Und kein Ende (German Edition)
hat man doch keinen Besuch mehr. Außerdem hat es mir nicht gefallen. Ihr habt nur die Lieder getanzt die ich nicht mag.“
Im Juli war es dann endlich soweit. Ich streckte dem Produktionsleiter der Verstärkerfabrik meine Kündigung entgegen.
„Warum wollen sie uns verlassen? Gefällt es Ihnen nicht mehr bei uns“ wollte er wissen.
„Doch es hat mir sehr gefallen“ log ich ihn an „aber ich werde eine Weiterbildung zum Techniker absolvieren“
„Aber sie haben doch bei uns bereits eine Position als Techniker. Warum wollen sie dann also nochmals für wenig Geld zwei Jahre die Schulbank drücken und ihren Arbeitsplatz aufs Spiel setzen“
Ich ging nicht auf seine Ansprache ein und bedankte mich noch einmal freundlich für die ‚schöne Zeit’ und das ‚gute Arbeitsklima’ und dachte nur bei mir: „Wie kann man nur in so einer Klitsche sein Dasein fristen“. Ich verstand nie, dass ein Diplom Ingenieur in solch einem Laden zufrieden sein konnte. Mit Sicherheit völlig überqualifiziert oder hatte er sich bewusst eine solch langweilige Arbeit ausgesucht weil er seine Lebenserfüllung woanders gefunden hatte. Ich, bei meinen privaten Verhältnissen, konnte mir nicht vorstellen wo. Ich suchte, so wie fast jeder anständige Deutsche, meine Lebenserfüllung in der Arbeit.
Sie machte mir in der Zwischenzeit Vorhaltungen, dass ich es nur ihr zu verdanken hätte, dass ich mich jetzt weiterbilden könne. Nein, sie hatte in allen Diskussionen über ihre berufliche Zukunft auf ihre Halbtagsstelle im Kinderhort beharrt. Mir schien sie es aber nicht gönnen zu wollen. Wahrscheinlich war es nur der Gedanke, dass ich für diese Zeit genau so viel wie sie verdiente und das war ihr wohl sehr unangenehm. Mir viel nicht besonders auf, dass trotz der monatlich fünfhundert Mark Einkommensverlust der Haushalt wie gehabt weiterlief und es blieb am Monatsende genau sowenig übrig wie vorher auch. Ich als der verständnisvolle Ehemann, als den mich alle sahen, engagierte mich noch mehr im Haushalt. Ich war nachmittags meist früh Zuhause und konnte so vieles klären, was sie an dem für sie viel zu kurzen Morgen liegen ließ.
Sie machte mir in dieser Zeit immer mehr Vorwürfe, dass ich nur meinen Freunden hinterherlaufen würde und sie ganz bewusst ausgegrenzt worden war. Ich fühlte mich damals noch dazu verpflichtet sie immer und immer wieder und bei jeder Gelegenheit in die Unternehmungen unserer Bekannten bewusst mit einzubeziehen. Aber immer gab es mit ihr Reibereien.
Wir saßen mal wieder nach einer Musikprobe zusammen als Adele und Irene sie aufforderten doch auch mal mittwochs mit in die Sauna zu gehen.
„Ist das auch keine gemischte Sauna“ wollte sie gleich wissen.
„Nein, Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, Mittwochs sind nur Mädels“ grinste Adele zurück.
Ich war froh, dass Adele trotz der vielen Unstimmigkeiten erneut einen Anlauf genommen hatte um sie mit einzubeziehen.
Der Mittwoch verging und sie hatte nicht viel von ihrem Saunabesuch erzählt. Als mir Adele das nächste Mal über den Weg lief erfuhr ich was vorgefallen war.
„In der Sauna ging es ja noch einigermaßen. Danach waren wir im Malzhaus und da gefiel es ihr überhaupt nicht. Immer wieder drängte sie uns, dass wir doch mit in die Disco gehen sollten. Obwohl ich ihr verständlich machen wollte, dass wir morgen einen harten Arbeitstag vor uns hatten und zuvor noch die Kinder auf den Weg bringen mussten hörte sie nicht auf zu nörgeln. Bis sie sogar noch als altmodisch beschimpfte. Ich habe mich ganz schön über sie geärgert.“
Den nächsten Mittwoch hatte sie bereits eine Ausrede parat und der Saunaabend war damit für sie gestorben. Mich wundert es heute noch, dass mein Verhältnis zu Reiner und Adele dadurch keinen Schaden nahm.
Für sie war es aber Anlass genug für sich die Konsequenzen zu ziehen.
„Ich möchte meine eigenen Bekanntschaften haben. Eröffnete sie mir eines Tages. Ich habe eine Annonce aufgegeben um nette Frauen zum Ausgehen kennen zu lernen. Von Deinen Freunden werde ich immer geschnitten. Morgen früh kommt die erste die sich auf die Anzeige gemeldet hat.“
Annette war so in unserem Alter und hatte bereits Nachwuchs. Die kleine Sandra war zwei Jahre alt und ziemlich lebhaft. Als ich nachmittags von der Schule kam saßen die Beiden immer noch. Wir begrüßten uns kurz und ich verschwand im Arbeitszimmer, da ich noch für die kommende Klausur zu lernen hatte. Was mir sofort unangenehm auffiel,
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