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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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meisten
Männer?»
    «Nicht alle», sagte Lewis
leise.
    Sie zuckte die Schultern.
    «Hat er es getan?»
    «Vielleicht.»
    «Glauben Sie, dass er ein
Verhältnis mit Mrs. Harrison hatte?»
    «Nein.»
    «Hätten Sie das gemerkt?»
    Sie lächelte trübe. «Wahrscheinlich.»
    «Und Sie, Mrs. Barron? Haben
Sie ihn betrogen?»
    «Ein-, zweimal.»
    «Mit Harry Repp?»
    «Ach was, den hab ich doch kaum
gekannt.»
    «Tom Biffen?»
    «Einmal. Vor eineinhalb Jahren
ist er nachmittags vorbeigekommen, um eine Lammkeule abzugeben, die Johnnie in der
Tombola gewonnen hatte. Und da...»
    «Ja?»
    «Muss ich dazu was sagen,
Sergeant?»
    «Nein, Mrs. Barron, das müssen
Sie nicht.»
    Für die Barrons war der
Ehestand (da gab Lewis seinem Kollegen Recht) offenbar keine reine Idylle
gewesen.
    Im Gehen fiel Lewis das gerahmte
Foto eines kräftigen, gut aussehenden Mannes in Uniform auf, das in der Diele
hing.
    «Ihr Mann?»
    Sie nickte, und die
dunkelbraunen Augen mit den goldbraunen Pünktchen standen voller Tränen.
     
     
     
     

Kapitel
52
     
    Taxifahren
ist cool, O Mann,
    wenn
der Kumpel zahlen kann.
    (J.
Willington Spoole, Mostly on the Dole)
     
     
    Während das von Lewis geführte
Gespräch (das ihm von Morse verordnet worden war) seine Tücken gehabt hatte,
war die Aufgabe, die Morse sich selbst gestellt hatte, unkompliziert, wenn man
von dem Problem absah, in der von Autos verstopften Warwick Street, einer
Querstraße der Iffley Road, einen Parkplatz zu finden.
    Im Vorzimmer von Radio Taxis
saßen zwei junge Damen vor Telefon, Tastatur und Monitor, an den Wänden hingen
Straßenkarten von Oxford, Oxfordshire und den Britischen Inseln. Morse wurde
ins Chefzimmer gebeten, wo ein kräftiger, etwa fünfzigjähriger Einsachtzig-Mann
mit kurzem dunklem Haar und grauen Schläfen sich vorstellte:
    «Jeff Measor, Geschäftsführer.
Was kann ich für Sie tun?»
    «Bei Ihnen hat ein gewisser
Flynn gearbeitet, Paddy Flynn, den Sie dann entlassen haben.»
    Ja, Measor erinnerte sich gut
an ihn. Flynn war knapp ein Jahr für die Firma tätig gewesen, ein tüchtiger
Fahrer, das sagten alle, aber er hatte nicht recht ins Team gepasst. Es hatte
Beschwerden von Fahrgästen gegeben, unter anderem hatte er angeblich zum
Türsteher des Randolph gesagt: «Helfen Sie mir mal, die drei Schwalben hier
rauszuziehen», als drei kichernde und leicht schwankende junge Damen sich
bemüht hatten, sein Fahrzeug zu verlassen. Beschwerden waren auch über wenig
freundliche Erwiderungen gekommen, wenn Fahrgäste sich wegen (meist
unvermeidlicher) Verspätungen durch Staus im Verkehr beklagt hatten. Flynn
selbst hatte seinen Dienst stets pünktlich angetreten. Er war ein begeisterter
Nachtfahrer, am liebsten war ihm die Schicht von sechs Uhr abends bis morgens
halb drei. Er hatte — was für ein Taxiunternehmen wichtig ist — die Innenstadt
von Oxford und die Umgebung gut gekannt und war nie in den Verdacht geraten,
ahnungslose Fahrgäste spazieren zu fahren, um einen höheren Fahrpreis
rauszuschlagen.
    «Hätte er hier und da ein paar
Pfund in die eigene Tasche stecken können?»
    «Das ist heutzutage nicht so
einfach, auch im Taxi läuft alles über Computer. Aber vielleicht...»
    «Ja?»
    «Angenommen, er fährt in der
Stadtmitte rum und nimmt einen Fahrgast auf und stellt die Uhr nicht an,
kassiert in bar und fährt weiter, als hätte er in der Zwischenzeit nichts
anderes getan...»
    «Hat er so was gemacht?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    Morse sah ein wenig ratlos
drein. «Dann scheint er doch ein durchaus brauchbarer Taxifahrer gewesen zu
sein.»
    «Eigentlich schon...»
    «Und warum haben Sie ihn dann
rausgesetzt?»
    «Im Wesentlichen hatte ich
dafür zwei Gründe. Er war, wie gesagt, kein gutes Aushängeschild für die Firma.
Wir sagen unseren Fahrern immer wieder, dass ein liebenswürdiges,
zuvorkommendes Wesen einfach dazugehört. Er war eigentlich immer muffig und
maulfaul. Allerdings wohl nicht, wenn er außer Dienst war.»
    «So?»
    «Nein. Er ist offenbar mit
einer kleinen Band in Oxford, Reading und so weiter rumgezogen, hat selber
Klarinette gespielt und die Stücke mit ein paar flotten irischen Sprüchen
eingeführt. Ich glaube, sie waren eine Weile ziemlich gefragt, besonders in
Pubs, wo man garantiert laute Musik zu hören kriegt...»
    Morse verzog gepeinigt das
Gesicht, und Measor fuhr fort: «Jedenfalls passte er hier nicht her. Keiner
mochte ihn so richtig. So einfach war das.»
    «Im Wesentlichen zwei Gründe,
haben Sie gesagt»,

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