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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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muss jemand aus der Geschäftsleitung des HFC mit der Firma des Generalunternehmers zusammengearbeitet haben.“
    „Lüdersen und Udo Lanz!“
    „Sie könnten es gewesen sein, aber um das zu beweisen, müssen die Unterlagen erst von unseren Fachleuten geprüft werden. Auf die Kostenaufstellung aus der Wohnung von Olaf Maas sollen sie auch einen Blick werfen. Vielleicht haben wir damit schon einen ersten konkreten Hinweis, dass Lanz und Alfons Lüdersen in dieser Sache zusammengearbeitet haben. Ich rufe den Staatsanwalt an. Jetzt hat er bestimmt nichts mehr dagegen, schnell mit den erforderlichen Papieren herauszurücken.“
    Günther Sibelius telefonierte, dann riefen sie Udo Lanz herein.
    „Wir sind da einer unangenehmen Sache auf die Spur gekommen. Uns kommt es so vor, als sei bei der Planung, vielleicht auch bei der Bauausführung des Stadions betrogen worden. Wie und in welchem Umfang, wird noch genauer untersucht werden müssen. Wir wollten Ihnen jetzt aber schon die Möglichkeit geben, kurz dazu Stellung zu nehmen.“
    Anna beobachtete, wie Lanz sein Kinn entschlossen nach vorn reckte und die Zähne aufeinanderbiss. Er hatte sich offensichtlich dafür entschieden, zu schweigen.
    Es war ein schöner Spätnachmittag, der Sommer spiegelte sich in allem, was Wilfried Hinrichs umgab. Die weißen Wattewölkchen am Himmel konkurrierten in Farbe und Geschwindigkeit mit den sanft auf der Elbe dahingleitenden Schiffen. Am Deich spielten ein paar Kinder, ihr Lachen war weit zu hören. Das satte Grün der Wiesen mit der Schafherde darauf, die wieder einmal nichts anderes im Kopf hatte, als zu fressen und zu blöken, vermittelte ihm das Gefühl, dass alles in Ordnung war. Obwohl, genießen konnte er die Landschaft um sich herum kein bisschen. Der Grund hierfür lag nicht in seiner melancholischen Stimmung oder daran, dass ihm dieser köstliche Moment in Erinnerung rief, wie sich sein eigenes Leben unwiederbringlich dem Ende näherte. Nein, die Natur an sich verdunkelte sein Gemüt. Es war eine törichte Idee gewesen, der Stadt den Rücken zu kehren. Schon als junger Mann hatte er dem Land und dem Sommer nichts abgewinnen können. Wenn sich die anderen von der Sonne inspiriert zu Unternehmungen aufgemacht hatten, nach denen sie sich das ganze Jahr über sehnten, war er verwundert zurückgeblieben. Nie wäre er auf die Idee gekommen, sich seine Kleider vom Leib zu reißen und herumzutollen wie ein Kind. Im Gegenteil, ihm war das Verhalten seiner Mitmenschen zur Sommerszeit lästig geworden. Seit Johannas Tod war er, wenn er vom Büro nach Hause kam, stets direkt in sein Arbeitszimmer gegangen. Dort zog er die Vorhänge zu, um von der Wärme und dem Licht nicht gestört zu werden.
    Seine Tochter Esther, die sonst selten in seine Welt eindrang, hatte immer irgendwelche Ideen an diesen Tagen. Sie kletterte auf seinen Schoß und redete drauflos, träumte von Ausflügen in den Wildpark oder einem Urlaub am Meer. Doch Wilfried Hinrichs hatte nicht mehr viel Liebe zu geben seit Johannas Tod. Er saß da, hörte sich Esthers Geplapper an und hoffte, dass endlich bald der Regen wiederkehren würde. Natürlich trug er einen Anteil am Unglück seiner Tochter. Aber es war nicht so, dass er eine andere Wahl gehabt hätte. Seine Welt war dunkel geworden, seitdem Johanna ihn verlassen hatte.
    „Sie sind so spät noch hier?“
    Horst Moebus betrat den Konferenzraum, die beiden Kommissare erhoben sich und gaben ihm die Hand.
    „Schön, dass Sie da sind, vielleicht können Sie uns weiterhelfen“, begann Anna Greve.
    Dann informierten sie den Präsidenten des HFC über die Ungereimtheiten in den Abrechnungen, von denen sie vielleicht gerade erst einen kleinen Teil freigelegt hatten. Moebus ließ sich die betreffenden Papiere zeigen und versuchte sich hineinzudenken.
    „Unsere Fachleute müssen jeden Moment hier sein“, übernahm Günther Sibelius. „Sie werden die Unterlagen überprüfen.“
    Nun wandte sich Horst Moebus an seinen Geschäftsführer: „Udo, ich sehe doch, dass hier etwas nicht stimmt. Schweigen Sie nicht länger. Der Schaden für den Verein, für uns alle, wird dadurch nur noch größer werden.“
    Udo Lanz zündete sich eine Zigarette an.
    „Ja, ich habe dafür gesorgt, dass Alfons Lüdersen den Auftrag für den Neubau bekam. Zuerst ist es nur Sympathie gewesen und die Tatsache, dass er, als er den Preis des Konkurrenzangebotes gelesen hatte, seinen eigenen noch einmal reduzierte. Ich war zufrieden, mit ihm würde

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