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Und morgen am Meer

Und morgen am Meer

Titel: Und morgen am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Friedrichstraße zurückzufahren.
    Als das erledigt war, setzte ich mich auf eine der Wartebänke und starrte auf meinen Beutel. Was würden die Zöllner am Tränenpalast zu der heißen Ware sagen?
    »Mensch, was machste für ’nen Scheiß!«, polterte da eine Stimme hinter mir. Max. Er hatte auf mich gewartet!
    Ich sprang sofort auf.
    Wutschnaubend baute sich mein Freund vor mir auf. Er war einen halben Kopf kleiner als ich und das letzte Mal hatte er mir eine runtergehauen, als wir zehn waren, aber jetzt sah er ganz so aus, als wollte er das wiederholen.
    »Beruhige dich, Mann, ist nichts passiert!«, entgegnete ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Nichts passiert? Das sehe ich, aber wir suchen wie die Blöden nach dir! Dachten schon, die Stasi hätte dich erwischt.«
    »Warum sollte mich die Stasi denn verhaften?«
    »Wer weiß, weil du schwarzgefahren bist auf DDR -Gebiet?«, ereiferte sich Max. »Und weil du diese Bücher hast!«
    »An deiner Stelle würde ich noch lauter schreien«, zischte ich ihm durch die Zähne zu und deutete mit dem Kopf zu einem Mann in Jeansjacke, der nur ein kleines Stück entfernt an einem Pfeiler stand und den Kopf ganz agentenmäßig in eine Zeitung namens »Wochenpost« steckte. »Der da hinten ist bestimmt bei der Stasi, und wenn du dich nicht beruhigst, lochen sie uns beide ein, weil wir uns auf dem Bahnsteig streiten und beide verbotene Bücher bei uns haben.«
    Max’ Kopf wirbelte herum. In dem Augenblick hob der Mann seinen Blick. Ein bisschen was hatte er ja von Schimanski. Meine Vorstellung von einem Stasiagenten war aber eine andere. Eher so wie in den Filmen mit Lederjacke und Russenmütze.
    Auch Max schien nicht wirklich zu glauben, dass der Mann da hinten bei der Stasi war. Nachdem er uns kurz gemustert hatte, versenkte der Fremde den Blick wieder in seine
Wochenpost
.
    »Wieso bist du denn eigentlich abgehauen?«, fragte Max schließlich, als er mir einen Fahrschein zusteckte. Jetzt hatte ich zwei, aber ich lehnte ihn auch nicht ab.
    Und was sollte ich nun sagen? Dass ich ein tolles Mädchen gesehen hatte?
    »Wo sind eigentlich Flocke und Kalle?«, wollte ich ablenken, doch das konnte ich mit jedem versuchen, aber nicht mit Max.
    »Ey, komm mir jetzt nicht so! Die beiden sind wieder zurückgefahren, ich hab ihnen gesagt, dass sie bei deinen Alten Bescheid sagen sollen, wenn ich dich nicht aufgetrieben kriege.«
    »Das hast du nicht, oder?« Max grinste. Er hatte mich drangekriegt.
    »Also, raus mit der Sprache, weshalb bist du in diesen Zug gesprungen?«
    Ich grinste breit. »Ich hab ’nen kleinen Abstecher gemacht, wollte mal sehen, wie die Mädchen in dem Zug aussehen. Habe noch nie eine Ostberlinerin von Nahem gesehen.«
    Max’ Miene verfinsterte sich. Aber er ließ es dabei bewenden. »Komm jetzt lieber, hauen wir wieder ab.«
    Das war wohl das Beste, also fuhr ich mit Max zurück zur Friedrichstraße, wo uns Flocke und Kalle und der Tränenpalast erwarteten.
Milena
    Ich hätte mich schwarzärgern können! Kurz nachdem wir in Sabines Wohnung angekommen waren und sie mir ihre Kassette gegeben hatte, stellte ich fest, dass meine weg war. Panisch schüttete ich den Inhalt meiner Schultasche auf den Teppich vor ihrem Bett.
    »Ich hatte sie doch vorhin noch«, murmelte ich durch meine zusammengebissenen Zähne, während ich zwischen den Heftern wühlte.
    »Hast du sie vielleicht in der Bahn verloren?«, fragte Sabine, nachdem sie mir eine Weile zugesehen hatte.
    Ihre Worte durchzuckten mich wie ein Stromschlag. War mir die Kassette wirklich aus der Tasche gerutscht? Eine Katastrophe! Dass jemand eine gute Kassette beim Fundbüro abgab, war unwahrscheinlich. Der Finder hatte sicher Kinder oder hörte selbst Musik und freute sich nun über meine Aufnahmen. So ein Mist!
    »Nun komm schon, das macht doch nichts!«, versuchte Sabine mich zu trösten, als mir schon die Tränen kamen. »Bespielst du eben ’ne neue Kassette. Ich hab sogar noch welche da.«
    Um die Kassette ging es mir nicht. Es ging mir um all die Arbeit, die ich in die Aufnahmen gesteckt hatte. Um all das Herumlaufen in meinem Zimmer, bis ich einen Punkt gefunden hatte, an dem der Empfang gut genug war. Um all das Hoffen, dass endlich mal das richtige Lied kam, das perfekte Lied, das nur einmal in Wochen oder Monaten gespielt wurde.
    Diese Lieder fuhren jetzt mit der U-Bahn durch die Stadt und landeten entweder im Müll oder im Kassettenrekorder von jemand anderem.
    Ich schluchzte leise vor

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