Und morgen in das kühle Grab
Dr. Kendall, Laura Cox, war Assistentin im Sekretariat
von Gen-stone. Betty, die Angestellte am Empfang, hat
mir das gestern erzählt. Ich habe sie gefragt, ob es
allgemein bekannt war, dass sie verwandt waren, was sie
verneinte. Sie habe eines Tages zufällig eine Bemerkung
darüber gemacht, dass Laura Cox den gleichen Vornamen
hätte wie Dr. Kendall, und Dr. Kendall habe darauf
geantwortet, dass sie nach ihr benannt worden sei, weil sie
ihre Tante sei. Aber etwas später habe sie sich sehr
aufgeregt und Betty inständig darum gebeten, niemandem
etwas davon zu erzählen. Offenbar wünschte Dr. Kendall
nicht, dass ihre Verwandtschaft bekannt würde.«
»Was sollte so schlimm daran sein?«, fragte Don.
»Betty sagte mir, eine Grundregel des Unternehmens sei
gewesen, dass Familienmitglieder der Angestellten sich
nicht um Stellen bewerben durften. Sicherlich wusste
Dr. Kendall das auch.«
»Medizinische Forschungsunternehmen halten nicht viel
davon, wenn die linke Hand genau weiß, was die rechte
tut«, meinte Don zustimmend. »Indem sie ihrer Nichte
erlaubte, eine Stelle als Assistentin anzunehmen, was nun
wirklich ein Anfängerjob ist, hat Dr. Kendall gegen die
Regel verstoßen. Ich hätte gedacht, dass sie sich
professioneller verhalten würde.«
»Sie hat mir gesagt, dass sie vorher beim Hartness
Research Center gearbeitet hat«, sagte ich. »Was hatte sie
für einen Ruf dort?«
»Ich werde dem mal nachgehen.« Ken kritzelte eine
Notiz auf seinen Block.
»Und während du das tust, solltest du im Auge behalten,
dass alles, was du über Nicholas Spencer gesagt hast –
dass er vielleicht sein Unternehmen ganz bewusst in die
Pleite geführt hat, um allein von dem Impfstoff zu
profitieren –, auch auf jemand anders zutreffen könnte.«
»Wen?«
»Charles Wallingford, zum Beispiel. Was wissen wir
wirklich über ihn?«
Ken zuckte die Achseln. »Ein Adliger. Nicht sehr
geschäftstüchtig, aber durch und durch blaublütig und sehr
stolz darauf. Sein Vorfahre hat dieses Möbelunternehmen
als philanthropischen Akt betrachtet, um den
Einwanderern Arbeit zu verschaffen, aber er war auch ein
verdammt guter Geschäftsmann. Das Vermögen der
Familie ist zwar in anderen Bereichen geschrumpft, wie es
manchmal passiert, aber das Möbelgeschäft blieb sehr
gewinnträchtig. Wallingfords Vater baute es noch weiter
aus; dann, als er starb, übernahm Charles die Firma, und
die ganze Sache ging den Bach runter.«
»Als ich gestern im Büro von Gen-stone war, ereiferte
sich seine Sekretärin darüber, dass seine Söhne ihn wegen
des Verkaufs der Firma vor Gericht gezerrt hätten.«
Don Carter gab sich gerne unerschütterlich, aber er riss
doch die Augen auf, als er das hörte. »Interessant, Carley.
Mal sehen, was ich darüber herausfinden kann.«
Ken kritzelte wieder etwas auf seinem Block. Ich hoffte,
dass es ein Zeichen dafür war, dass er wenigstens über
andere Hypothesen, was sich bei Gen-stone abgespielt
haben könnte, nachdachte.
»Hast du den Namen des Patienten herausfinden können,
der aus dem Hospiz von St. Ann’s entlassen wurde?«,
fragte ich ihn.
»Meine Quelle im St. Ann’s ist noch dabei, das
rauszukriegen.« Er schnitt eine Grimasse.
»Wahrscheinlich ist der Name dieses Typen inzwischen
schon bei den Todesanzeigen aufgetaucht.«
Ich schaute auf meine Armbanduhr. »Ich muss los. Da
sei Gott vor, dass ich den allmächtigen Adrian Garner
warten lasse. Vielleicht bricht er unter meinen Fragen
zusammen und verrät mir alles über den Rettungsplan, auf
den Lowell Drexel gestern angespielt hat.«
»Moment, lass mich raten«, sagte Don. »Mit großem
Getöse wird die Public-Relations-Abteilung von Garner
verkünden, dass Gen-stone von Garner Pharmaceuticals
übernommen wird, und als Geste des guten Willens
gegenüber den Angestellten und Aktienbesitzern werden
sie ihnen acht oder zehn Cent zahlen auf jeden Dollar, den
sie verloren haben. Sie werden ankündigen, dass Garner
Pharmaceuticals wieder ganz von vorn beginnen wird mit
dem unablässigen Kampf gegen den Krebs, diese Geißel
der Menschheit. Und so weiter und so weiter …«
Ich stand auf. »Ich werde euch Bescheid geben, wie die
Geschichte ausgegangen ist. Bis später, Jungs.« Ich
zögerte, beschloss aber, noch nichts von meiner eigenen
Version zu sagen – nämlich dass Nick Spencer, tot oder
lebendig, Opfer einer Verschwörung innerhalb seines
Unternehmens geworden sein könnte und dass zwei
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