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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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müssen Sie natürlich bedenken.«
    Lynn nickte und blinzelte, um die Tränen zu unterdrücken.
    »Welche Alternative hat Ihre Tochter? Welche Chancen? Das dürfen Sie nicht vergessen.«
    Lynn vergrub das Gesicht in den Händen und weinte. Sie versuchte, klar zu denken. Fast eine Viertelmillion Pfund. Vollkommen unmöglich! Sie dachte an ihre Klienten, denen sie auf Jahre angelegte Zahlungspläne anbot. Aber eine so große Summe?
    »Vielleicht könnten Sie eine Hypothek auf das Haus aufnehmen«, schlug Marlene Hartmann vor.
    »Ich stecke schon bis zum Hals in Hypotheken.«
    »Manchmal bekommen meine Klienten auch Hilfe von Freunden und Verwandten.«
    Lynn dachte an ihre Mutter, die in einer städtischen Mietwohnung lebte. Sie hatte etwas gespart, aber wie viel? Dann war da noch ihr Exmann. Malcolm verdiente gut auf dem Baggerschiff, aber nicht so gut. Außerdem hatte er eine neue Familie zu versorgen. Freunde? Die Einzige, die Geld hatte, war Sue Shackleton. Sie hatte sich von einem reichen Mann scheiden lassen und besaß ein schönes Haus in einem der elegantesten Wohnviertel, aber ihre vier Kinder besuchten Privatschulen. Lynn hatte keine Ahnung, wie es um ihre Finanzen bestellt war.
    »Ich arbeite mit einer deutschen Bank zusammen. Sie haben schon einige Finanzierungen für meine Klienten arrangiert. Fünf-Jahres-Darlehen. Ich kann gern den Kontakt herstellen.«
    Lynn schaute sie trostlos an. »Ich arbeite selbst im Finanzbereich. Am tragischen Ende, Inkasso. Ich weiß, dass mir niemand so viel Geld leihen würde. Es tut mir entsetzlich leid, aber Sie haben sich umsonst herbemüht. Ich komme mir so dumm vor. Ich hätte mich gestern schon am Telefon erkundigen sollen, dann hätten wir uns das alles sparen können.«
    Marlene Hartmann trank noch einen Schluck Tee und stellte die Tasse ab.
    »Mrs Beckett, ich bin seit zehn Jahren in diesem Geschäft. Nicht ein Mal habe ich eine Reise umsonst gemacht. Im Augenblick mag es Ihnen sehr viel erscheinen, aber Sie können in Ruhe darüber nachdenken. Ich bleibe ein paar Tage in England. Ich möchte Ihnen helfen.« Sie reichte Lynn ihre Visitenkarte. »Unter dieser Nummer können Sie mich rund um die Uhr erreichen.«
    Lynn schaute unter Tränen darauf. Die Schrift war winzig. Und ihre Hoffnung, das Geld aufzubringen, noch viel winziger.

66
    RARES UMKLAMMERTE DAS COMPUTERSPIEL und schaute aus dem Rückfenster des Mercedes auf die vorbeiziehende englische Landschaft. Es war ein windiger Tag, dicke Wattewolken zogen rasch über den blauen Himmel. In der Ferne war eine grüne Hügelkette zu erkennen, die ihn ein bisschen an die Gegend erinnerte, in der er die ersten Jahre seiner Kindheit verbracht hatte.
    Sie fuhren durch einen Kreisverkehr, in dem ein Wegweiser einen Ort namens Steyning ankündigte. Er sprach das Wort leise vor sich hin. Der Wagen beschleunigte, und er wurde wieder in den Sitz gedrückt. Er war aufgeregt, dachte an Ilincas Lächeln. Wie weich sich ihre Haut anfühlte. Ihre vertrauensvollen nussbraunen Augen. Ihren zuversichtlichen, unabhängigen Geist. Sie war diejenige, die diese deutsche Frau entdeckt und ihnen ein neues Leben ermöglicht hatte. Das fand er wunderbar an ihr. Sie konnte Dinge Wirklichkeit werden lassen. Sie konnte auf sich selbst aufpassen. Und er liebte es, wenn sie zu ihm sagte, er sei der einzige Mensch, der sich je im Leben um sie gekümmert habe.
    Er wäre sehr gern mit ihr zusammen gereist, doch die deutsche Frau war unnachgiebig geblieben. Zuerst Ilinca, dann er. Es gebe triftige Gründe, aus denen sie nicht zusammen reisen konnten, hatte ihnen die deutsche Frau versichert. Sie hatten ihr vertraut.
    Und nun waren sie hier!
    Die beiden Männer, die vorn saßen, waren still, aber das störte ihn nicht. Sie hatten ihn gerettet. Es war gut, zu schweigen, Zeit zum Nachdenken zu haben und nach vorn zu blicken.
    Die Straße wurde schmaler und war auf beiden Seiten von hohen grünen Hecken gesäumt. Im Autoradio lief Musik. Er erkannte die Sängerin. Feist.
    Er war frei!
    Bald würden sie Geld verdienen, so wie man es ihnen versprochen hatte. In einer hübschen Wohnung leben, vielleicht mit Blick aufs Meer. Mit jedem Baum, jeder Ecke und jedem Straßenschild schlug sein Herz schneller.
    Jetzt wurde das Auto langsamer. Sie bogen nach links durch ein säulenflankiertes Tor, neben dem ein Schild mit der Aufschrift WISTON GRANGE SPA RESORT hing. Rares starrte auf den Namen und fragte sich, wie man ihn wohl aussprach und was er bedeutete.
    Sie

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