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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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mit ein paar Freunden was
getrunken, auch daran ist nicht zu zweifeln, und Viertel vor sieben ist sie in
ihre Wohnung in Jericho gefahren, hat sich im Radio die Archers angehört, lange und genüsslich gebadet, im Fernsehen die Neun-Uhr-Nachrichten
geguckt und sich zeitig ins Bett gelegt.»
    «Wobei sie verschwiegen hat,
dass im Lauf des Abends bei ihr das Telefon ging, woraufhin sie in fliegender
Hast zum ABC-Kino fuhr, eine Karte für The Full Monty kaufte...»
    «Wahrscheinlich war an dem
Abend alles ausverkauft, Sir.»
    «...die Karte in der Mitte einriss
und in fliegender Hast...»
    «Das mit der fliegenden Hast
ist so eine Sache, Sir, sie hatte sich kurz zuvor den Fuß verstaucht und konnte
nur herumhumpeln...»
    «...humpelnderweise das Kino
mit einem äußerst wertvollen Alibi in der hübschen kleinen Hand verließ.»
    «Ein Alibi für Simon, meinen
Sie?»
    «Oder für sich selbst.»
    «Da komme ich nicht mehr mit,
Sir.»
    «Ich ja auch nicht. Macht
nichts.»
    «Und was ist mit Frank
Harrison?»
    «Na los, was ist mit ihm?»
    «Ich weiß doch, dass jeder, der
die Leiche findet, bei Ihnen automatisch verdächtig ist. Dass Paddy Flynn an
dem bewussten Abend ab acht seine Taxischicht geschoben hat, steht aber fest.
Kollegen haben ihn gesehen, und die Zentrale hat ihn regelmäßig kontaktiert.
Auch dass er gegen elf Frank Harrison vor dem Bahnhof in Oxford aufgenommen
hat, steht außer Zweifel. Aber daraus folgt noch nicht, dass Harrison gerade
aus einem Zug gestiegen war. Natürlich liegt die Vermutung nahe, aber...»
    Morse lächelte. «Das hätte ich
kaum besser sagen können. Aber Flynn hat für irgendwas Geld bekommen, und dabei
muss es sich um eine Sache gehandelt haben, die nach elf passiert ist. Und zu
der Zeit war nur Frank Harrison mit Flynn zusammen. Und er ist der Einzige aus
der ganzen Bande, der genug Geld hatte, um Flynn den Mund zu stopfen.»
    «Ihm und auch Repp, wenn wir
mit unserer Vermutung richtig liegen, dass er in jener Nacht dabei war.
Harrison verdient doch sicher... na ungefähr...»
    «Genau: ein bisschen mehr als
Sie und ich, Lewis. Letztes Jahr hat er einen Bonus von 85 000 Pfund bekommen.
Er hatte gewisse Probleme gelöst, die seiner Bank wegen der Beschlagnahme
jüdischer Vermögen durch die Nazis entstanden waren, und seine Bosse waren sehr
zufrieden mit ihm.»
    «Woher wissen Sie denn das
schon wieder?»
    «Gewisse detektivische Fähigkeiten
erfordert unser Beruf nun mal...»
    Lewis ließ das wohlweislich auf
sich beruhen. «Wie sehen Sie das Ganze?»
    «Zeitverschwendung, was die
Kinder angeht. Aber es kann nicht schaden, sich den Vater noch mal
vorzunehmen.»
    «Glauben Sie, dass Harrison
seine Frau umgebracht hat?»
    «Wenn ich das wüsste...»
    «Glauben Sie, dass er Flynn und
Repp umgebracht hat?»
    «Grund genug hätte er gehabt.
Er konnte ja nicht in alle Ewigkeit zahlen.»
    «Dann sehen wir uns am besten
mal genau an, wo er am Freitagvormittag war.»
    «Jedenfalls nicht in seinem
Büro in London.»
    «Woher wissen Sie...»
    «Sonst noch was?», sagte Morse
ergeben.
    «Ja. Glauben Sie, dass er Flynn
und Repp umgebracht hat?»
    «Möglich wär’s. Aber meiner
Meinung nach ist es nicht sehr wahrscheinlich.»
    «Und wer...?»
    «Auch auf die Gefahr hin, mich
zu wiederholen, Lewis: Ich setze nach wie vor auf Barron.»
    «Sollten wir uns nicht ein
bisschen genauer mit ihrem Vorleben beschäftigen? Dem von Repp und Flynn und
Barron, meine ich.»
    «Ich glaube kaum, dass aus
Debbie Richardson noch was rauszuholen ist.»
    «Wie kommen Sie darauf?»
    «Nur so ein Gefühl, Lewis.»
    «Und Flynn?»
    Morse nickte. «Stimmt. Er hat
Geld bekommen, das steht fest. Die Frage ist nur, wofür. Ja. Überlassen Sie das
mir.»
    «Und Barron? Soll ich den auch
Ihnen überlassen?»
    «Nein, bloß nicht. Je weniger
ich mit den Frauen zu tun habe, die in diesen Fall verwickelt sind, desto
besser. Fahren Sie hin. Und wenn Sie mehr darüber in Erfahrung bringen können,
wo er an den beiden fraglichen Tagen war oder hätte sein sollen... Ja, kümmern
Sie sich darum.»
    «Wird gemacht. Aber wäre es
nicht ganz gut, das Netz weiter zu spannen, Sir? Haben wir nicht noch andere
Verdächtige?»
    «Wie wäre es mit Tom Biffen?»
    Lewis zog die Augenbrauen hoch.
«Sie meinen...?»
    «Den Wirt des Maiden’s Arms, ganz recht. Den nehmen wir uns gelegentlich mal gemeinsam vor. Sie können mir
ein Bier bei ihm spendieren.»
    «Aber ist nicht Mrs. Harrison
an einem Dienstag ermordet worden?»
    «Ganz

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