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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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war.
    Es lief jeden Abend gleich. Er trank zu viel, damit er einschlafen konnte, doch weder der Alkohol noch die Pillen, die ihm der Arzt verschrieben hatte, zeigten irgendeine Wirkung. Sein muskulöser Körper, den er normalerweise zu Hause und im Fitnessstudio streng in Form hielt, wurde allmählich schlaff.
    Verdammt, ich gehe den Bach runter, dachte er düster.
    Das Bett war niedrig wie ein Futon und hatte ein unbequemes Kopfende aus Latten, an denen er sich dank seiner Größe ständig den Kopf stieß, während seine Füße am unteren Ende heraushingen. Die Matratze war hart wie Beton, der Bettrahmen fühlte sich wackelig an und knarrte bei jeder Bewegung. Eigentlich hatte er die Schrauben anziehen wollen, doch wenn er nicht bei der Arbeit war, fühlte er sich zu niedergeschlagen, um irgendetwas zu tun. Die Hälfte seiner Kleidung lag in Plastikhüllen mit Reißverschluss auf einem Sessel. Manche Sachen lagen schon seit Wochen da, und er hatte es immer noch nicht über sich gebracht, sie in den fast leeren Kleiderschrank zu räumen.
    Roy hatte vollkommen recht, wenn er ihm vorwarf, er verwandle das Haus in eine Müllkippe.
    Es war zehn Minuten vor vier. Sein Handy lag neben dem Bett, und er hoffte wie jede Nacht, dass Ari anrufen und ihm sagen würde, sie habe ihre Meinung geändert, habe sich alles durch den Kopf gehen lassen und liebe ihn noch immer von ganzem Herzen. Sie wolle ihre Ehe irgendwie retten.
    Aber das Handy schwieg – in dieser und in jeder anderen verdammten Nacht.
    Vorhin hatten sie wieder Streit gehabt. Ari war wütend, weil er die Kinder am nächsten Nachmittag nicht von der Schule abholen konnte. Sie wollte sich in London einen Vortrag anhören. Ihm kam das verdächtig vor. Sie hörte sich sonst nie Vorträge in London an. Ging es um einen anderen Mann?
    Hatte sie jemanden kennengelernt?
    Es war schon schlimm genug, mit dem Alleinsein fertig zu werden. Der Gedanke, sie könnte eine neue Beziehung beginnen, den Mann womöglich den Kindern vorstellen, war mehr, als er ertragen konnte.
    Trotzdem musste er sich irgendwie auf seine Arbeit konzentrieren.
    Draußen kämpften zwei Katzen miteinander. In der Ferne schrillte eine Sirene. Die Schutzpolizei von Brighton and Hove oder ein Notarztwagen.
    Er drehte sich um, sehnte sich urplötzlich nach Aris Körper. War versucht, sie anzurufen. Vielleicht war sie –
    Ja, was?
    Oh, Gott, wie sehr sie einander geliebt hatten.
    Er versuchte, seine Gedanken auf Arbeit zu lenken. Gestern Abend hatte er mit der Frau des vermissten Bootsbesitzers telefoniert. Janet Towers war am Boden zerstört. Am Freitagabend hatten sie silberne Hochzeit feiern wollen, hatten einen Tisch im Meadows-Restaurant in Hove gebucht. Doch ihr Mann war nicht nach Hause gekommen. Seither hatte sie nichts mehr von ihm gehört.
    Sie war sich absolut sicher, dass er einen Unfall gehabt hatte.
    Sie konnte Glenn nur sagen, dass sie am Samstagmorgen die Küstenwache verständigt und dort erfahren hatte, dass man die Scoob-Eee um neun Uhr am Freitagabend an der Schleuse von Shoreham gesehen hatte, zusammen mit einem algerischen Frachter. Es war üblich, dass einheimische Fischerboote hinter einem Handelsschiff durch die Schleuse fuhren, um so die Gebühren zu sparen. Niemand hatte weiter auf das Schiff geachtet.
    Seither war weder das Fischerboot noch sein Besitzer wieder aufgetaucht.
    Die Küstenwache hatte keine Meldungen über Unfälle auf See erhalten, Jim und sein Boot schienen sich praktisch in Luft aufgelöst zu haben.
    Während er schlaflos dalag, fiel Glenn plötzlich etwas ein. Womöglich hatte es gar nichts zu bedeuten. Allerdings hatte er viel von Roy Grace gelernt und wusste, welche Eigenschaften ein guter Ermittler mitbringen musste. Ein Ratschlag ging ihm nicht aus dem Kopf. Alle Möglichkeiten ausschließen.
    Er erinnerte sich an den Freitagmorgen, als er am Arlington-Becken gestanden und auf die Scoob-Eee gewartet hatte, und an das Aufblitzen zwischen den Öltanks am anderen Ende des Hafens.
    *
     
    Um halb sieben parkte Glenn seinen Dienstwagen auf den Gehweg des Kingsway. Er stieg im Nieselregen aus, kletterte über die niedrige Mauer und rutschte, Taschenlampe in der Hand, die grasbewachsene Böschung hinter den weißen Öltanks hinunter. Jenseits des dunkelgrauen Wassers konnte er das Holzlager, den Brückenkran und die Lichter der Arco Dee erkennen, die gerade eine Ladung Sand und Kies löschte. Er hörte das Klappern des Förderbandes und das Rutschen der fallenden

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