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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Unverständliches.
    Mit aller Kraft schaffte es Lynn, sie wieder auf den Treppenabsatz zu hieven. Caitlin taumelte gegen die Wand. Luke kam hinter ihnen her, blieb aber auf halbem Weg stehen.
    »Habt ihr etwa Drogen genommen?«, brüllte Lynn ihn an.
    »Nein, ehrlich nicht«, protestierte Luke, und das Entsetzen in seiner Stimme klang aufrichtig.
    »Mir ist wie – wie – als ob …«, stammelte Caitlin.
    Lynn brachte sie in ihr Zimmer, wo sie rückwärts aufs Bett sackte. Sie setzte sich neben ihre Tochter und legte den Arm um sie. »Was ist los, Schatz? Sag’s mir.«
    Caitlin verdrehte nur die Augen.
    Einen entsetzlichen Moment lang fürchtete Lynn, sie werde sterben.
    »Falls du ihr irgendwas gegeben hast, Luke, bringe ich dich um. Das schwöre ich. Ich reiße dir den Kopf ab!«
    »Das habe ich nicht, ich schwör’s. Nichts. Gar nichts. Ich nehme keine Drogen. Ich würde ihr niemals im Leben was geben.«
    Lynn roch am Mund ihrer Tochter, ob sie Alkohol getrunken hatte, aber der Geruch war nur warm und ein bisschen säuerlich. »Was ist los?«
    »Mir ist schwindlig. Alles dreht sich. Wo bin ich?«
    »Du bist zu Hause. Alles in Ordnung. Du bist zu Hause.«
    Caitlin schaute sich verständnislos im Zimmer um, als befände sie sich an einem ganz und gar fremden Ort. Lynn folgte ihren Augen, als sie auf die Dartscheibe starrte, von der eine violette Federboa hing, und dann auf das Poster des Rockstars, dessen Namen sie vergessen hatte. All das schien ihre Tochter zum ersten Mal wahrzunehmen.
    »Ich – ich weiß nicht, wo ich bin«, sagte sie.
    Lynn stand auf. Eine furchtbare Panik überfiel sie. »Luke, bleib bitte mal bei ihr.« Sie rannte nach unten und nahm ihre Handtasche mit in die Küche. Sie suchte das Adressbuch und wählte die Handynummer der Transplantationskoordinatorin.
    Bitte, lieber Gott, lass sie da sein.
    Zu ihrer Erleichterung meldete sich Shirley Linsell beim dritten Klingeln. Lynn schilderte ihr die Symptome.
    »Das klingt nach einer Enzephalopathie«, sagte sie. »Ich spreche mit dem zuständigen Arzt, und dann rufen entweder er oder ich Sie sofort zurück.«
    »Ihr geht es wirklich schlecht. Wie schreibt man Enzephalopathie?«
    Die Koordinatorin buchstabierte es und versprach noch einmal, in wenigen Minuten zurückzurufen.
    Lynn rannte mit dem schnurlosen Telefon nach oben. »Luke, kannst du mal Enzephalopathie googeln?« Sie buchstabierte es ihm ebenfalls.
    Luke setzte sich an Caitlins Frisierkommode, öffnete den Laptop und begann zu tippen.
    Fünf Minuten später rief Shirley Linsell zurück. »Sie müssen dafür sorgen, dass Caitlins Verdauung in Gang kommt. Möchten Sie sie wieder herbringen?«
    »Haben Sie eine Leber für sie gefunden?«
    Das nachfolgende Zögern gefiel Lynn ganz und gar nicht.
    »Nein, aber ich halte es für eine gute Idee, wenn wir sie wieder stationär aufnehmen.«
    »Für wie lange?«
    »Bis wir sie stabilisiert haben.«
    »Und wann bekommen Sie eine Leber?«
    »Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, wie ich gestern schon sagte. Sie könnten sie auch zu Hause behandeln.«
    »Was muss ich tun?«
    »Ihr einen Einlauf verabreichen. Bei diesem Zustand ist eine Entleerung des Darms gewöhnlich sehr hilfreich.«
    »Was für einen Einlauf? Wo bekomme ich den?«
    »In jeder Apotheke.«
    »Na super«, sagte Lynn.
    »Warum versuchen Sie es nicht? Warten Sie danach ein paar Stunden ab, wie es sich entwickelt, dann rufen Sie mich noch einmal an. Die Station ist immer besetzt, sie kann jederzeit kommen.«
    »Ja«, sagte Lynn. »Das werde ich machen.«
    Sie hängte ein.
    Caitlin lag auf dem Bett, ihre Augen öffneten und schlossen sich.
    »Ich glaube, ich habe das gefunden, was Sie suchen!«, verkündete Luke.
    Sie schaute ihm über die Schulter. Seine Haare rochen ungewaschen.
    Er las von der Internetseite ab: »Enzephalopathie ist ein neuropsychiatrisches Syndrom, das bei fortgeschrittenen Stadien von Lebererkrankungen auftritt. Als Symptome können leichte Verwirrung und Schläfrigkeit bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen und Koma auftreten.«
    »Na klasse«, sagte Lynn und wandte sich wieder zu Caitlin, die mit geschlossenen Augen dalag. Plötzlich bekam sie Angst, sie könnte ins Koma fallen, und schüttelte sie. »Liebes? Bleib wach, bitte.«
    Caitlin öffnete die Augen. »Soll ich dir was sagen?«, nuschelte sie. »Leberkrankheiten sind cool.«
    »Cool?«, fragte Lynn entsetzt.
    »Was diese Warteliste für Transplantationen angeht«, sagte Luke

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