Und morgen in das kühle Grab
werde, Nicholas Spencers Haus in Bedford angezündet zu
haben. Der Verdächtige war, zu meiner großen Bestürzung, jener Mann, der am Montag bei der Aktionärsversammlung im Grand Hyatt Hotel in Manhattan mit seinem
Gefühlsausbruch Aufsehen erregt hatte. Es handelte sich
um einen gewissen Marty Bikorsky, sechsunddreißig Jahre
alt, wohnhaft in White Plains, New York. Er arbeitete bei
einer Tankstelle in Mount Kisco, der Nachbarstadt von
Bedford. Er war am Dienstagnachmittag im St. Ann’s
Hospital wegen einer Brandverletzung an der rechten
Hand behandelt worden.
Bikorsky behauptete, dass er in der Brandnacht bis elf
Uhr gearbeitet habe, dann mit Freunden noch auf ein paar
Bier weggegangen sei und gegen halb eins zu Hause im
Bett gelegen habe. Während des Verhörs gab er zu, sich in
der Bar über das Herrenhaus der Spencers in Bedford
ausgelassen zu haben und dass er es am liebsten abfackeln
würde.
Seine Frau bestätigte die Uhrzeit, zu der er seinen
eigenen Angaben zufolge nach Hause gekommen und zu
Bett gegangen sei, sie sagte jedoch aus, dass er nicht da
gewesen sei, als sie um drei Uhr aufgewacht sei. Sie habe
sich jedoch darüber nicht gewundert, weil er einen
unruhigen Schlaf habe und es öfter vorkomme, dass er
sich mitten in der Nacht eine Jacke über den Schlafanzug
ziehe und sich draußen auf die Hintertreppe setze, um eine
Zigarette zu rauchen. Sie sei wieder eingeschlafen und vor
sieben Uhr nicht mehr aufgewacht. Um diese Zeit sei er
bereits in der Küche gewesen, mit einer Verbrennung an
der Hand. Er habe gesagt, er sei mit der Hand in die
Herdflamme geraten, als er übergekochten Kakao
aufwischen wollte.
Ich hatte gegenüber Jason Knowles, dem Beamten von
der Staatsanwaltschaft, geäußert, ich könne mir nicht
vorstellen, dass der Mann, dessen Name jetzt bekannt
geworden war, etwas mit der Brandstiftung zu tun habe,
dass er mir eher verzweifelt als rachsüchtig erschienen
war. Ich begann mir Sorgen um meinen Instinkt zu
machen, der in meinem Beruf von so außerordentlicher
Bedeutung ist. Doch wie auch immer es um Bikorsky
stehen mochte, ich war nach wie vor der Meinung, dass er
es nicht gewesen sein konnte.
Während ich weiterfuhr, musste ich plötzlich daran
denken, dass mir vorhin im Krankenhaus irgendetwas
aufgefallen war, ohne mir dessen wirklich bewusst
gewesen zu sein. Auf einmal sah ich es vor mir: das
Gesicht des Mannes, der für einen kurzen Augenblick an
Lynns Zimmertür aufgetaucht war. Ich hatte ihn schon
einmal gesehen. Am Dienstag hatte er vor dem
Krankenhaus gestanden, als ich interviewt wurde.
Am Abend war ich mit Gwen Harkins zum Essen bei
Neary’s an der East 57th Street verabredet. Als wir Kinder
waren, wohnte sie in Ridgewood, ganz in unserer Nähe.
Wir sind zusammen zur Grundschule und zur Highschool
gegangen. Danach ging sie im Süden auf das College in
Georgetown und ich im Norden auf das Boston College,
aber wir hatten je ein Semester in London und Florenz
zusammen studiert. Sie war meine Brautjungfer gewesen,
als ich die Niete des Jahrhunderts geheiratet hatte, und sie
war diejenige, die mich nötigte, mit ihr auszugehen,
nachdem das Baby gestorben war und die Niete sich nach
Kalifornien abgesetzt hatte.
Gwen ist eine große, gertenschlanke Rothaarige, die
meistens hohe Absätze trägt. Wir geben vermutlich ein
merkwürdiges Bild ab, wenn wir zusammen sind. Ich bin
wieder Single, dank einer Verfügung, welche besagt, dass
das, was Gott zusammengefügt hat, der Staat New York
wieder scheiden kann. Sie war mit ein paar Männern zusammen, die sie hätte heiraten können, aber ihren eigenen
Worten zufolge verspürte sie bei keinem von ihnen den
Wunsch, sich ständig das Handy ans Ohr zu halten, um ja
keinen Anruf zu verpassen. Ihre Mutter pflegt, genau wie
meine, sie mit der Versicherung zu trösten, eines Tages
werde sie den »Richtigen« schon kennen lernen. Gwen
arbeitet als Anwältin für eine der großen Pharmafirmen,
und als ich sie anrief und ein Essen bei Neary’s vorschlug,
hatte ich zwei Gründe, sie sehen zu wollen.
Der erste war natürlich, dass wir einfach gerne
zusammen sind. Der zweite, dass ich ihre Meinung zu
Gen-stone hören wollte und wie die Leute in der
Pharmaindustrie darüber redeten.
Wie immer war es bei Neary’s brechend voll. Für viele
Leute war es so etwas wie ein zweites Zuhause. Fast
immer konnte man irgendeinen Prominenten oder Politiker
an einem der Ecktische
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