehemanns eingeführt worden sind.“
    „In solchen Fällen bin ich immer eine Mitarbeiterin aus seinem Betrieb.“
    „Meinen Sie, dass Frau Lüdersen diese Geschichte geglaubt hat? Schließlich gehörte ihr die Firma.“
    „Sie war keine Frau, die eine Szene machte.“
    „Nein, das glaube ich auch nicht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie sehr sympathisch gewesen ist. Eine Frau, vor der man Achtung haben musste.“
    Die Kommissarin machte eine lange Pause.
    „Und sie wurde brutal umgebracht. Bevor man ihr in den Kopf geschossen hat, ist sie gefangen gehalten und gequält worden. Wahrscheinlich musste sie viele Tage in dieser für einen Menschen kaum erträglichen Situation verbringen. Wie lange mag Esther Lüdersen noch auf ihre Befreiung gehofft haben? Vielleicht bis zum Schluss, als sie die Mündung der Waffe schon an ihrer Schläfe spürte?“
    Anna beobachtete ihre Beifahrerin, während sie an einer roten Ampel warten mussten. Es war nicht mehr weit, die Binnenalster schon in Sichtweite. Sie legte nach.
    „Wussten Sie, dass man Esther Lüdersen einen Finger abgehackt hat, als sie noch am Leben gewesen ist?“
    Ulrike Homberg starrte sie ungläubig an. Nein, das hatte sie nicht gewusst.
    „Ein kleiner Finger ist es gewesen, und die Wunde ist hinterher nicht einmal ordentlich versorgt worden. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft so etwas sein muss.“ Anna machte eine lange Pause, bevor sie nun weitersprach. „Ihr Freund bestreitet ja weiterhin, erpresst worden zu sein, aber so ganz kann ich ihm das nicht glauben. Hat es vielleicht in den Tagen, bevor die Leiche von Esther Lüdersen gefunden wurde, einen schwarzen Moment im Leben Ihres Freundes gegeben?“
    „Alfons ist ein introvertierter Mann.“
    „Trotzdem könnte er diesen abgehackten Finger seiner Frau als Drohung erhalten haben. Vielleicht sogar, als sie bei ihm waren. Wenn ja, müssten Sie davon doch eigentlich etwas bemerkt haben.“
    „Frau Greve, bitte lassen Sie die Dramatik, das Ganze ist auch so schon schlimm genug.“
    „Kommen wir nun zu Olaf Maas. Er hat einen großen Fehler gemacht. Seine Wut auf den Mörder von Esther Lüdersen muss groß gewesen sein, schließlich hatte der seine beste Freundin umgebracht. Nachdem er selbst getötet worden war, übergoss ihn sein Mörder zynischerweise mit Alkohol, um so den Eindruck zu erwecken, er sei wieder rückfällig geworden. Mit dieser Geste wollte er wohl suggerieren, dass Olaf Maas früher oder später sowieso gescheitert wäre, schließlich ist er Alkoholiker gewesen.“
    „Hören Sie auf damit!“
    „Frau Homberg, Sie können doch nicht die Augen davor verschließen, dass Sie vielleicht einen Mörder decken. Sagen Sie mir endlich, was in jener Nacht wirklich geschehen ist.“
    Tom Greve wartete auf Anna, und wie es aussah, einmal mehr vergeblich. Langsam zweifelte er daran, dass es eine gute Idee von ihr gewesen war, wieder in den alten Job zurückzukehren. Die Arbeit bei der Polizei erforderte den ganzen Menschen, und mittlerweile schien es Tom kein Zufall mehr zu sein, dass viele Beamte entweder geschieden oder Singles waren. Die meisten Polizisten, die er kennengelernt hatte, waren einsame Leute. Auch Anna schien zurzeit ja kaum noch etwas anderes als ihren Fall im Kopf zu haben, anstatt sich auch einmal um ihn und die Kinder zu kümmern. Wie sollten sie nur auf Dauer ein Familienleben aufrechterhalten, wenn Anna so tat, als ginge sie das Ganze nichts mehr an? Nein, so konnte und durfte es nicht weitergehen. Tom schenkte sich ein großes Glas Whisky ein. Morgen wollte er bereits ganz früh mit den Kindern nach Fano aufbrechen, also musste er noch eine Weile aufbleiben. Schließlich hatte er einiges mit Anna zu besprechen, sie musste ihm langsam einmal sagen, was eigentlich los war. Sogar Elisabeth schien mittlerweile mehr zu wissen als er. Seine Schwiegermutter hatte so merkwürdig geklungen, vorhin am Telefon. Diese zurückgenommene Art passte überhaupt nicht zu ihr. Es war an der Zeit, dass Anna mit der Sprache rausrückte und ihm erklärte, in welchen Kerl sie sich verknallt hatte. Heute würde sie nicht ohne eine vernünftige Antwort davonkommen. Aber bis dahin blieb Tom nichts anderes übrig, als weiter zu warten und sich die Zeit mit der Flasche Whisky zu

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