Und jeder tötet, was er liebt
werden, wenn es nötig ist, auch mehrmals am Tag.“
Was für eine Katastrophe begann sich hier eigentlich abzuzeichnen, dachte Martin Kuhn, als er endlich wieder in seinem Büro allein war. Sollte er wirklich all die Jahre auf das falsche Pferd gesetzt haben? War Alfons tatsächlich an diesem Betrug beteiligt? Dem Lanz würde er eine solche Schweinerei schon zutrauen. Kuhn war als Mitglied des Vereinsvorstandes schließlich von vornherein dagegen gewesen, ihn auf den Posten des Geschäftsführers zu heben. Leider war er damals überstimmt worden. Aber selbst wenn Alfons in diese Sache verwickelt sein sollte, hieß das noch lange nicht, dass er etwas mit Esthers Tod zu tun haben musste. Martin Kuhn hoffte, dass seine Mitarbeiter noch einen weiteren Hinweis finden würden, irgendein Indiz, das Lanz noch mehr belastete. Geschah das nicht, würde er seine schützenden Hände nicht mehr allzu lange über Alfons halten können. Und sollte er noch weiter in Alfons Geschichten mit hineingezogen werden, würde er keinen Augenblick zögern, ihre langjährige Freundschaft zu beenden.
„Kuhns Appell in allen Ehren“, gab Anna Greve zu bedenken, als sie wieder zusammen mit Weber in ihrem Büro saß. „Ich meine, es gibt zurzeit dringendere Spuren, denen wir nachgehen müssten.“
Anna legte den Zettel, den sie in der Jacke von Olaf Maas gefunden hatten, vor sich auf den Schreibtisch. Weber nahm ihn in die Hand und las.
„Sie haben recht, Anna. Wie ist es, ich würde mein Glück gern einmal hiermit versuchen.“
„Machen Sie nur.“
Weber wählte, nachdem er das Telefon auf „Mithören“ geschaltet hatte, die Nummer der Zürcher Nationalbank. Als sich der Teilnehmer am anderen Ende gemeldet hatte, stellte sich Weber kurz vor und kam dann rasch auf den Punkt.
„Wir sind im Zusammenhang mit mehreren Mordfällen in Hamburg auf etwas gestoßen, von dem wir glauben, dass es sich dabei um die Nummer zu einem Konto in Ihrem Haus handeln könnte.“
Die junge Frau war freundlich und bestimmt. „Wir müssen das Bankgeheimnis im Interesse unserer Kunden wahren. Allerdings in diesem Fall ...“ Sie überlegte. „Warten Sie bitte einen Moment, ich stelle Sie zu unserem Filialleiter durch.“
Nach einer Weile meldete sich eine männliche Stimme.
„Meine Mitarbeiterin hat mich über Ihr Anliegen informiert, Herr Kommissar. Ich fürchte allerdings, dass es nicht so einfach sein wird, Ihnen zu helfen.“
„Zunächst geht es nur um die Bestätigung einer Kontoverbindung. Der Name des Kunden ist Alfons Lüdersen, wohnhaft in der Karl-Jacob-Straße 12 in Hamburg-Nienstedten. Seine Kontonummer lautet: 450 763 89.“
Weber hörte das Klicken der Computertastatur am anderen Ende der Leitung und wartete.
„Ich möchte Sie bitten, mir die Daten noch einmal zu faxen“, sagte der Bankangestellte endlich. „Wenn alles seine Richtigkeit hat, werde ich Ihnen umgehend Bescheid geben.“
Weber versprach, das Fax sofort loszuschicken. In diesem Augenblick betrat Antonia Schenkenberg das Büro, in der Hand den Laborbericht über die grüne Lederjacke.
„Hier, bitte“, sie lächelte Anna zu, „ich glaube, darauf haben Sie schon gewartet.“
Anna Greve starrte auf den Laborstempel auf der ersten Seite und erinnerte sich wieder an die Durchsuchung von Lüdersens Villa.
„Haben wir das Untersuchungsergebnis von der Asche aus Lüdersens Kamin inzwischen endlich vorliegen?“
Als Weber verneinte, beschloss sie, nachher noch einmal nachzuhaken, schließlich hatte die KTU mittlerweile mehr als genug Zeit dafür gehabt. Dann begann sie zu lesen. Bei den Verfärbungen im Innenfutter der Jacke handelte es sich um das Blut von Olaf Maas. Durch dieses Ergebnis war Michael Schmidt zum Hauptverdächtigen geworden. Die Polizisten besprachen kurz ihre Strategie, dann wurde der junge Mann vorgeführt.
„Jetzt haben wir die Bestätigung“, begann Lukas Weber. „Die Untersuchung hat den Beweis erbracht, dass die grüne Lederjacke, von der Sie behaupten, sie sei Ihr Eigentum, dem ermordeten Olaf Maas gehört hat.“
Michael Schmidt strich sich fahrig durch die Haare.
„Ich wusste doch, dass er ein komischer Typ war.“
„Wer?“, fragte Weber.
„Na, der Mann, der mir die Jacke verkauft hat, natürlich.“
„Wollen Sie behaupten, dieser Fremde könnte Herrn Maas ermordet haben?“
„Weiß nicht, ich bin ja nicht dabei gewesen. Vielleicht hat er die Jacke nur gefunden. Kann doch sein, dass sie irgendwo herumgelegen hat.“
„Und
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