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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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nach
Leipzig?
«
    »Das muß ich Ihnen erklären … Nein, nein, ich meinte
meine
Akten. Die müßten im Archiv der Kanzlei liegen. Ich werde meinen Sohn anrufen und veranlassen, daß man sie aushebt. Wenn wir Glück haben, ist noch alles da. Aber das Heraussuchen wird bestimmt einen Tag dauern …«
    »Ich wollte Sie nicht überfallen. Heute ist Freitag. Dürfte ich Sie vielleicht morgen besuchen?«
    »Falls Sie nichts mehr von mir hören, haben wir die Akten gefunden. Kommen Sie doch zum Kaffee, um sechzehn Uhr. Bis dahin habe ich die Unterlagen auch durchgesehen und mein Gedächtnis ausfgefrischt …«

3
    »Herr Landau, ich bin …«
    »Aranda! Sie sind Herr Aranda, ich kenne Ihre Stimme!« Der Buchhändler begann zu keuchen. »Was wollen Sie schon wieder?«
    »Die Situation hat sich geändert. Von jetzt an lasse ich mich nicht mehr fortjagen. Von jetzt an werden Sie mir alles mitteilen, was Sie wissen – über Valerie Steinfeld und den Vaterschaftsprozeß, den sie geführt hat, und über …«
    Landau jaulte auf: »Vaterschaftsprozeß?«
    »Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    Landaus Stimme bebte: »Aber woher wissen Sie …?«
    »Von Nora Hill.«
    »O Gott.«
    »Ja, o Gott. Ich weiß bereits sehr viel, Herr Landau. Auch, daß Sie Frau Barry angerufen und ihr nahegelegt haben, mir keinerlei Auskünfte zu geben. Hören Sie zu, Herr Landau: Wenn Sie das noch bei einem
einzigen
anderen Menschen versuchen, wenn Sie mir jetzt nicht
rückhaltlos
alles erzählen, will ich dafür sorgen, daß Sie in diese Affäre hineingezogen werden – und es ist, das haben Sie gewiß schon festgestellt, eine durchaus lebensgefährliche Affäre, auch jetzt noch, nachdem bereits zwei Menschen gestorben sind, die in sie verwickelt waren.« Angst muß man dem Ängstlichen machen, dachte Manuel, und fuhr fort: »Es könnte sehr leicht sein, daß Sie dann der dritte Tote sind. Nora Hill ist meine Verbündete geworden heute nacht. Sie wissen, was das für mich bedeutet – und für
Sie!
«
    Das letzte war ein Pfeil ins Blaue.
    Er traf.
    Landau stotterte: »Drohen Sie mir doch nicht … mein Herz, Sie wissen, mein Herz … Ich will Ihnen ja erzählen, wie das alles war, immerhin, wenn Sie ohnedies schon davon gehört haben … aber
Tilly!
«
    »Was, Tilly?«
    »Meine Schwester … Wenn Sie hierherkommen, werden meine Angestellten ihr berichten, daß Sie da waren … und dann …«
    »Was ist größer: Ihre Angst vor Ihrer Schwester oder Ihre Angst davor, ermordet zu werden wie mein Vater?«
    »Ich … ich …«
    Na also, dachte Manuel.
    »Wir machen das anders«, sagte er. »Sie kommen zu mir, nicht ich zu Ihnen.«
    »Ins ›Ritz‹?«
    »Ja. In meinem Salon können wir ungestört sprechen.«
    »Aber was sage ich im Geschäft? Ich muß doch immerhin einen Grund angeben, warum ich fortgehe …«
    Eigentlich tut mir der arme Hund leid, dachte Manuel.
    »Bibliothek!«
rief Landau plötzlich.
    »Was?«
    »Es werden uns dauernd private Bibliotheken zum Kauf angeboten … Das ginge … Ich könnte immerhin sagen, daß ich mir eine ansehen muß … Daran würde Tilly nichts finden, daran ist sie immerhin gewöhnt … Wenn ich nur wieder zurück bin vor halb sieben … Da kommt sie nämlich … Und wenn ich dann noch nicht zurück bin …«
    »Sie werden zurück sein. Ich erwarte Sie heute nachmittag um fünfzehn Uhr.«

4
    Das war vor eineinhalb Stunden gewesen.
    Und nun stand Manuel bei Irene und drehte den billigen Umschlag des Briefes in der Hand.
    Sie sah ihn ratlos an.
    »Begreifen Sie das? Aus Warschau? Daniel Steinfeld? Wer ist das? Was hat das zu bedeuten?«
    »Wann kam der Brief?«
    »Mit der Morgenpost.«
    Sie sprachen in dem antik eingerichteten Wohnzimmer. Nebenan ertönte ein Staubsauger. Eine ältere Frau mit Kopftuch und Schürze hatte Manuel die Eingangstür geöffnet. Die Wohnung war, soweit er das beurteilen konnte, sehr groß. Von einer getäfelten fensterlosen Halle gingen Türen in zahlreiche Räume. Die Fenster des Wohnzimmers sahen auf einen stillen, weiten Hof hinaus, in dem drei alte, kahle Kastanienbäume, hoch beladen mit Schnee, standen.
    Valerie Steinfelds Wohnung befand sich im dritten Stock des dunklen, gepflegten Hauses mit dem uralten, quietschenden und ruckenden Fahrstuhl. Viele Bücher gab es im Wohnzimmer, wertvolle Schränke, Kommoden und Truhen, auf denen silberne Leuchter standen, eine Sitzgarnitur und mehrere hohe Stehlampen.
    »Wie, bitte?«
    Irene hatte etwas gesagt, er hatte es

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