Und jeder tötet, was er liebt
mit einem inzwischen Verstorbenen als Beweis anführen. Bitte legen Sie nun endlich vor, was Sie gegen meinen Mandanten in der Hand haben, sonst hat diese ganze Veranstaltung hier wenig Sinn.“
Baumhöfner warf Alfons Lüdersen einen schrägen Blick zu und lächelte ihn in der Gewissheit an, schon fast gewonnen zu haben. Als Günther Sibelius zum nächsten Punkt auf der Liste, dem Betrugsvorwurf kam, meldete sich Lüdersen nun selbst zu Wort.
„Udo Lanz hat Ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Nicht von mir ist die Betrugsidee gekommen, er selbst hat sich das ausgedacht. Ich würde sogar sagen, er hat es von Anfang an geplant. Er brauchte nur einen Dummen, mit dem er die Tat umsetzen konnte. Ich habe schließlich mitgemacht, weil ich ansonsten befürchten musste, aus dem Rennen zu sein.“
Anna Greve wiederholte. „Noch einmal ganz klar, Herr Lüdersen. Sie beschuldigen Ihrerseits den Geschäftsführer des HFC, Herrn Udo Lanz, Drahtzieher der Betrügereien gewesen zu sein. Das klingt ein wenig unwahrscheinlich. Schließlich sind Sie im Baugeschäft tätig, während Herr Lanz in diesem Metier ein Laie ist.“
Alfons Lüdersen versetzte arrogant: „Ich wäre nicht da, wo ich jetzt bin, wenn ich mich an solchen Sachen beteiligt hätte, Frau Greve. Was meinen Sie, wie schnell sich so etwas in unserer Branche herumspricht.“
„Wir haben eine interessante Kostenaufstellung in der Wohnung von Herrn Maas gefunden. Scheint aus demselben Drucker zu stammen wie schon zuvor der Brief Ihrer Frau an Sie.“
Anna nahm eine Kopie der Liste aus der Akte heraus und schob sie zu Alfons Lüdersen hinüber.
„Unsere Fachleute werden klären, was dahintersteckt und wer von Ihnen beiden hier lügt.“
Anna hoffte, ihre Kollegen würden dazu in der Lage sein.
Der Rechtsanwalt erhob sich. „Wir werden uns nun verabschieden. Ich glaube nicht, dass man meinen Mandanten wegen des Verdachts auf ein minder schweres Betrugsdelikt in Untersuchungshaft verbringen muss.“
Günther Sibelius war freundlich wie immer.
„Wir halten Sie nicht auf, Herr Dr. Baumhöfner“, sagte er. „Herr Lüdersen allerdings wird sich noch eine Weile zu unserer Verfügung halten müssen.“
Der Anwalt sah auf seine Uhr. „Ich habe gleich einen Termin vor Gericht“, sagte er mit ernstem Blick zu Alfons Lüdersen. „Es wird nicht lange dauern.“
„Können wir Ihnen etwas anbieten, Herr Lüdersen?“, fragte Günther Sibelius höflich. „Einen Kaffee vielleicht?“
„Danke, den trinke ich lieber nachher zu Hause.“
„Gut, wie Sie meinen. Kennen Sie Holger Maiwald?“
„Wer soll das sein?“
„Er war Angestellter der Firma VIP-Protection. Ein Bodyguard, der bei den Heimspielen des HFC, aber auch bei Terminen von Ihnen und Udo Lanz anwesend gewesen ist.“
Jetzt hat er einen Fehler gemacht, dachte Anna, denn Sibelius hatte gerade gesagt, Holger Maiwald wäre angestellt gewesen. Er hatte in der Vergangenheit gesprochen. Wenn Alfons Lüdersen aufmerksam zugehört hatte, konnte ihm das nicht entgangen sein.
„Ja, ich kenne den Mann.“
„Wir hörten, dass Sie sich intensiv mit Herrn Maiwald unterhalten haben. Worüber?“
„Wenn ich mich recht entsinne, wird es wohl irgendetwas mit Fußball zu tun gehabt haben. Er hat, meine ich, von einer Karriere als Leibwächter bei einem der großen europäischen Vereine geträumt.“
„Und ich glaube, Sie kannten Herrn Maiwald viel besser, als Sie uns gerade weismachen wollen. Er ist schließlich der Kontaktmann zwischen den Mördern Ihrer Frau und dem geheimnisvollen Auftraggeber gewesen.“
„Herr Kommissar, ich bin wirklich der Letzte, der sich gewünscht hat, dass Esther etwas zustößt.“
„Obwohl Sie von ihrem Ableben profitiert haben?“ Anna zog misstrauisch die Augenbrauen hoch.
„Wir haben unser halbes Leben zusammen verbracht, da ist es nichts Besonderes, wenn einer dem anderen sein Hab und Gut hinterlässt. Falls Sie jeden Witwer gleich des Mordes verdächtigen wollen, haben Sie tatsächlich viel zu tun. Kein Wunder, dass es auf unseren Straßen so gefährlich zugeht, wenn die Polizei damit beschäftigt ist, Hirngespinsten nachzujagen.“
Hirngespinste; genau dieses Wort hatte Martin Kuhn auch benutzt, als Anna ihm ihre Überlegungen bezüglich des Mordes an Esther Lüdersen vorgetragen hatte. Bestimmt hatten sich Kuhn und Lüdersen mehr als einmal über den Fall unterhalten, vielleicht sogar eine gemeinsame Strategie abgestimmt. Nur, was könnte der Chef bei diesem Deal
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