Und kein Ende (German Edition)
begutachtete die Papiere.
Ich war erschüttert, wie wenig das Geschäft eigentlich abwarf.
Friedrich wollte die ganze Firma umorganisieren, was bedeutete, dass er eigentlich fast alle Mitarbeiter entlassen wollte. Entweder nannte er Faulheit als Grund oder hatte kein Vertrauen zu ihnen.
„Die kann man doch nicht ohne Aufsicht im Laden lassen. Wer weiß was die alles mitgehen lassen.“
Ich hatte von Entlassungen genug und war von seinen Plänen nicht begeistert.
„Das einzige Kapital dieser Firma ist der Kundenstamm, die Lautsprecherübertragungen und das Geschäftshaus in der Fußgängerzone. Aber das Gebäude wird nicht veräußert, das wäre ja auch viel zu teuer. Aber selbst die Miete wäre viel zu hoch und das ganze würde sich dann nicht rentieren. Aber da Du ja der Neffe bist wirst Du das Haus für umsonst bekommen.“
„Das glaube ich nicht, Friedrich. Ich habe damals mit dem Austritt aus der Firma quasi das Erbe ausgeschlagen und ich bin nicht der Meinung, dass sich nach so vielen Jahren daran was geändert haben soll.“
„Aber Du bist doch der Neffe“
Mein Onkel lebte nicht mehr lange. Am Tag der Beerdigung, rief Friedrich bei mir an und sagte:
„Ruf, doch bitte gleich Deine Tante an und frage sie wegen dem Geschäft und dem Haus“
Ich war einfach nur schockiert über soviel Pietätlosigkeit.
„Ich habe mir das Ganze noch einmal gründlich überlegt, Friedrich. Ich sehe für mich in diesem Geschäft keine Zukunft. Tut mir leid.“
Die Gefühlskälte musste in dieser oder besser gesagt, in ihrer Familie nichts außergewöhnliches sein. Friedrich hatte sei über zwanzig Jahren bei meinem Onkel gearbeitet und ließ ihn nicht einmal vernünftig kalt werden.
Seit seinem Beinbruch bewohnte ihr Vater das untere Stockwerk des Hauses.
„Es ist halt zu umständlich für ihn mit dem Treppen steigen. Er ist halt auch nicht mehr der Jüngste“
„Aber er hat doch längst keinen Gips mehr und es ist doch alles prima verheilt. Außerdem sind es jetzt fast anderthalb Jahren“
„Doch so hat es mir Mutter gesagt“
„Was Deine Mutter so alles erzählt“
„Meine Mutter kann doch nichts dafür.“
„Da bin ich mir nicht ganz sicher. In dem Streit um das Haus in Thüringen hat sie sich ja auch auf die Seite der Söhne geschlagen.“
„Ja, Vater ist eben starrsinnig.“
„Das wäre ich auch, wenn ich all die Jahre das Haus in Schuss gehalten hätte und jetzt auf einmal, wo Deine Brüder glauben das große Geld mit dem Haus machen zu können, reißen sie sich darum und wissen alles besser.“
„Nein, nein so ist es doch gar nicht. Vater ist ja so stur. Jetzt will er nicht einmal Goldene Hochzeit feiern. Er hat gesagt, dass er sich mit seinen Kindern nicht an einen Tisch setzt.“
„Das würde ich auch nicht tun an seiner Stelle“
„Jetzt wird eben ohne meinen Vater die Goldene Hochzeit gefeiert.“
„Was? Was soll den das werden?“
„Na ja. Mutter soll es doch schön haben an diesem Tag.“
„Aber zu einer Ehe gehören doch immer zwei. Aber vielleicht hat man das bei euch noch nicht so mitbekommen.“
Ich ließ mich dazu aber nicht mehr weiter aus. Die beiden ältesten Söhne machten mit ihrer Mutter am Tag der Goldenen Hochzeit einen Ausflug. Durchsetzungsvermögen hatten die schon immer.
Die Arbeit in der Firma begann mir über den Kopf zu wachsen und sie belegte in ihrer Freizeit einen Kunstkurs. Aquarellmalerei. Die Trimestergebühren lagen bei 240 Mark. Dass der Stress in der Firma so eskalierte hatte hauptsächlich mit den neuen Managern zu tun. Wo sonst früher nach arbeitsreichen Wochen ein Erfolg stand waren jetzt nur noch rote Zahlen das vordergründige Thema. Es war ein Kampf gegen Windmühlen und ich hatte nichts mehr zuzusetzen. Dass dies auch sinnlos gewesen wäre verstand ich damals noch nicht. Dadurch ging aber ein Platz verloren, an dem ich meine Wunden der Ehe-Schlacht lecken konnte.
Ich hatte für Rebecca Karten für die Back Street Boys besorgt und musste aber einen Abend zuvor zu einem Kunden. Mein neuer Chef ließ auch nicht mit sich reden. Es war eben vieles anders geworden.
„Ich kann mit Rebecca nicht da alleine hin. Wie soll ich denn überhaupt da hinkommen.“
„Man kann doch mit dem Bus hin und mit dem Taxi zurück. Oder wo ist da das Problem?“
„Das ist doch viel zu umständlich. Ich weiß auch gar nicht wie und wann da Busse fahren.“
Rebecca stand nur enttäuscht dabei.
„Rebecca, hättest Du jemand dem Du
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