Und kein Ende (German Edition)
Überstundenausgleich“
„Das will ich aber nicht“
Ich erklärte mich bereit sie zumindest am Abend abzuholen. Mein Vater, der gerade Urlaub hatte fuhr sie morgens vorbei, denn meine Mutter meinte, sie könne unmöglich so früh am Morgen mit dem Bus alleine fahren zumal das Freizeitgrundstück am Rande eines Waldes lag „So eine Unverantwortlichkeit der Vorgesetzten. Und wenn ihr was passiert. Es gibt genug Unholde die dort ihr Unwesen treiben“
Dem war aber nicht genug. Schon am ersten Abend saß sie ganz zerknirscht und erzählte mir ihr Leid.
„Es gibt dort mehrere Gruppen und jede muss aus den dort vorhanden Materialen etwas bauen was dann anschließend in einem Wettbewerb bewertet wird. Ich soll ein Blockhaus bauen und ich weiß gar nicht wie das geht. Die Kinder haben auch keine Ahnung. Ich habe auch immer mit Kindern bis zur vierten Klasse zu tun und diese dort sind alle älter“
„Aber das ist doch nicht schlimm. Es scheint doch alles da zu sein. Werkzeug, zurechtgeschnittenes Holz“
Ich nahm mir kurzfristig einen Tag Urlaub und baute ihr das Holzgerüst für ihr Blockhaus und erklärte ihr genau was alles weiter zu machen ist. Die Jungs kapierten schnell und mir tat es leid, dass ich nur einen Tag hatte. Jeden Abend, wenn ich sie von der Arbeit abholte, schaute ich mir die Fortschritte am Bau an. Es schien voran zu gehen.
Am Ende des Lagers war sie beinahe beleidigt, dass die Hütte nur Platz drei belegt hatte.
Sie schob immer die Arroganz von Frau Speckstein auf ihre höhere Qualifizierung und auf ihr Alter. Ich versuchte sie dazu zu bewegen sich weiterzubilden. Eine Ausbildung zur Erzieherin und eine anschließende Weiterbildung zur Sozialpädagogin wären durchaus möglich gewesen. Aber immer wieder sträubte sie sich dagegen. Hatte Tausende von Gründen warum sie das nicht möchte und kam am immer wieder mit ihren Wehklagen zu mir. Ich hätte sie gerne aus diesem Teufelskreis befreit, doch es war mir nicht möglich. Warum wurde mir erst viel später klar.
Nein es war nicht leicht mit ihr. Selbst so simple Unternehmungen wie in einem Lokal essen zu gehen wurden zu einem Erlebnis der besonderen Art. Nein, nicht nur die Speisekarte musste herhalten oder die Räumlichkeit selbst, sondern wenn man sich nach Stunden vergeblichen Suchens auf ein Lokal geeinigt hatte ging der Tanz erst richtig los.
„Können wir uns nicht an einen anderen Platz setzen? Die Frau dort in der Ecke schaut dauernd zu mir her“
So kam es vor, dass wir bis zu dreimal bei einem Lokalbesuch den Platz wechselten.
Es wurden aber auch andere peinliche Situationen in schöner Regelmäßigkeit heraufbeschworen. Sie hatte ihren Teller ratze putz leer gegessen und als die Bedienung freundlich fragte: „Hat es Ihnen geschmeckt“
„Das Fleisch schmeckte aufgewärmt“ antwortete sie schnippisch.
„Aber sie hätten doch nicht aufessen müssen“ versuchte die Bedienung freundlich zu bleiben „Der Braten war ganz frisch. Vielleicht lag es an der Würzung“
„Nein, das Fleisch war aufgewärmt“
Kopfschüttelnd lief die Bedienung davon und hinter der Theke diskutierte sie mit dem Blick zu uns mit dem Koch.
Beim Essen hatte sie kein Sterbenswort darüber erwähnt. Ich saß nur beschämt da und ärgerte mich.
Für den Sommer hatte ich einen Wanderurlaub an den Ammersee organisiert. Sie wollte die großen Touristenzentren wegen der vielen Menschen bewusst meiden. Der Ort Dissen schien genau das Richtige zu sein. Das Kloster Andechs, mit seinem weltberühmten Bier, war auch nicht weit. Alles schien zu passen. Aber es kam wie so oft. Eine Wanderung hatten wir diesmal nicht unternommen obwohl wir einen Satz Karten für die Umgebung vom Touristenverein extra ausgehändigt bekamen. Im Ganzen unternahmen wir nur zwei Ausflüge. Einen zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau und den anderen auf das Kloster Andechs. Die vielen anderen Freizeitmöglichkeiten, wie Schiffsrundfahrten, Badestellen am See und das gemütliche Festzelt mit seinen zahlreichen Leckereien anlässlich zum traditionellen Fischerstechen wurden von ihr ignoriert oder einfach nur abgelehnt. Den Tag verbrachten wir mit der Suche nach Discotheken auf dem Land oder mit sinnlosen Fahrten in der Umgebung um eventuell ein idyllisches Plätzchen zu finden. Alles war vergebens. Bei einer Fahrt in den nahe gelegen Allgäu startete ich einen weiteren vergeblichen Versuch was die Familienplanung anging. Bevor ich die vorsichtige Frage ein
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