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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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sich angenehm arbeiten lassen, und ich hatte für den Verein ein gutes Geschäft gemacht.“
    Lanz stand auf, um sich einen Kaffee einzuschenken.
    „Eines Tages, während eines Arbeitsessens, erzählte Alfons mir, wie einfach es wäre, nebenbei noch etwas Geld zu verdienen. Er meinte, wir müssten uns nur einig sein, dann würde niemand davon erfahren.“
    „Können Sie uns ein Beispiel nennen?“, fragte Günther Sibelius.
    „Wir haben ein paar Prozente beim Planungsvolumen aufgeschlagen. Jeden Teilabschnitt haben wir separat abgerechnet. Alfons behielt sechzig Prozent des Überschusses für sich, mir gab er vierzig Prozent. Er sagte, dass so etwas im Baugeschäft nicht unüblich sei. Jeder, der die Gelegenheit dazu hätte, würde versuchen, eine Scheibe vom großen Kuchen für sich abzuschneiden. Jedes Mal, wenn ich zwischendurch zweifelte und überlegte, ob das, was wir da taten, richtig war, hatte er wieder eine größere Summe für mich parat, und so habe ich immer weitergemacht.“
    „Damit haben Sie Ihren Arbeitgeber vorsätzlich betrogen“, fuhr Anna dazwischen. „Und natürlich auch die Fans des HFC.“
    „Bei den utopischen Summen, mit denen der Vorstand jeden Tag so hantiert, habe ich nicht geglaubt, dass dieses bisschen Geld tatsächlich etwas ausmacht.“
    Horst Moebus hielt es nicht länger auf seinem Stuhl.
    „Aber spätestens als wir mit den Finanzen nicht ausgekommen sind, hätten Sie doch nachdenken müssen. Ohne die Rettungsaktion unserer Sponsoren wären wir in dieser Saison verloren gewesen.“
    „Von meinem Anteil hätten wir auch keinen Topspieler verpflichten können.“ Udo Lanz verschränkte seine Arme vor der Brust.
    „Entschuldigen Sie, Udo, ich habe Sie nicht unterbrechen wollen. Ist das alles gewesen?“
    „Manchmal haben wir auch mehr Material abgerechnet, als verbraucht wurde, oder eben andere Preise eingesetzt.“
    „Dafür hat Lüdersen wahrscheinlich die Liste mit den Materialkosten gebraucht, die wir bei Olaf Maas gefunden haben“, raunte Anna Günther Sibelius zu.
    Horst Moebus drehte sich zu ihnen um, dann fuhr er fort.
    „Wie viel Geld haben Sie eigentlich bekommen, Udo?“
    „Bisher waren es ungefähr 450.000 Euro. Weitere 300.000 hat Lüdersen mir in Aussicht gestellt.“
    „Sie haben viel riskiert und alles verloren“, resümierte Horst Moebus ernst.
    Udo Lanz vermied, seinem Chef in die Augen zu sehen. „Wenn man sich einmal auf solche Sachen eingelassen hat, ist es schwer, wieder damit aufzuhören.“
    „Hat Alfons Lüdersen Sie jemals unter Druck gesetzt?“
    Udo Lanz nahm keine Notiz von Annas Frage. Er saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, den Blick fest auf den Boden gerichtet.
    „Erzählen Sie uns doch bitte von Lüdersens Beziehung zu Holger Maiwald.“
    Jetzt musterte der Geschäftsführer die Kommissarin, anschließend sah er zu Horst Moebus hinüber.
    „Erinnern Sie sich noch an unser Silvesterbankett, Chef, als die Pläne und das Modell für den Neubau präsentiert wurden? Lüdersen war in Begleitung seiner Frau und eines älteren Herrn gekommen, der sich als sein Schwiegervater vorstellte. Später habe ich erfahren, dass dieser Mann das Lüdersen’sche Baugeschäft überhaupt erst aufgebaut hat. Alfons war sichtlich stolz, seinem Schwiegervater die Konstruktionspläne präsentieren zu können. Er tat so, als sei auch die Gestaltung sein geistiges Kind gewesen, dabei hat ein Architekt den gesamten Komplex entworfen.“
    „Und bei dieser Gelegenheit hat Lüdersen die Bekanntschaft von Holger Maiwald gemacht?“
    „Sie haben sich angeregt unterhalten.“
    Günther Sibelius lächelte Udo Lanz zu. „Sie hätten sich viel Ärger erspart, wenn Sie schon zu Anfang unseres Gespräches kooperativer gewesen wären.“
    „Ich bin jedenfalls froh, dass Ihre Machenschaften nun endlich ans Licht gekommen sind“, setzte Anna hinterher.
    Als sie die Geschäftsstelle verließen, rieb sich Anna Greve ihre schmerzenden Schläfen. „Und nun? Wollen wir diesen Abend mit einem Besuch bei Alfons Lüdersen krönen?“
    Günther Sibelius winkte ab. „Der läuft uns nicht weg.“
    Eigentlich hatte sich Anna vorgenommen, heute noch eine Runde zu joggen, aber ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es dafür viel zu spät war. Sie saß im Auto und starrte nun von außen in die dunklen Fenster ihres Zuhauses, nicht einmal das Flurlicht hatte Tom angelassen. Müde schloss sie die Haustür auf und schlich sich auf Zehenspitzen hinein. In der Küche fand sie noch ein

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