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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihm im Krankenhaus über den
Weg gelaufen war. Deshalb hatte er Angst davor, erneut
hinzufahren. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er
musste in das Zimmer gelangen, in dem Lynn Spencer lag.
    Wenn er das tat, würde er vielleicht aufhören, ständig
Annies Gesicht vor sich zu sehen, in dem Moment, als das
Auto in Flammen stand und sie nicht hinauskonnte. Er
musste, koste es, was es wolle, diesen Blick in Lynn
Spencers Gesicht sehen.
    Das Interview mit ihrer Schwester, oder auch
Stiefschwester, war vorgestern erst in den Sechs-UhrNachrichten und später noch einmal in den Elf-UhrNachrichten ausgestrahlt worden. »Lynn hat Furchtbares
durchgemacht«, hatte sie gesagt, mit ach so tief bewegter
Stimme. »Haben Sie Mitleid mit ihr«, das war es, was sie
sagen wollte. Es ist nicht ihre Schuld, dass Ihre Frau
umgekommen ist. Sie und ihr Mann wollten Sie nur
betrügen. Mehr wollten sie Ihnen nicht antun.
    Annie. Wenn er endlich einschlief, träumte er stets von
ihr. Manchmal waren es schöne Träume. Sie waren in
Greenwood Lake, vor fünfzehn Jahren. In der Zeit, als
seine Mutter noch lebte, waren sie nie dort gewesen.
Mama wollte von niemandem mehr besucht werden. Aber
als sie starb, hatte er das Haus geerbt, und Annie war ganz
aufgeregt gewesen.
    »Ich habe nie ein eigenes Haus gehabt. Ich werde etwas
ganz Hübsches daraus machen. Du wirst schon sehen,
Ned.«
    Und es war tatsächlich etwas Hübsches daraus
geworden. Das Haus war klein, nur vier Zimmer, aber sie
hatte über die Jahre hinweg genug Geld zusammengespart,
um neue Küchenschränke zu kaufen und sie von einem
Handwerker einbauen zu lassen. Im nächsten Jahr sparte
sie genug Geld, um ein neues Klo und ein Waschbecken
im Badezimmer installieren zu lassen. Sie hatte ihn dazu
überredet, die alten Tapeten abzulösen, und gemeinsam
hatten sie das Haus innen und außen neu gestrichen. Sie
hatten Fenster bei dem Kerl gekauft, der seit ewigen
Zeiten auf CBS damit wirbt, wie billig seine Fenster seien.
Und Annie hatte endlich ihren Garten gehabt, ihren
wunderschönen Garten.
    Immer wieder musste er daran denken, wie sie
zusammen geschuftet und alles gestrichen hatten. Er
träumte davon, wie Annie die Gardinen aufgehängt hatte
und zurückgetreten war und gesagt hatte, wie schön sie
aussähen.
    Immer wieder musste er an die Wochenenden denken.
Von Mai bis Ende Oktober waren sie jedes Wochenende
hingefahren. Sie besaßen nur ein paar elektrische
Heizgeräte, um die Zimmer zu heizen, und im Winter
wäre das zu teuer gewesen. Aber wenn Annie einmal in
der Lage sein würde, ihre Arbeit im Krankenhaus
aufzugeben, dann wollten sie eine Zentralheizung
einbauen lassen, damit sie dort das ganze Jahr hindurch
leben konnten.
    Er hatte das Haus im letzten Oktober an ihre neuen
Nachbarn verkauft. Der Nachbar hatte Interesse daran
gehabt, sein Anwesen zu vergrößern. Er hatte ihm nicht
besonders viel geboten, weil das Grundstück nach der
neuen Gemeindeverordnung nicht mehr als Bauland galt,
aber das war Ned gleichgültig gewesen. Er dachte nur
noch daran, dass er so viel wie möglich in Gen-stone
investieren musste und dass ihm das ein Vermögen
einbringen würde. Nicholas Spencer hatte das
versprochen, als er Ned von dem Impfstoff erzählt hatte.
Ned hatte Spencer kennen gelernt, als er für den
Landschaftsarchitekten auf dem Grundstück in Bedford
gearbeitet hatte.
    Er hatte Annie nichts davon erzählt, dass er das Haus
verkaufen würde. Er wollte nicht, dass sie es ihm wieder
ausredete. Und dann, an einem schönen Samstag im
Februar, als er auf der Arbeit war, war sie kurz
entschlossen nach Greenwood hinausgefahren, und das
Haus war nicht mehr da gewesen. Sie war nach Hause
gekommen und hatte mit den Fäusten auf seine Brust
eingeschlagen, und obwohl er mit ihr nach Bedford
gefahren war, um ihr zu zeigen, was für eine Art von
Herrenhaus er ihr später kaufen wolle, hatte es nicht
geholfen, ihre Wut zu besänftigen.
    Dass Nicholas Spencer jetzt tot war, gefiel Ned nicht.
Ich wünschte, ich hätte ihn selbst umgebracht, dachte er.
Wenn ich nicht auf ihn gehört hätte, wäre Annie immer
noch hier bei mir.
    In der vergangenen Nacht, als er nicht schlafen konnte,
war Annie ihm als Vision erschienen. Sie hatte ihm
gesagt, er solle ins Krankenhaus und zu Dr. Greene gehen.
»Du brauchst deine Medizin, Ned«, hatte sie gesagt.
»Dr. Greene wird dir deine Medizin geben.«
    Wenn er einen Termin bei Dr. Greene

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