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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Schauen Sie, eine Revision bringt alles durcheinander, kostet nur Zeit und Geld. Ich habe Esther außerdem begreiflich machen können, dass genügend Mittel für ihre Stiftung zur Verfügung stehen.“
    „Andererseits schafft eine Buchprüfung Klarheit, und das war es doch, was Ihre Frau gewollt hat. Nun ist auch noch Olaf Maas ermordet worden, da drängt sich der unmittelbare Verdacht auf, dass beide Verbrechen miteinander in Zusammenhang stehen.“ Anna sah ihn eindringlich an und setzte nach: „Sie könnten ein Motiv für beide Morde gehabt haben, Herr Lüdersen.“
    „Jetzt vergreifen Sie sich aber im Ton! Ich werde nicht länger mit Ihnen über diese absurde Verdächtigung diskutieren.“
    Er stand auf und ging zur Tür.
    Die Kommissarin folgte ihm gemächlich in Richtung Ausgang.
    „Unser Gespräch ist nur unterbrochen, Herr Lüdersen, nicht beendet.“
    Während ihrer Rückfahrt zum Präsidium überlegte Anna, wie sie zügig an eine richterliche Verfügung zur Hausdurchsuchung und an einen Haftbefehl für Alfons Lüdersen herankommen könnte. Der Chef würde nicht begeistert sein, sie musste in jedem Fall damit rechnen, dass er die Ausstellung der Papiere verzögern würde. Damit hätte Lüdersen genug Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    Ich hätte alles getan für dich. Für dich und immer. Was ist an ihm gewesen, das ich dir nicht auch hätte geben können? Du hast mich nicht verdient, trotzdem wollte ich dir dienen. Als du mir deine Liebe an den Kopf geworfen hast, deine Liebe zu ihm, da habe ich gewusst, was zu tun ist. So viele vergebene Chancen, so viele Jahre dasselbe gedacht. Wenn ich dieses Bild nur endlich herausschlagen könnte aus meinem Herzen. Wie du geleuchtet hast, mit deiner weißen Schürze lässig um die schmalen Hüften geschlungen. Jetzt leuchtest du schon lange nicht mehr.
    Anna Greve klingelte, und Jan öffnete fast im selben Augenblick, als hätte er hinter der Tür gewartet.
    „Du siehst schlecht aus.“ Er versuchte, sie in den Arm zu nehmen, fasste aber ins Leere.
    „Danke für das Kompliment.“
    Sie ging in sein Wohnzimmer und setzte sich auf einen der mit weißen Baumwollkissen ausgelegten Bambusstühle.
    „Euer Spiel war keine Freude, die letzten Tage“, begann sie und fragte sich im selben Moment, warum sie einen solchen Mist zusammenredete.
    „Ich muss immerzu an dich denken, Jan.“
    Anna wich seinem Blick aus, sie konzentrierte sich nun ganz auf das Blumenmuster des Teppichs zu ihren Füßen.
    „Das ist doch wunderbar.“ Er streichelte ihr über den Nacken.
    „Aber es kann so nicht weitergehen, schon allein wegen Tom nicht.“
    „Ich werde mich nicht in eure Ehe einmischen.“
    Anna hob den Blick. „Tom weiß, dass ich mich in einen anderen verliebt habe, und er ist besessen von der Idee, herauszubekommen, wer es ist. Als könnte er ihn dadurch entzaubern.“
    Jan kaute auf seiner Unterlippe herum. „Was soll ich tun?“
    „Lass uns versuchen, wieder wie früher miteinander umzugehen.“
    „Wie stellst du dir das vor? Ich bin verliebt in dich, Anna.“
    „Aber ich werde Tom auf keinen Fall verlassen.“
    „Selbst wenn du nichts mehr für ihn empfindest?“
    „Im Moment weiß ich nicht, wen oder was ich liebe, so sieht es aus. Dabei darf ich mich gerade jetzt nicht von privaten Dingen ablenken lassen, ich habe einen komplizierten Fall zu lösen.“
    Anna stand auf und warf die Kissen in den Stuhl zurück.
    „Es ist besser, wenn wir uns in der nächsten Zeit aus dem Weg gehen.“
    Jan Greve sah sie traurig an. Im Gehen streifte Anna seine Hand und nickte ihm wortlos zu.
    Am nächsten Morgen warteten Weber und Michael Antonowich vergeblich darauf, dass Holger Maiwald vorgeführt wurde. Antonowich sah auf seine Uhr. „Ich gehe eben einmal nachsehen, warum das so lange dauert. Bin gleich wieder da.“
    Weber bereitete sich in der Zwischenzeit einen Tee mit dem heißen Wasser aus dem Samowar und beschäftigte sich in Gedanken mit dem Fortgang des Verhörs. Er würde genau dort beginnen, wo sie gestern Nachmittag aufgehört hatten: beim Auftraggeber, der aus Hamburg stammte. Maiwald war gestern kurz davor gewesen, seine Geschichte zu erzählen. Mit der Aussicht auf eine baldige Überstellung nach Deutschland würde es Weber vielleicht gelingen, die ganze Wahrheit aus ihm herauszulocken. Der Druck, den die russische Miliz auf Maiwald ausübte, hatte schon gestern Wirkung gezeigt. Nun hatte er eine weitere, wahrscheinlich schlaflose Nacht hinter sich.
    Webers

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