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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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erledigt. Die Kollegen von der Spurensicherung haben gründliche Arbeit geleistet.“
    „Trotzdem, irgendetwas fehlt.“
    Die Haubachstraße war eine unscheinbare Durchgangsstraße zwischen dem Bahnhof Altona und der S-Bahn-Station Holstenstraße. An ihrem oberen Teil, wenn man wie gerade Anna Greve aus der Richtung Holstenstraße kam, befand sich das Betriebsgelände der gleichnamigen Brauerei. Die Holsten-Brauerei erstreckte sich über eine große Fläche zur Rechten. Anna schaute auf die andere Straßenseite, dort hatten sich Büros und Handwerksbetriebe angesiedelt. Die Kommissarin strich den Zettel mit der Adresse der Zeugin glatt, der mittlerweile zu einem Kügelchen zerknüllt in ihrer Hand gesteckt hatte. Sie kannte sich in dieser Gegend nicht besonders gut aus, doch ein Blick auf die Notiz zeigte, dass sie richtig war. Erleichtert konzentrierte sie sich wieder auf das Autofahren, was sich auch schon im nächsten Moment als notwendig erwies. Der Weg vor ihr verengte sich plötzlich und wurde zur Einbahnstraße, die Weiterfahrt war unmöglich. Anna hatte Glück, denn rechter Hand entdeckte sie gerade noch rechtzeitig eine Lücke neben dem Bürgersteig, in die sie nun ihren Wagen einparkte. Sie stieg aus, um ihre Suche zu Fuß fortzusetzen, und endlich tauchten die ersten Wohnhäuser vor ihr auf. Zum größten Teil waren es dreistöckige Mietshäuser aus den dreißiger Jahren, deren Fassaden mit Rotklinkersteinen verblendet worden waren. An einer Häuserwand direkt vor ihr hing ein Schild vom Altonaer Bau- und Sparverein, was auf erschwingliche Mieten hindeutete. Die Nummer 64 hob sich allerdings sehr von ihrer Umgebung ab. Es war ein neu gebautes Haus mit moderner Architektur und grauem Strukturputz. Anna drückte auf den Klingelknopf. Aus der Gegensprechanlage kam zuerst ein schnarrendes Geräusch, dann eine Frauenstimme: „Ja?“
    „LKA Hamburg, Kommissarin Anna Greve.“
    Augenblicklich wurde der Summer betätigt. Sie betrat das Appartementhaus und begann, die fein geschliffene Holztreppe hinaufzusteigen.
    Ulrike Homberg war eine sehr attraktive Frau, was Anna Greve nicht weiter überraschte. Alfons Lüdersen war nicht der Typ Mann, der sich mit einer unscheinbaren oder hässlichen Geliebten umgab. Anna schätzte sie auf Mitte zwanzig, mit zierlicher Figur und dunkelbraunen Augen, die in reizvollem Kontrast zu ihrer blonden Mähne standen. Alfons Lüdersen mit seinen fast sechzig Jahren hätte leicht ihr Vater sein können.
    „Guten Abend, Frau Kommissarin, kommen Sie bitte herein.“
    Ulrike Homberg war elegant gekleidet. Ihr schlanker Körper steckte in einem edlen, hellgrauen Seidenkostüm, in dem sie sehr seriös wirkte und für das sie eigentlich zu jung war. Die Kommissarin überlegte kurz, ob Lüdersen es ihr wohl seinem Geschmack entsprechend gekauft hatte.
    „Wollen Sie meine Aussage schriftlich?“
    Ulrike Homberg wirkte intelligent und ziemlich selbstbewusst. Sah man von ihrem Outfit einmal ab, war sie vielleicht doch keine Frau, die sich alte Männer als Anhängsel zu wählen pflegen.
    „Ja, das auch, doch dafür müssen Sie bitte morgen in unser Büro kommen. Ich wollte Sie einfach kennenlernen.“
    „Meine Angaben sind wichtig, oder?“
    In ihrer Frage klang nicht die kleinste Spur eines Zweifels mit.
    „Sie entlasten ihren Freund immerhin in einem Mordfall.“
    Anna sah sie prüfend an, doch Ulrike Homberg hielt ihrem Blick stand.
    „Ich kann Ihnen nichts anderes sagen als schon vorhin am Telefon. Alfons war bei mir, hier in der Wohnung.“
    „Daran zweifelt auch niemand, aber möglicherweise haben Sie sich in der Dauer seines Besuches geirrt. Uns geht es um die Zeit nach 23 Uhr. Ist er zwischendurch vielleicht einmal fort gewesen?“
    „Alfons und ich haben die ganze Nacht zusammen verbracht.“
    Anna hatte das untrügliche Gefühl, dass diese Frau log, auch wenn sie es äußerst perfekt zu verbergen verstand.
    „Wie Sie meinen. Wir sehen uns dann morgen zur Protokollaufnahme im Präsidium.“
    Die Kommissarin nickte. Kurz bevor Ulrike Homberg ihre Wohnungstür jedoch wieder ganz geschlossen hatte, wandte sich Anna noch einmal um und sah ihr direkt ins Gesicht.
    „Eine Falschaussage macht Sie zur Mittäterin, Frau Homberg. Und wir reden hier von keinem Kavaliersdelikt. Wenn Ihre Angaben nicht stimmen, werden Sie mit einer Gefängnisstrafe rechnen müssen.“
    Nun glaubte sie doch so etwas wie Furcht im Gesicht der jungen Frau zu erkennen. Es würde sich zeigen, ob diese Furcht

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