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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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rumänisch?«, versicherte sich Grace.
    »Ausschließlich rumänisch«, entgegnete Potting. »Das heißt natürlich nicht, dass dieser Rares, wer immer er auch sein mag, automatisch Rumäne ist. Aber es ist ein erster Hinweis.«
    Grace machte sich eine Notiz. »Gut, das hilft uns weiter, Norman.«
    Potting rülpste, was ihm einen tödlichen Blick von Bella eintrug. »Ups, tut mir leid.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Da wäre noch etwas, Roy, was wichtig sein könnte«, fuhr er fort. »Die Vereinten Nationen geben eine Liste von Schurkenstaaten heraus, die sich am Handel mit menschlichen Organen beteiligen. Ich habe sie mir einmal angesehen.« Er schaute grimmig drein. »Da steht Rumänien ganz oben.«

45
    DIE KLINIK BOT IHNEN AN, einen Krankenwagen zu schicken, aber Lynn wollte das nicht und war sich sicher, dass es Caitlin auch nicht gefallen würde. Sie wollte ihr Glück mit dem Peugeot versuchen.
    Bei Mal meldete sich sofort die Mailbox, was vermuten ließ, dass er auf See war. Sie schickte ihm eine E-Mail, weil sie wusste, dass er diese lesen konnte.
     
    Lebendspender gefunden. Transplantation morgen früh um sechs. Ruf an, wenn du kannst. Lynn
     
    Ausnahmsweise tippte Caitlin diesmal keine SMS, während sie im Auto fuhren. Sie hielt nur die Hand ihrer Mutter umklammert, ein schwacher, feuchter, verängstigter Griff. Ihr gelbliches Gesicht blitzte geisterhaft im Licht der Straßenlaternen und der entgegenkommenden Scheinwerfer auf.
    Bei Southern Counties Radio liefen Nachrichten. Die dritte Meldung bezog sich auf einen Organhändler-Ring, der womöglich von Sussex aus operierte. Ein Polizist namens Detective Superintendent Roy Grace wurde interviewt. Seine Stimme klang stark und unverblümt. »Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen und konzentrieren uns zunächst vor allem darauf, herauszufinden, ob die Leichen von einem vorbeifahrenden Schiff in den Kanal geworfen wurden. Ich möchte der Öffentlichkeit versichern, dass wir dies als Einzelfall behandeln und –«
    Lynn schaltete rasch auf CD um.
    »Weißt du, wo ich jetzt wirklich gerne wäre, Mum?«
    »Wo denn, Liebes?«
    »Zu Hause.«
    »Sollen wir umkehren?«, fragte Lynn entsetzt.
    Caitlin schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht unser Haus. Ich meine zu Hause.«
    Lynn musste blinzeln, um die Tränen zu vertreiben. Caitlin meinte Winter Cottage, in dem sie und Mal nach ihrer Hochzeit gewohnt hatten und in dem Caitlin bis zur Scheidung aufgewachsen war.
    »Es war schön dort, Engelchen.«
    »Es war himmlisch. Damals war ich glücklich.«
    Winter Cottage. Allein der Name beschwor so viel herauf. Lynn erinnerte sich genau an den Sommertag, an dem sie und Mal es zum ersten Mal besichtigt hatten. Damals war sie im sechsten Monat schwanger gewesen. Sie mussten ein langes Stück über einen Feldweg fahren, vorbei an einem Bauernhof, bis sie vor dem kleinen, maroden Cottage angekommen waren, das mit Efeu bewachsen und von baufälligen Nebengebäuden und einem Treibhaus mit kaputten Fenstern umgeben war. Der Rasen hingegen war wunderbar gepflegt, und es gab ein kleines Spielhaus, das Mal später liebevoll für Caitlin hergerichtet hatte.
    Sie konnte sich so gut an diesen ersten Tag erinnern. Die muffigen Gerüche, die Spinnweben, das faulige Holz und den alten Küchenherd. Den herrlichen Ausblick über die sanften Hügel der South Downs. Mal hatte seinen kräftigen Arm um ihre Schultern gelegt und sie an sich gedrückt, hatte ihr erzählt, was er alles mit diesem Haus anstellen würde, zusammen mit ihr. Es war ein großes Projekt, ihr gemeinsames Projekt. Ihr Zuhause. Ihr Stückchen vom Paradies.
    Und als sie so dastand, hatte sie sich genau vorstellen können, wie es im Winter sein würde, die scharfen, kalten Gerüche, das brennende Holz im Kamin, welkes Laub und nasses Gras. In diesem Haus hatte sie sich durch und durch sicher gefühlt.
    Wann immer Caitlin davon sprach, wurde sie traurig. Und noch trauriger war, dass ihre Tochter es selbst nach sieben Jahren noch immer als ihr Zuhause empfand. Das tat weh.
    Dennoch konnte sie es verstehen. In den acht Jahren, die sie im Winter Cottage gewohnt hatte, war Caitlin gesund gewesen, gesund und sorglos. Die Krankheit war ein Jahr später ausgebrochen, und Lynn hatte sich damals gefragt, ob es etwas mit der Belastung durch die Scheidung zu tun hatte. Diesen Gedanken wurde sie nie ganz los.
    Wieder kamen sie am Ikea-Schornstein vorbei. Für Lynn wurde er allmählich zu einem Symbol, einer neuen Landmarke.

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