Und manche liebe Schatten steigen auf
Strömung in ein anderes Bett zu leiten und die zahlreichen Gegner dieses Mannes eines Besseren zu überzeugen, aber vielleicht vermag sie, die Gleichgültigen, welche im guten Glauben hinnehmen, dass Mendelssohn einfach ad acta gelegt werden könne, zu lebhafterer Beschäftigung mit seinen Werken anzuregen. Hans von Bülow , welcher bei geeigneter Gelegenheit so gern als Autorität herangezogen wird, sagte mir einst während einer längeren Unterredung: „Falls Sie mich einmal brauchen können, wenn es gilt, ein Konzert zur Errichtung eines Mendelssohn-Denkmals zu geben, so rufen Sie mich, dann komme ich gern. Wenn man älter wird, muss man wieder gutzumachen suchen, was man in der Jugend gesündigt hat, und an dem Manne habe ich viel wieder gutzumachen.“Vielleicht, dass der oder jener eine ebenso vornehme Natur hat wie Bülow, die ihm dann gestattet, sein bisheriges Verhalten und seine bisherige Meinung Mendelssohn gegenüber in ähnlicher Weise zu ändern.
Jacob Ludwig Felix Mendelssohn - Bartholdy , wie sein voller Name lautet, wurde am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren als der Sohn des Berliner Bankiers Abraham Mendelsssohn und als Enkel des großen Philosophen Moses Mendelssohn . Der Vater ließ seine Kinder der reformierten Kirche zuführen und schrieb seiner Tochter Fanny nach ihrer Einsegnung in einem längeren Briefe, der von seinem trefflichen Charakter wie von seinem ungewöhnlichen Geiste gleich beredtes Zeugnis ablegt, unter anderem folgendes: „Wir haben Euch, Dich und Deine Geschwister, im Christentum erzogen, weil es die Glaubensform der meisten gesitteten Menschen ist und nichts enthält, was Euch vom Guten ableitet, vielmehr manches, was Euch zur Liebe, zum Gehorsam, zur Duldung und zur Resignation hinweist, sei es auch nur das Beispiel des Urhebers, von so Wenigen erkannt und noch Wenigeren befolgt.“ Von seiner Bescheidenheit zeugt sein Ausspruch: „Früher war ich der Sohn meines Vaters, jetzt bin ich der Vater meines Sohnes.“ - Als Felix drei Jahre alt war, siedelten die Eltern wieder nach Berlin über, wo er sich während seiner Knaben- und Jünglingsjahre fast ununterbrochen aufgehalten hat. Seine um drei Jahre ältere Schwester Fanny zeigte schon in sehr jungen Jahren ein ungewöhnliches Talent für Musik, und dies veranlasste die Mutter ( Lilla oder Lea , geb. Salomon ), ihr selbst den ersten Unterricht zu erteilen, während der kleine Bruder stets mit auffallendem Interesse beiwohnte; infolgedessen begann die Mutter auch mit ihrem Felix den Unterricht, und nun entstand zwischen dem Geschwisterpaare ein lebhafter Wettstreit. Dieses Verhältnis erinnert lebhaft an das Miteinanderleben und -streben des kleinen Mozart und seiner allerdings vier Jahre älteren Schwester, „des Nannerl“ . Nicht lange hielt die Mutter sich für befähigt, den Knaben zu fördern, und so wurde der Klavierunterricht dem damals hochgeschätzten Ludwig Berger , die Lehre im Theoretischen dem alten Zelter anvertraut, während der Königliche Kapellmusiker Hennings als Geigenlehrer herangezogen wurde. Der Vater des Dichters Paul Heyse , der nachmalige berühmte Philologe, war in dem Mendelssohnschen Hause Hauslehrer. Somit war nicht einseitig nur für eine gründliche musikalische, sondern auch für eine umfassende wissenschaftliche Bildung des Knaben gesorgt, ja sogar ein Lehrer im Zeichnen und Malen wurde den Kindern in der Person des „drolligen, kleinen Professors Rösel “ bestellt. So kam es, dass Mendelssohn sich später mit Lust und Geschick auch in dieser Kunst versucht hat. 3 Außerdem war das elterliche Haus stets ein Sammelplatz von bedeutenden Männern, Künstlern und Gelehrten. Ich nenne nur Carl Maria von Weber , Spohr , Moscheles , Liszt , Paganini , Hiller , Peter Cornelius (den Maler), Horace Vernet , Kaulbach , Verboekhoven , Thorwaldsen , Rauch , de la Motte Fouqué , Brentano , Heine , A. u. W . von Humboldt , Ranke , Jacob Grimm und die Künstlerinnen Milder , Novello , Grisi , Pasta , Ungher-Sabatier , Schröder-Devrient , Rachel . Und so hat der glückliche Felix in einer selten günstigen Atmosphäre seine Jugend verlebt. - Mit neun Jahren spielte der Knabe zum ersten Male in einem öffentlichen Konzerte, und zwar ein Trio von dem nunmehr gänzlich verschollenen Wölfl . Ein Jahr später trat er als Altist in die Berliner Singakademie ein, woselbst unter Zelters Leitung fast ausschließlich ernste, ältere Kirchenmusik gepflegt wurde. Ein weiteres Bildungsmittel für das junge
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