Und meine Seele ließ ich zurueck
einen kurzen Moment die Augen nieder, macht dann dem Capitaine ein Zeichen, auf welches hin dieser sich zu ihm niederbeugt. Clément spuckt ihm erneut ins Gesicht.
– Nein, ich werde der Sache nicht müde. Nicht, solange ich einem miesen Faschistenschwein wie Ihnen in die Fresse spucken kann.
Capitaine Degorce hat einen Fehler begangen. Was er für Müdigkeit und Verzweiflung gehalten hatte, war nichts als Hass, ein fruchtbarer Hass, der sich zudem noch an einer einsamen und schlaflosen Nacht genährt hat. Er wischt sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab und holt sich ein Glas Wasser. Sein Herz schlägt rasend schnell. Das Wort Faschist ist unerträglich. Er denkt wieder an Tahar, stellt sich dessen kalten Kadaver vor, das furchtbar verzerrte Grinsen der Aufgeknüpften, und Clément ist hier, quicklebendig, ist dabei, ihn von oben herab anzusehen, Clément, der sich Leiden, die nicht die seinen sind, widerrechtlich aneignet und sich ausmalt, dass sein Verrat aus ihm einen Helden macht. Der Geist von Clément ist ein Monolith, eine uneinnehmbare, von den Mauern der Gewissheit geschützte Zitadelle. Er wird nicht sprechen.
(Hurensohn.)
Der Lärm des Glases, das zerschmettert, lässt die Soldaten hochschrecken. Capitaine Degorce hat es wortlos gegen die Wand geschleudert und nähert sich jetzt Clément, den er am Kragen packt, bevor er ihm einen Kopfschlag versetzt. Der Capitaine bindet ihn von seinem Stuhl los und wirft ihn quer über den Tisch, er stößt ihm den Kopf mehrmals gegen das dicke Holz, Clément beginnt zu stöhnen, Blut läuft aus seiner gebrochenen Nase, der Capitaine reißt ihm die Knöpfe seiner Hose ab, die er entlang seiner Beine hinunterstreift. Clément versucht sich zu wehren, er schlägt heftig aus, indem er seine Hüften vom Tisch stemmt, aber der Capitaine drückt ihm den Ellbogen in den Magen, mit all seinem Gewicht, und Clément muss brechen. Ein Harki presst ihm die Schultern gegen den Tisch, während ihm Capitaine Degorce die Hose ganz auszieht und den Slip zerreißt. Dann legt er seine Hände unter Cléments Knie und klappt dessen Beine hoch zur Brust, in die Position eines Babys, das man wickelt.
– Febvay, Ihr Messer. Halten Sie seine Beine.
Mit einer Hand packt Capitaine Degorce die Genitalien von Clément und schlägt sie hoch auf dessen Bauch. Er legt vorsichtig die eisige Spitze des Dolchs gegen den Anus. Clément stößt einen kurzen, spitzen Schrei aus. Der Capitaine lässt die Klinge einen halben Zentimeter tief eindringen, tief genug, dass eine feine Linie warmen Blutes zwischen seinen weißen Pobacken entlangläuft. Clément brüllt.
– Du hast nichts, hörst du?, sagt der Capitaine mit heiserer und pfeifender Stimme. Du hast nichts, Dreckskerl! Du musst dich nur entspannen, ansonsten tust du dir selbst weh. Kannst du dich entspannen, was meinst du? Entspann dich!
Irgendwo wurden unsichtbare Bollwerke von der rohen Kraft eines wütenden Sturzbaches fortgerissen, ein Sturzbach, der aus bodenlosen Abgründen aufsprudelt, und er stürzt, er ist souverän, nichts kann ihn halten, er schwemmt den Schmerz, die Qualen und die Zweifel fort und Capitaine Degorce gibt sich voller Entzücken der Macht hin, die ihn durchfährt und ihn erlöst, ein Schleier ist auf seine Augen gefallen, er fühlt sein Herz aus Leibeskräften in jeder Faser seines auf der Lauer liegenden Körpers schlagen, am Rande seiner Lippen, in seinem Magen, an den Spitzen seiner Finger, in der Hand, die den zitternden Dolch hält, und er beugt sich über Clément, um den berauschenden und süßen Geruch seiner Angst zu riechen. Der Hass ist verschwunden. Capitaine Degorce hat ihm mit einem einzigen Schlag all den Hass genommen, der ihn beseelte und aufrecht hielt, und jetzt, jetzt spuckt er ihm diesen zurück ins Gesicht und schaut mit unsäglicher Freude dabei zu, wie er zusammenbricht.
– Entspann dich, wiederholt er im Flüsterton, entspann dich.
Clément versucht, seine Atmung und die ungewollten Kontraktionen seiner Muskeln unter Kontrolle zu bringen. Er schließt stöhnend die Augen. Seine Glieder zittern.
– Da, da, da, sagt Capitaine Degorce, als würde er ein Kind wiegen.
Clément ist regungslos. Tränen laufen über seine Augenlider und er schnieft schnaubend.
– Ich weiß nicht, in welchem Zustand du die Befragung verlassen wirst. Das hängt von dir ab. Ich werde dir einige Fragen stellen. Nicht viele. Wenn du nicht antwortest oder etwas antworten solltest, das mir nicht gefällt, dann
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