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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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erfreut, DC Nicholas«, erwiderte sie unterwürfig. »Nick ist ein hübscher Name. Mein Sohn heißt auch so.«
    »Verstehe.«
    Sie führte sie in einen Empfangsbereich. Damit hatte Nick nun wirklich nicht gerechnet. Nach seinen Erfahrungen mit Büchern und Filmen hatte er einen Salon mit goldenen Spiegeln und Samtportieren erwartet. Stattdessen befanden sie sich in einem kleinen Zimmer mit zwei durchgesessenen Sofas, einem chaotischen Schreibtisch, auf dem eine dampfende Fünf-Minuten-Terrine mit Plastikgabel stand, umgeben von schmutzigen Tassen und überquellenden Aschenbechern. Dazu ein altmodisches Telefon, ein geradezu antikes Faxgerät und an der Wand eine Preisliste.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee, Tee, Cola?« Joey warf einen Blick auf ihre Fünf-Minuten-Terrine, aß aber nicht weiter.
    »Nein, danke«, entgegnete Bella, worauf Nick angesichts der schmutzigen Tassen eine große Erleichterung durchflutete.
    Zwischen den Bordellen und der Polizei bestand die stillschweigende Übereinkunft, dass man die Geschäftsleitung in Ruhe ließ, sofern sie keine minderjährigen oder illegal eingeschleusten Mädchen arbeiten ließ. Allerdings waren unangekündigte Besuche durch die Polizei zulässig. Die meisten Bordellbesitzer, darunter auch Joey, hielten sich daran, aber Bella hatte die Erfahrung gemacht, dass man Toleranz niemals mit Freundschaft verwechseln durfte.
    Sie zeigte Joey die drei rekonstruierten Fotos.
    »Haben Sie diese Leute schon einmal gesehen?«
    Die Bordellchefin betrachtete das Bild des toten Mädchens ganz genau, sah sich dann die beiden Jungen an und schüttelte den Kopf.
    »Niemals.«
    »Wie viele Mädchen haben Sie heute Abend hier?«, erkundigte sich Bella.
    »Fünf.«
    »Sind auch neue dabei?«
    »Ja, zwei vom Festland. Sie heißen Anca und Nusha.«
    »Woher kommen sie?«
    »Aus Rumänien. Bukarest«, fügte sie hinzu, als wollte sie ihre Hilfsbereitschaft unter Beweis stellen.
    »Sind sie gerade – hm – frei?«, fragte Bella taktvoll.
    »Ich habe ihre Papiere gesehen«, erwiderte die Bordellchefin besorgt. »Anca ist neunzehn und Nusha zwanzig.«
    In diesem Augenblick erklang ein scharfer, kratzender Ton. Die Frau schaute zu einem Bildschirm oben an der Wand hinauf. Ein Anzugträger mit Glatze und Glubschaugen begehrte Einlass.
    Sie zwinkerte den Polizisten zu und sagte ein bisschen verlegen: »Einer meiner Stammgäste. Möchten Sie die beiden getrennt oder zusammen sehen?«
    »Getrennt«, antwortete Bella.
    Rasch führte Joey sie den Flur entlang und in ein kleines Zimmer.
    »Ich hole sie.«
    Sie schloss die Tür. Jetzt merkte auch Nick Nicholas, was Bella gemeint hatte. Es war ein durchdringender Geruch nach Desinfektionsmitteln, gemischt mit einem starken, billigen Moschusaroma. Entsetzt schaute er sich in dem kleinen, rosa gestrichenen Zimmer um. Es gab ein Doppelbett mit Wäsche im Leopardenmuster, auf dem ein gefaltetes weißes Handtuch lag. Im Fernsehen lief ein Porno, auf dem Nachttisch befanden sich Toilettenartikel und eine Rolle Klopapier. An der Wand prangte ein breiter Spiegel, darunter lag ein Stapel erotischer DVDs.
    »Das ist so billig«, sagte er.
    Bella zuckte mit den Schultern. »Es ist normal. Weißt du jetzt, welchen Geruch ich meine?«
    Er nickte und atmete vorsichtig ein.
    Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und Joey führte ein hübsches Mädchen mit langen dunklen Haaren herein. Sie trug ein durchsichtiges rosa Nachthemd und dunkle Unterwäsche und wirkte mürrisch und nervös.
    »Das ist Anca. Ich bin gleich wieder da«, sagte die Bordellchefin und schloss die Tür.
    »Hallo, Anca. Setz dich.« Bella deutete aufs Bett.
    Das Mädchen setzte sich und schaute rasch zwischen ihnen hin und her. Sie hielt eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug in der Hand, als wären es Requisiten.
    »Wir sind von der Polizei, Anca. Sprichst du englisch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bisschen.«
    »Hör zu, wir wollen dir keine Schwierigkeiten machen, verstanden?«
    Anca starrte nur vor sich hin.
    »Wir möchten uns nur davon überzeugen, dass es dir gutgeht. Bist du glücklich hier?«
    Cosmescu hatte Anca bestens vorbereitet und ihr gesagt, dass die Polizei womöglich Fragen stellen würde. Außerdem hatte er sie davor gewarnt, irgendetwas Negatives zu sagen.
    »Ja, ist gut hier«, antwortete sie mit gutturalem Akzent.
    »Ganz sicher? Möchtest du hier sein?«
    »Ich möchte, ja.«
    Bella schaute ihren Kollegen an, der sich äußerst unwohl zu fühlen

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