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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Foto-Botschaften, mit denen er im Netz nach ihr gesucht hat. Wie schade, dass sie selbst keine davon gefunden hat.
    Es ist, als sei ein Damm gebrochen. Maja kann einfach nicht aufhören, sich mit ihm zu verabreden, und das, obwohl sie weiß, wie gefährlich es ist. Wenn sie mit Lorenzo chattet, vergisst sie die Zeit und fühlt sich, als würde sie über dem Boden schweben. Wenn nur diese warnende Stimme in ihrem Inneren nicht wäre. Was tust du da? Weißt du nicht, dass du alles in Gefahr bringst? Du musst das abbrechen! Jetzt, sofort!
    Aber Maja weiß nicht, ob sie das noch kann. Ihre Sehnsucht nach Lorenzo ist stärker denn je.
    SoBlue: Das Chatten ist toll, aber ich würde sooo gerne deine Stimme hören.
    TheLens: bist du sicher, dass das eine gute idee ist? was ist mit der gefahr?
    SoBlue: Ich habe fast vergessen, wie deine Stimme klingt, ist das nicht entsetzlich?
    TheLens: aber hallo :-((((
    SoBlue: Am besten, du besorgst dir ein Prepaid-Handy. Geht das? Du gibst mir die Nummer. Und du musst dich irgendwo einschließen, während du telefonierst. Niemand darf wissen, dass wir Kontakt haben, bitte versprich mir das!
    TheLens: versprochen versprochen versprochen – cross my heart and hope to die!
    Darauf zu warten, dass sie telefonieren können, ist wie früher das Warten auf Weihnachten. Hinfiebern, die Tage zählen. Das Hoffen, das Bangen, ob die wichtigsten Wünsche erfüllt werden. Aber noch muss Maja sich gedulden.
    In der Schule versucht sie, ganz normal zu erscheinen, aber was ist schon normal? Es ist schwer zu verbergen, dass sie glücklich ist.
    »Habt ihr im Lotto gewonnen, oder was?«, fragt Korbinian sie in der Pause, und Maja schüttelt den Kopf, ihre Gedanken schießen hin und her, suchen nach einem Ausweg. »Nö, aber ... meine Mutter hat vielleicht einen Verlag in Aussicht für ihr Buch ... wäre doch toll, wenn das klappt, oder?«
    Wieso hat sie schon wieder gelogen? Das wäre nicht nötig gewesen. Gewöhnt man sich so was an, ist das schon so selbstverständlich geworden? Ja, irgendwie schon. Leider.
    Natürlich sprechen sich die News schnell herum. Es ist Maja peinlich, wie sehr sich Stella über die angeblichen Neuigkeiten freut. »Das wäre großartig , ach, ich drücke euch so sehr die Daumen, dass es klappt!«
    Und dann geschieht das Wunder. »Der eine Agent – der, der ursprünglich sauer war – will mich vertreten! Er hat auch schon einen Verlag, der interessiert ist!«, brüllt Lila ihr förmlich entgegen, als sie von der Schule nach Hause kommt. »Sie wollen es drucken! Stell dir doch nur mal vor, sie wollen es drucken !«
    Ihre Mutter packt Elias und tanzt mit ihm durchs Zimmer. Maja radelt los, um im Einkaufszentrum nebenan Sekt zu kaufen, damit sie anstoßen können. Elias bekommt Apfelschorle, die sieht fast genauso aus.
    Vielleicht wird ja doch alles gut. Vielleicht haben wir ja auch mal Glück. Das wäre irgendwie fällig.
    Aber noch besser ist, dass Lorenzo ihr über eine besondere, abgesicherte Verbindung die Nummer seines neuen Prepaids durchgibt. Majas Herz klopft wie wild, als sie spät am Abend – ihre Mutter ist schon zur Arbeit gefahren, Elias schlummert nebenan – Lorenzos Nummer wählt. »Hallo?«, sagt er, seine Stimme klingt zittrig, atemlos.
    »Ich bin’s«, sagt Maja, Tränen laufen ihre Wangen hinab.
    »Ich liebe dich«, sagt Lorenzo, und danach muss sich Maja erst mal beruhigen, bevor sie überhaupt weitersprechen kann.
    Sie können nicht lange reden, das Guthaben auf Majas Karte ist viel zu schnell leer. Aber sie können ja bald wieder telefonieren.
    Und dann stellt Lorenzo die Frage. Die furchtbare, verlockende Frage. »Maja ... können wir uns eigentlich wiedersehen? Irgendwann?«
    »Das geht nicht«, sagt Maja sofort – und auf einmal ist die Angst wieder da und gräbt ihre Klauen in ihr Herz. »Niemand darf wissen, wo wir jetzt leben. Wirklich niemand.« Auch du nicht .
    »Aber wir könnten uns irgendwo anders treffen. Auf neutralem Boden sozusagen.«
    »Lorenzo … das geht nicht! Schon dass wir überhaupt telefonieren … das ist ein unglaubliches Risiko, ist dir das klar?«
    »Wie kann mir das klar sein?«, fragt Lorenzo. »Ich weiß ja nicht mal genau, was mit euch los ist.«
    Eigentlich will Maja nicht über Robert Barsch reden. Sie will nicht einmal an ihn denken. So knapp wie möglich erklärt sie Lorenzo, warum sie fliehen mussten, und danach ist erst mal Schweigen in der Leitung. »Das ist der HAMMER!«, sagt Lorenzo schließlich.

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