Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
seiner Kollegin unterwegs geprobt. Plötzlich verspürte er das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette, doch die frische Raumluft und das Fehlen von Aschenbechern verrieten ihm, dass er keine Chance hatte. Er musste später draußen eine rauchen, woran er sich inzwischen gewöhnt hatte.
    Er behielt die Augen des Chirurgen im Blick. »Sie haben ein wunderschönes Haus, Sir Roger. Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    Er überlegte kurz. »Seit siebenundzwanzig Jahren. Es war völlig heruntergekommen, als ich es kaufte. Meiner ersten Frau hat es nie gefallen. Meine Tochter war hingegen sehr gerne hier.« Plötzlich wurden seine Augen feucht. »Es ist eine Schande, dass sie es nie im fertigen Zustand gesehen hat.«
    »Das tut mir leid«, sagte E-J.
    »Es ist lange her.«
    »Die Zeitungen haben häufig über Ihre Ansichten zum Organspendesystem in Großbritannien berichtet«, fuhr Guy Batchelor fort.
    »Ja«, stimmte dieser zu und nickte eifrig. »Das haben sie in der Tat!«
    »Wir dachten, Sie könnten uns vielleicht helfen.«
    »Ich werde mein Bestes tun.« Er beugte sich vor und schaute sie erwartungsvoll an.
    »Es stimmt doch, dass etwa dreißig Prozent der britischen Patienten, die auf eine Lebertransplantation warten, noch vor der Operation sterben«, sagte Emma-Jane.
    »Woher haben Sie diese Zahl?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Ich habe Sie zitiert, Sir Roger. Die Aussage stammt aus einem Artikel für The Lancet von 1998.«
    »Ich schreibe eine ganze Menge«, sagte er ausweichend. »Ich kann mich nicht an alles erinnern, vor allem nicht in meinem Alter. Zuletzt hörte ich, die offizielle Zahl läge bei neunzehn Prozent, aber das hängt natürlich wie üblich von den Kriterien ab.« Er griff nach einem silbernen Kännchen. »Wer möchte Milch?«
    Du kannst dich nicht an alles erinnern, vor allem nicht in deinem Alter. Aber du fliegst immerhin einen Privathubschrauber, also kann dein Gedächtnis nicht ganz so beschissen sein, dachte Guy Batchelor.
    Nachdem sie ihren Kaffee mit Milch und Zucker versehen hatten, fragte der DS: »Erinnern Sie sich an einen Artikel für Nature, in dem Sie das britische Organspendesystem kritisiert haben?«
    Sirius zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, ich habe viele Artikel geschrieben.«
    »Sie haben auch viele Länder besucht, einschließlich Kolumbien und Rumänien«, bemerkte Emma-Jane.
    »Mensch!«, sagte er mit aufrichtiger Begeisterung. »Sie waren aber sehr gründlich!«
    Batchelor reichte ihm die drei rekonstruierten Fotos.
    »Könnten Sie uns bitte sagen, ob Sie jemanden darauf erkennen, Sir?«
    Sirius betrachtete die Fotos, wobei ihn Batchelor aufmerksam beobachtete. Er schüttelte den Kopf und gab sie zurück.
    »Nein, nie gesehen.«
    Batchelor steckte sie wieder in den Umschlag.
    »Dann ist es also nur ein bloßer Zufall, dass Sie diese beiden Länder als Arbeitsplatz ausgewählt haben? Sie stehen nämlich ganz oben auf der Liste der Staaten, die dafür bekannt sind, dass sie mit menschlichen Organen handeln.«
    Sirius schien sich seine Antwort gründlich zu überlegen. »Was mich angeht, haben Sie wirklich Ihre Hausaufgaben gemacht. Allerdings frage ich mich, ob Sie auch wissen, dass meine geliebte Tochter Katie vor etwas über zehn Jahren an Leberversagen gestorben ist. Sie war erst dreiundzwanzig.«
    Entsetzt schaute Batchelor zu seiner Kollegin, die ebenfalls überrascht schien.
    »Nein, das tut mir leid. Das haben wir nicht gewusst.«
    Sirius nickte, er wirkte plötzlich niedergeschlagen.
    »Warum sollten Sie auch? Sie gehörte zu den dreißig Prozent, leider. Wie Sie sehen, bin auch ich ein Opfer des Spendersystems in unserem Land. Unsere Gesetze sind extrem streng.«
    »Sir Roger, wir sind hier, weil wir Grund zu der Annahme haben, dass einige Ärzte diese Gesetze umgehen, um Organe zu besorgen«, erklärte Emma-Jane.
    »Und Sie meinen, ich könnte Ihnen sagen, wer sie sind?«
    »Das hatten wir jedenfalls gehofft.«
    Er lächelte schwach. »Im Internet liest man alle paar Monate von einem Mann, der sich in einer Bar in Moskau betrinkt, in einer Badewanne voller Eis aufwacht und eine Niere weniger hat. Aber das sind alles moderne Mythen. Jedes Organ, das in Großbritannien transplantiert wird, stammt von UK Transplant. Kein Krankenhaus in diesem Land könnte ein Organ außerhalb des Systems besorgen und transplantieren. Das ist absolut unmöglich.«
    »Nicht aber in Rumänien oder Kolumbien?«, drängte Batchelor.
    »In der Tat. Oder in China, Taiwan oder Indien.

Weitere Kostenlose Bücher