Und morgen in das kühle Grab
Uhr am nächsten Tag
verabredet. Das Treffen sollte in Pleasantville stattfinden,
dem Hauptsitz des Unternehmens.
»Sie haben ein paar schnieke Büroräume im Chrysler
Building«, erklärte mir Don, »aber die eigentliche Arbeit
wird in Pleasantville gemacht.«
Wir sollten mit Charles Wallingford zusammentreffen,
dem Vorstandsvorsitzenden, und mit Dr. Milo Celtavini,
dem Wissenschaftler, der die Forschung im Laboratorium
von Gen-stone leitete. Da sowohl Ken als auch Don in
Westchester County wohnten, vereinbarten wir, dass ich
hinausfahren sollte und wir uns dort treffen würden.
Sam Michaelson sei Lob, Preis und Dank. Es war
offensichtlich, dass er sich für mich eingesetzt hatte. Wenn
man einem Team zugeteilt wird, das für eine solche
Topstory zusammenarbeiten soll, möchte man natürlich
von vornherein sicherstellen, dass das Ganze ohne große
Reibungsverluste funktioniert. Sam hatte ich es zu
verdanken, dass diese Jungs mich ohne langes Wenn und
Aber sofort an Bord willkommen geheißen hatten.
Gleich nachdem ich das Gebäude verlassen hatte, rief ich
Sam auf meinem Handy an und lud ihn und seine Frau
zum Essen bei Il Mulino im Village ein, um meinen neuen
Job zu feiern. Dann eilte ich nach Hause. Ich wollte mir
eine Tasse Tee und ein Sandwich machen und am
Computer essen. Ich hatte einen Stapel neuer Fragen von
Lesern meiner Kolumne erhalten, den ich durchsehen
musste. Die Inhalte der Leserbriefe für eine Kolumne wie
die meinige haben die Tendenz, sich zu wiederholen. Das
bedeutet, dass eine Menge Leute an sehr ähnlichen Dingen
interessiert sind, was mir wiederum Hinweise darauf gibt,
welche Fragen ich vorrangig aufgreifen sollte.
Manchmal fingiere ich allerdings auch eine Anfrage,
wenn ich ganz bestimmte Informationen an meine Leser
weitergeben will. Denn es ist wichtig, dass in
Finanzdingen unerfahrene Menschen Beratung
bekommen, wie beispielsweise über die Refinanzierung
von Hypotheken, wenn der Zinssatz auf einem Tiefpunkt
steht, oder vor manchen Bauernfängern gewarnt werden,
die »zinslose« Darlehen anbieten.
Für solche fingierten Leserbriefe benutze ich die
Initialen meiner Freunde und suche eine Stadt aus, die in
irgendeinem Zusammenhang mit ihnen steht. Meine beste
Freundin heißt Gwen Harkins. Ihr Vater ist in Idaho
aufgewachsen. In der letzten Woche ging es in meiner
Kolumne hauptsächlich darum, was man berücksichtigen
sollte, bevor man eine so genannte »umgekehrte
Hypothek« aufnimmt. Die Leseranfrage war von mir mit
G. H. aus Boise, Idaho, unterzeichnet worden.
Zu Hause angelangt, musste ich meinen Plan, für die
Kolumne zu arbeiten, erst einmal aufschieben. Auf
meinem Anrufbeantworter war eine Nachricht vom Büro
des US-Staatsanwalts. Jason Knowles, ein
Ermittlungsbeamter, wollte dringend mit mir sprechen. Er
hatte seine Nummer hinterlassen, und ich rief ihn zurück.
In den folgenden vierzig Minuten hatte ich Zeit, darüber
nachzudenken, welche Informationen ich wohl zu bieten
hätte, die ein Ermittlungsbeamter der Staatsanwaltschaft
so dringend benötigte. Als ich den Summer im Flur hörte,
vergewisserte ich mich über die Sprechanlage, dass
Mr. Knowles unten stand, und riet ihm, die Treppe zu
benutzen.
Ein paar Augenblicke später stand er vor meiner Tür, ein
silberhaariger Mann mit höflichen, gleichzeitig sehr
direkten Umgangsformen. Ich bat ihn in die Wohnung,
und er nahm auf dem Sofa Platz. Ich setzte mich ihm
gegenüber auf einen Stuhl mit gerader Lehne und wartete
darauf, was er zu sagen hatte.
Er dankte mir, dass ich bereit gewesen war, ihn so
kurzfristig zu empfangen, und kam gleich zur Sache:
»Miss DeCarlo, Sie waren am Montag auf der
Aktionärsversammlung von Gen-stone.«
Es war eine Feststellung, keine Frage. Ich nickte.
»Nach allem, was wir wissen, haben zahlreiche Leute
auf dieser Versammlung heftige Vorwürfe gegenüber dem
Management zum Ausdruck gebracht. Besonders ein
Mann soll sich sehr über die Äußerungen von Lynn
Spencer erregt haben.«
»Das ist richtig.« Ich war mir sicher, dass er als Nächstes
fragen würde, ob ich Lynns Stiefschwester sei. Ich
täuschte mich.
»Nach unseren Informationen saßen Sie am Ende einer
Reihe, die für die Presse reserviert war, und befanden sich
direkt neben dem Mann, der Mrs. Spencer angeschrien
hat?«
»Das stimmt.«
»Wir haben auch erfahren, dass Sie nach der
Versammlung mit etlichen unzufriedenen Aktienbesitzern
gesprochen haben und sich
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