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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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morgen an ziemlich weit weg und Anna konnte nicht so bald wieder in Versuchung kommen.
    Als Anna endlich nach Hause kam, wurde sie dort schon von ihrer Mutter erwartet. Tom befand sich seit heute Morgen auf einer Geschäftsreise, und Elisabeth Lamprecht betreute, wie immer unter diesen Umständen, die Kinder. Anna hatte sie komplett vergessen, und ihre Mutter besaß empfindliche Sensoren dafür, wenn man ihr etwas verheimlichte.
    „Spät ist es geworden“, stellte Elisabeth fest, „ich hätte mir für mein Kind einen leichteren Beruf gewünscht.“
    „Es geht mir gut, Mama.“
    „Wollen wir uns noch unterhalten, oder bist du zu müde?“
    Wie schön wäre es gewesen, jetzt schlafen zu gehen. Stattdessen sagte sie: „Gerne“, und ließ es aufrichtig klingen.
    „Hast du Hunger? Es ist noch ein bisschen Nudelauflauf da, den ich dir aufwärmen kann.“
    „Hab unterwegs zu Abend gegessen.“
    „Was ist nur los mit dir? Irgendetwas stimmt doch nicht. Hat es etwas mit Tom zu tun?“
    Elisabeth erinnerte Anna an einen Terrier, der sich im Bein seines Feindes verbissen hatte und es nicht mehr loslassen wollte. Besonders ärgerlich war auch, dass sie der Wahrheit dabei immer so gefährlich nahekam. In diesem Moment nahm sich Anna vor, eine professionelle Kinderbetreuung zu suchen. Gegenüber einer Fremden würde sie nicht gezwungen sein, Auskunft über ihr Privatleben zu geben. In jedem Fall aber war sie fest entschlossen, ihr kleines Geheimnis für sich behalten.
    „Es war ein anstrengender Tag.“
    „Das hat dein Vater auch immer gesagt, wenn er nicht mit mir sprechen wollte.“
    Zum Teufel mit ihr, dachte Anna. Warum kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Und was sollte dieser unpassende Vergleich mit ihrem Vater?
    „Tom ist so merkwürdig gewesen, heute Morgen. Erzähl mir, was geschehen ist.“
    Ja, es war wirklich an der Zeit für ein Gespräch, aber Anna würde es mit ihrer Freundin führen. Gleich morgen wollte sie bei Paula anrufen. Elisabeth würde ganz sicher versuchen, sie zu einer Entscheidung zu drängen, auch wenn sie keine Vorwürfe von ihr zu hören bekäme, doch Paula würde sie mit gut gemeinten Ratschlägen verschonen. Dabei wusste Elisabeth aus eigener Erfahrung, dass im Leben und vor allem in der Liebe nicht immer alles so lief, wie man es sich erträumte. Sie hatte sich scheiden lassen, als Anna zwanzig Jahre alt gewesen war. Streit hatte Elisabeth mit ihrem Mann selten gehabt, beschaulich hatten sie nebeneinanderher gelebt und genau das war das Problem gewesen. In ihrer Ehe war mit den Jahren ein Vakuum entstanden, sie hatten sich nicht mehr füreinander interessiert. Elisabeth war eine gutmütige und klarsichtige Frau. Lange vor ihrem Mann hatte sie erkannt, dass sie einfach nicht mehr zusammenpassten und sich gegenseitig in ihrer Entwicklung blockierten. Also zog sie die Konsequenzen, nahm Schwierigkeiten und Verletzungen in Kauf, um sich selbst treu bleiben zu können.
    „Ich glaube, ich habe mich in einen anderen verliebt.“
    Was hatte sie da gerade eben gesagt? Wie war ihr dieser Satz nur herausgerutscht?
    „Und jetzt weißt du nicht, was du tun sollst.“
    „Im Moment möchte ich gar nichts tun.“
    „Mit dir und Tom steht es schon länger nicht zum Besten. Wenn ich nur daran denke, in welcher Stimmung ihr aus Dänemark zurückgekommen seid.“
    „Lass es gut sein, Mutter.“
    „Ich liebe dich, Anna, das weißt du, du bist mein Kind. Tom habe ich auch sehr gern, und es macht mich traurig, euch in diesem Dilemma zu sehen.“
    Sie guckte ihre Tochter forschend an. „Ist es Jan?“
    Anna spürte, wie sie errötete. Niemals hätte sie sich auf diese Debatte einlassen dürfen.
    „Du wirst nicht drumherumkommen, es Tom zu sagen.“
    Elisabeth war ein verschwiegener Mensch. Trotzdem, Anna wäre es lieber gewesen, dieses Gespräch hätte niemals stattgefunden.
    Am nächsten Morgen wartete eine Überraschung auf die Kommissarin. Als Anna Greve auf ihrem Weg ins Büro an dem Zimmer von Antonia Schenkenberg vorbeikam und hineinschaute, sah sie dort Horst Moebus sitzen, den Präsidenten des HFC. Die beiden schienen sich gerade angeregt zu unterhalten.
    „Kann ich Ihnen helfen, Herr Moebus?“
    „Vielen Dank, ich werde schon verarztet. Ich stelle gerade fest, dass Sie wirklich nicht die einzige sympathische Mitarbeiterin beim LKA sind.“
    „Hat Sie am Ende die Frage nach der Nachfolge von Udo Lanz zu uns geführt?“
    Anna hatte sich nicht verkneifen können, ihm diese Frage zu

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