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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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gesichert ist. Sie rennen am Hotel Krone Park vorbei und schon sind sie in einer ganz anderen Straße. Maja hört das Auto hinter ihnen hart bremsen, dann schallen Flüche durch die Nacht – hier kommt der Typ nicht durch. Und bis er gewendet hat und in der anderen Straße ist, sind sie längst weg. Atemlos vor Lachen gehen sie noch ein Stück des Weges durch den Hinterhof eines Gebäuderiegels, dann erkennt Maja ihre Gegend. »Oh, wir sind ja gleich da.«
    »Genau. Dort vorne ist schon die Estostraße.«
    Kurz darauf stehen sie vor dem Eingang des grünen Hauses und reden einfach weiter, können gar nicht mehr aufhören. Sie lachen und quatschen und Maja fühlt sich so lebendig wie schon seit Wochen nicht mehr. Ihr Handy summt einmal matt, dann macht der Akku schlapp.
    Schließlich ist sie so durchgefroren, dass sie reingehen muss. »Bis bald«, sagt sie zu Stella, und sie drücken sich kurz.
    »Yup, bis bald«, sagt Stella.
    Als Maja auf die Uhr schaut, kann sie es nicht fassen. Sie haben nicht etwa ein paar Minuten dort unten vor der Tür gestanden, sondern fast eine Stunde! Shit, das gibt Ärger.
    Es ist zwei Uhr nachts, doch ihre Mutter ist anscheinend noch auf. Leise dudelt das Radio in ihrem Zimmer. Vorsichtig lugt Maja in Lilas Zimmer, in dem der Bildschirm des Laptops und eine Schreibtischlampe kleine Lichtinseln bilden. Niemand in Sicht. Ein paar ausgedruckte Seiten liegen herum und neugierig nimmt Maja die mit der Zahl »1« darauf, überfliegt sie.
    An Schmetterlinge im Bauch hat Jeanne nie geglaubt. Was soll sie mit Insekten im Magen? Doch als sie Uli trifft, ist auf einmal alles anders ...
    Die Klospülung rauscht und gleich darauf steht ihre Mutter im Zimmer. Mit zusammengekniffenen Augen starrt sie Maja an.
    »Hey, das ist gut«, sagt Maja und legt das Blatt Papier vorsichtig wieder hin, zusammen mit dem Taxigeld, das sie nicht gebraucht hat.
    Lila streicht sich fahrig durch die kurzen blonden Haare. Ihre Stimme klingt gepresst. »Kannst du mir mal erklären, wieso du so spät dran bist – wir hatten ein Uhr vereinbart! Was ist mit dem Geld, sag nicht, du bist zu Fuß gegangen! Und wieso konnte ich dich nicht erreichen? Ich hatte furchtbare Angst um dich, falls dich das interessiert! Natürlich dachte ich, dass ...«
    »Ach, Mama«, sagt Maja, sie ist noch immer in Hochstimmung, wahrscheinlich hat sie gerade kübelweise Endorphine im Blut. »Robert Barsch ist nicht hier. Er ist verdammt weit weg. Und ich glaube, ich habe jetzt eine Freundin.«
    Robert Barsch entscheidet sich, es dieses Mal mit der Erbschaftsmasche zu versuchen. »Guten Tag, hier ist Rechtsanwalt Robert Röttker, kann ich Frau Köttnitz sprechen?«
    »Tut mir leid, aber die arbeitet nicht mehr bei uns. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    »Leider nein, die Sache betrifft Frau Köttnitz persönlich. Sie hat eine größere Summe geerbt, und ich versuche gerade, sie deswegen zu kontaktieren ... doch leider scheint sie den Wohnort gewechselt zu haben ... Sie haben nicht zufällig ihre neue Adresse?«
    »Eine Erbschaft! Na, das sind ja gute Nachrichten. Leider nein, wir haben ihre Adresse nicht, aber ich glaube, sie hat eine Zeit lang bei ihrer Kollegin gewohnt, falls Ihnen das weiterhilft ... Rooosi! Ach, die ist ja heute nicht da. Also, ich habe zufällig mitgehört, als sie mit ihr telefoniert hat – es ging darum, sie bei ihrer Mutter einzuquartieren.«
    »Wie heißt Ihre nette Kollegin Rosi denn mit Nachnamen?«
    »Singerl.«
    »Ganz herzlichen Dank. Sie haben mir sehr weitergeholfen.«
    Und jetzt steht er auf der Straße vor dem Haus, in einem Monteursanzug, den er gerade im Baumarkt gekauft hat, und blickt sich um. Die Sehnsucht nach Lila zerreißt ihn fast. Wann wird er sie endlich wiedersehen?
    Eine alte Frau mit zwei schweren Einkaufstaschen kommt die Straße entlang, jeder Schritt scheint ihr schwerzufallen. Schlagartig leuchtet in Robert Barsch die Erinnerung an seine Großmutter auf. Sie ist nett zu ihm gewesen, hat ihn sogar manchmal in den Arm genommen – wieso nur musste sie so früh sterben? Ihr Bild in seinem Gedächtnis ist blass und flüchtig. Doch es reicht aus, um ihn spontan sagen zu lassen: »Moment, ich helfe Ihnen.«
    Bevor die Frau zu Wort kommen kann, hat er ihr schon vorsichtig die Taschen abgenommen. Etwas verblüfft, aber erfreut lässt sie ihn gewähren. Wie sich herausstellt, hat er Frau Singerl geholfen, zu der er ohnehin wollte. Ohne Probleme lässt sie ihn ins Haus, perfekt!
    Robert

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