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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Bildschirm wurden gerade zwei Moderatoren durch eine kleine Doppelhaushälfte geführt, die ihrer eigenen ziemlich ähnlich sah.
    Dann lief sie nach oben in Caitlins Zimmer. Sie hatte sie früh geweckt, damit sie duschen und sich anziehen konnte. Sie wussten ja nicht, ob die Deutsche sie untersuchen würde. Caitlin lag auf dem Bett und schlief, die Kopfhörer des iPod in den Ohren. Ihr Gesicht sah heute noch gelber aus.
    Lynn berührte sie leicht am Arm. »Sie ist gekommen, Liebes!«
    Caitlin schaute sie an. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung und Verwirrung. Doch irgendwo tief in ihren Augen lauerte der alte Trotz. Lynn hoffte, dass sie ihn nie verlieren würde.
    »Hat sie eine Leber dabei?«
    Lynn lachte, und Caitlin brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    »Soll ich sie nach oben bringen, oder kommst du runter?«
    Caitlin überlegte. »Wie krank möchtest du mich denn haben?«
    Lynn küsste sie auf die Stirn. »Sei einfach du selbst, okay?«
    Caitlin ließ den Kopf zurückfallen und die Zunge aus dem Mund baumeln. »Aaah, ich könnte sterben für eine neue Leber und einen ausgezeichneten Chianti zum Runterspülen!«
    »Klappe, Hannibal!«
    Lynn lief nach unten und öffnete die Haustür. Sie war überrascht von der Eleganz der Frau. Sie hatte mit einer unscheinbaren, vielleicht ein bisschen unheimlichen Erscheinung gerechnet. Jedenfalls ganz sicher nicht mit einer hochgewachsenen, attraktiven Frau von Anfang vierzig, deren welliges, blondes Haar bis auf die Schultern fiel und die einen hinreißenden schwarzen Wildledermantel mit Pelzbesatz trug.
    »Mrs Lynn Beckett?«, fragte sie mit tiefer, sinnlicher Stimme.
    »Marlene Hartmann?«
    Die Frau lächelte entwaffnend, und ihre kobaltblauen Augen strahlten vor Herzlichkeit.
    »Bitte entschuldigen Sie die Verspätung. Es gab eine Verzögerung, weil es in München schneit. Aber jetzt bin ich hier.«
    Lynn ließ sie eintreten.
    Marlene Hartmann ging an ihr vorbei, wobei ein Anflug von Missbilligung über ihr Gesicht huschte. Lynn führte sie ins Wohnzimmer. »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    Die Deutsche ließ ihn mit divenhafter Geste von den Schultern rutschen und reichte ihn Lynn, ohne sie anzusehen.
    »Möchten Sie Tee oder Kaffee?« Lynn litt furchtbare Qualen, als die Frau ihre Blicke durchs Zimmer schweifen ließ, jede Einzelheit registrierte, jeden Fleck, jede Delle in den Wänden, die billigen Möbel, den alten Fernseher. Sie wusste von ihrer besten Freundin Sue Shackleton, die vor Jahren einen deutschen Freund gehabt hatte, dass Deutsche sehr großen Wert auf guten Kaffee legten. Zusammen mit den Blumen hatte sie daher am Vorabend auch noch ein Päckchen frisch gerösteten kolumbianischen Kaffee gekauft.
    »Hätten Sie vielleicht einen Pfefferminztee?«
    »Ähm, Pfefferminztee? Ja, sicher habe ich den«, sagte Lynn und verbarg ihre Enttäuschung über die vergebliche Investition.
    Kurz darauf brachte sie Pfefferminztee und einen Instantkaffee mit Milch auf einem Tablett. Die Frau stand am Kamin und hielt ein gerahmtes Foto von Caitlin in der Hand. Darauf sah sie wie ein Gothic aus, mit schwarzem Gewand, schwarzem Stachelhaar, gepierctem Kinn und Nasenring.
    »Ist das Ihre Tochter?«
    »Ja, das ist Caitlin. Es wurde vor etwa zwei Jahren aufgenommen.«
    Die Frau stellte das Foto zurück, setzte sich aufs Sofa und platzierte den schwarzen Aktenkoffer neben sich.
    »Eine sehr hübsche junge Dame. Starkes Gesicht. Ausgeprägte Wangenknochen. Sie könnte vielleicht modeln, oder?«
    »Vielleicht.« Lynn schluckte und dachte, falls sie überlebt. Dann zeigte sie der Frau ihr strahlendstes Lächeln. »Möchten Sie sie jetzt kennenlernen?«
    »Nein, noch nicht. Erzählen Sie mir erst ein bisschen über ihre Krankengeschichte.«
    Lynn stellte das Tablett auf den Tisch, gab der Frau ihre Tasse und setzte sich in einen Sessel.
    »Gut, ich will’s versuchen. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr war sie ein ganz normales, gesundes Kind. Dann bekam sie Verdauungsprobleme und gelegentlich starke Magenschmerzen. Unser Arzt diagnostizierte zunächst eine unklare Colitis. Dann folgten Durchfälle mit Blut im Stuhl, die mehrere Monate anhielten. Sie war ständig müde. Er überwies sie an einen Leberspezialisten.«
    Lynn trank von ihrem Kaffee.
    »Der Spezialist sagte, ihre Milz und Leber seien vergrößert. Auch ihr Magen war erweitert, sie verlor an Gewicht. Die Müdigkeit verschlimmerte sich. Sie schlief ständig ein, egal, wo sie war. Sie ging

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