Und kein Ende (German Edition)
einmal los um Töpfe zu kaufen. Zufällig fand ich dann zwei von den vermissten Töpfen im Vorratsschrank ganz unten in der Ecke. Im einen war festes Wachs in dem noch der Löffel stak, der andere war voll mit blauer Farbe.
„Sag’ mal, was soll den das?“ wollte ich von ihr wissen.
„Na ja, ich wollte Kerzen gießen, aber dann hab’ ich wohl den Topf ganz vergessen.“
„Und was ist das mit der Farbe?“
„Ach so, dass da. Da wollte ich mal ein T-Shirt einfärben“
So sah sie also ihr neues Betätigungsfeld. Aber auch hier schien sie nicht besonders beständig und erfolgreich zu sein. Was sie aber mit Vorliebe zelebrierte, war das Putzen am späten Samstagvormittag. Wenn ich um acht zum Einkaufen ging lag sie immer noch im Bett und da lag sie auch noch, wenn ich um halb zehn nach Hause kam. Dann wurde sie aber ganz geschäftig und fing an den Boden in der Küche und die Treppe zu wischen. Sie stellte immer die Stühle auf den Tisch und manchmal glaubte ich in einer Zeit vor fünfzig Jahren zu leben. Jedenfalls tat sie immer ganz geschäftig. Ich hatte sie öfters darauf angesprochen und sie gefragt warum sie unbedingt am Wochenende Putzarbeiten erledigen müsste, und dass man das Wochenende auch einfach dem Familienleben widmen könnte. Sie sagte darauf immer nur spöttisch: „Die Küche wird immer samstags geputzt.“
Zynischer Weise muss ich feststellen, dass sie unter der Woche wegen ihrer vielen Unternehmungen gar nicht zum putzen gekommen wäre, sie hatte übrigens auch schon damit angefangen sich die Wäsche bügeln zu lassen und zwar den Korb für fünfzig Mark, zum anderen wollte sie mir damit beweisen wie sehr sie sich im Haushalt engagiert und zu guter letzt hatte sie eine gute Ausrede, wenn ich wieder einmal mit dem Vorschlag kam irgendetwas zu unternehmen und kam dann folglich auch Nachmittags nicht in Bedrängnis, denn die Zeit war ja reserviert für ihre Vorbereitung auf den persönlichen Tanzabend. Ich saß dann mit Rebecca Daheim und schaute fern.
Das Einkaufen am Samstag verband ich dann, als der Sex-Shop in unserer Stadt eröffnet hatte, mit einer anderen Tätigkeit. Endlich keine Heftchen oder Videokassetten mehr schmuggeln und verstecken müssen. Auch war dies zeitaufwendig. Der Laden lag auf dem Weg zum Supermarkt und hatte schon ab neun Uhr geöffnet. Parkplätze waren um diese Zeit auch immer frei. Ich verschwand flugs in dem Laden und besuchte einer der Kabinen auf, es reichten meist die fünf Mark um meiner Geilheit ein Ende zu bereiten und kam danach entspannt und zufrieden nach Hause. Auf die Dauer wurde damit aber kein Problem gelöst und manchmal gab’ es auch peinliche Situationen. Einmal wäre ich fast mit einer älteren Frau zusammengestoßen als ich eilig den Laden verließ. Diese schaute mich nur an, dann blickte sie in die Auslage des Ladens und sagte nur kopfschüttelnd: „Pfui Teufel. Wie kann man nur“
Ich bin sicher kein Moralapostel aber ich bin der Meinung, jeder soll tun und lassen was er will, aber durfte ich tun und lassen was ich wollte. In der Ehe jedenfalls nicht.
Es war wieder einmal Samstag und sie hatte von Monika eine Absage bekommen. Aber dies sollte nichts heißen. Was sie während der Woche an Trägheit und Unbeholfenheit an den Tag legte, kompensierte sie in solchen Momenten mit einer mir sonst nicht bekannten Rührigkeit. Sie setzte sich ans Telefon und gab nicht eher auf, bis sie jemanden nicht nur für den Abend sondern auch noch für das Abholen und Wiederbringen gefunden hatte. Ich saß dann wieder mit Rebecca alleine. Es war nicht nur die sexuelle Enthaltsamkeit, jedenfalls was den Geschlechtsverkehr anging, was mir über die Jahre zu schaffen machte, es muss wohl auch eine seelische Vereinsamung hinzugekommen sein. Mit den Freunden aus der Musikszene hatte ich keinen Kontakt mehr, in der Firma wurde meist nur gefachsimpelt und ansonsten hatte ich niemand mit dem ich sprechen konnte. Damals gab’ es noch keine 0190er Nummern, vielleicht war das auch ganz gut so:
„Hallo“
„Hallo“
„Mein Name ist Miriam, was kann ich schönes für Dich tun“
„Ich wollte nur wissen wie das hier mit der Bezahlung so läuft?“
„Das ist ganz einfach, Du bekommst ...“
Die Frau hatte eine angenehme Stimme und ich spürte, dass dies keine anonyme Sache war, so wie mit den Sexheftchen oder in den Einzelkabinen mit den Eimern für die Taschentücher. Ich fiel ihr ins Wort.
„Warum machst Du das?“
„Wie
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