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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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haben, das waren nette Leute. Wenn wir denen begegnet
wären, hätte ich irgendwas gesagt wie: ›Ich bin nur
vorbeigekommen, um zu sagen, wie Leid es mir tut, dass
das Haus abgebrannt ist.‹ Heute sehe ich gepflegt aus,
deshalb wäre das gut gegangen. Aber ich hatte schon das
Gefühl, dass wir ihnen nicht mehr begegnen würden, und
so wie es aussieht, hatte ich Recht. Es schaut fast so aus,
als ob sie weg sind. Es steht kein Auto mehr da. Das Haus,
in dem sie gewohnt haben, ist dunkel. Die Rollläden sind
runtergelassen. Es gibt ja auch kein großes Haus mehr, um
das man sich kümmern müsste. Sie mussten auch den
Diensteingang benutzen, weißt du. All die Bäume sind nur
dazu da, damit man den Eingang und die Garage nicht
sieht.«
»Annie, vor ein paar Jahren hab ich hier draußen
gearbeitet, und da habe ich mitbekommen, wie dieser
Spencer am Telefon zu jemandem gesagt hat, er sei sicher,
dass sein Impfstoff wirksam sei, dass er die Welt
verändern würde. Und im letzten Jahr, als ich die paar
Wochen hier gearbeitet habe, hab ich andauernd die Leute
davon reden hören, dass sie Aktien gekauft hätten und
dass sich ihr Wert mittlerweile verdoppelt hätte und immer
noch weiter steigen würde.«
Ned schaute Annie an. Manchmal konnte er sie ganz
deutlich sehen; manchmal, so wie jetzt, war es, als ob er
nur ihren Schatten erblickte. »Wie auch immer, so hat das
Ganze eben angefangen«, sagte er.
Er streckte den Arm aus, um ihre Hand zu ergreifen,
aber obwohl er wusste, dass sie da war, konnte er sie nicht
spüren. Er war enttäuscht, versuchte aber, es zu verbergen.
Wahrscheinlich war sie immer noch ein bisschen sauer auf
ihn. »Lass uns gehen, Annie«, sagte er schließlich.
Ned lief vorbei am Schwimmbecken, vorbei am
englischen Garten und durch das Wäldchen zur Straße, die
zur Diensteinfahrt führte. Er hatte seinen Wagen vor der
Garage geparkt, in der die Gartenmöbel aufbewahrt
wurden. »Möchtest du einen Blick hineinwerfen, bevor
wir gehen, Annie?«
Die Garagentür war nicht abgeschlossen. Da hat jemand
einen Fehler gemacht, dachte er. Aber es wäre sowieso
egal gewesen. Er hätte leicht ein Fenster einschlagen
können. Ned ging hinein. Wie erwartet, standen die
Gartenmöbel in dem Raum, aber in der Mitte war ein
freier Platz, dort hatten die Hausangestellten immer ihr
Auto abgestellt. Die Kissen für die Gartenmöbel lagen auf
Regalbrettern aufgestapelt. »Siehst du, Annie. Ich hab’s
doch gewusst, sogar die Garage für die Arbeiter würde dir
gefallen. Alles nett und ordentlich.«
Er lächelte ihr zu. Sie wusste, dass er sie nur aufziehen
wollte.
»Okay, Schatz. Jetzt fahren wir nach Greenwood Lake
und kümmern uns um die Leute, die so gemein zu dir
waren.«
    Greenwood Lake lag in New Jersey, und Ned brauchte
eine Stunde und zehn Minuten, bis er da war. In den
Nachrichten wurde nichts über Mrs. Morgan gemeldet, die
Polizei hatte also noch keine Ahnung. Aber einige Male
hörte er die Meldung, dass die Freundin von Nicholas
Spencer gefunden worden war. Eine Frau und eine
Freundin, dachte Ned. Etwas anderes war ja auch nicht zu
erwarten gewesen. »Die Freundin scheint richtig krank zu
sein, Schatz«, sagte er zu Annie. »Richtig krank. Die hat
auch ihr Fett abgekriegt.«
    Er wollte nicht zu früh in Greenwood Lake sein. Die
Harniks und Mrs. Schafley gingen nach den Zehn-UhrNachrichten zu Bett, und er wollte erst danach dort
eintreffen. Er hielt bei einem Imbiss und aß einen
Hamburger.
    Es war genau zehn Uhr, als er die Straße hinunterfuhr
und an der Stelle hielt, wo einmal ihr Haus gewesen war.
Bei Mrs. Schafley brannte noch Licht, aber im Haus der
Harniks war alles dunkel. »Wir werden noch eine Weile
rumfahren, Schatz«, sagte er zu Annie.
    Doch um Mitternacht waren die Harniks immer noch
nicht zurück, und Ned beschloss, dass es zu riskant wäre,
noch länger zu warten. Wenn er das Gewehr durch
Mrs. Shafleys Fenster auf sie richtete, könnte er sie
erledigen, aber dann würde er nicht mehr zurückkommen
können.
    »Wir müssen abwarten, Schatz«, sagte er zu Annie. »Wo
sollen wir jetzt hinfahren?«
»Zurück zum Herrenhaus«, hörte er sie antworten. »Stell
den Wagen in die Garage und mach es dir auf einer dieser
langen Gartenliegen bequem. Dort wirst du in Sicherheit
sein.«
40
    ICH WAR DIE ERSTE, die am Freitagmorgen im Büro
der Wall Street Weekly eintraf. Ken, Don und ich hatten
uns für acht Uhr verabredet, damit wir das Ganze

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