Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
abbezahlt sind.«
    Ich entsann mich, dass Lynn zu mir gesagt hatte, sie
habe im Haus und in der Wohnung seiner ersten Frau
gewohnt.
    »Die Unterschlagungen in der medizintechnischen
Abteilung haben schon vor Jahren angefangen. Vor
anderthalb Jahren hat er außerdem begonnen, auf seinen
eigenen Aktienanteil Kredite aufzunehmen. Kein Mensch
weiß, warum.«
    »Damit wir die chronologische Reihenfolge erhalten,
möchte ich hier einhaken«, sagte Ken. »Das war der
Zeitpunkt, an dem laut Dr. Celtavini die ersten Probleme
im Labor auftauchten. Bei den Folgegenerationen der
Mäuse, die mit dem Impfstoff behandelt worden waren,
tauchten Krebszellen auf. Wahrscheinlich hat Spencer
damals erkannt, dass das ganze Kartenhaus einzustürzen
drohte, und er hat versucht, in großem Stil Geld aus dem
Unternehmen herauszuholen. Man vermutet dort, dass
dieses Treffen in Puerto Rico von ihm nur arrangiert
wurde, um unauffällig zu fliehen und unterzutauchen. Und
dann hat ihn das Glück verlassen.«
    »Er hat gegenüber dem Arzt, der das Haus der Familie
gekauft hat, die Bemerkung fallen lassen, dass ihm
weniger Zeit bliebe, als er ursprünglich gedacht habe«,
sagte ich. Dann berichtete ich ihnen von den
Aufzeichnungen, die Dr. Broderick angeblich einem Mann
mit rötlich braunen Haaren übergeben habe, der behauptet
hatte, im Auftrag von Spencer zu kommen.
    »Es leuchtet mir nicht ganz ein«, sagte ich, »dass ein
Arzt so mir nichts, dir nichts Forschungsunterlagen
herausgibt, ohne nachzuprüfen, ob alles seine Ordnung
hat, oder sich wenigstens den Empfang mit einer
Unterschrift quittieren zu lassen.«
»Gibt es irgendein Anzeichen, dass jemand in der Firma
Verdacht gegen Spencer geschöpft hatte?«, fragte Don.
    »Bei der Aktionärsversammlung war davon nicht die
Rede«, sagte ich. »Und Dr. Celtavini hatte offensichtlich
bis jetzt keine Ahnung, dass solche Aufzeichnungen
überhaupt existierten. Ich glaube, wenn jemand ein
Interesse an den frühen Experimenten eines
Amateurmikrobiologen haben könnte, dann doch jemand
wie er.«
»Hat Dr. Broderick noch anderen Personen davon
erzählt, dass diese Aufzeichnungen abgeholt wurden?«,
fragte Ken.
    »Er hat nur gemeint, dass er mit Untersuchungsbeamten
gesprochen hat. Und nachdem er mir gegenüber sonst
niemand erwähnt hat, würde ich das verneinen.« Betroffen
registrierte ich, dass ich Dr. Broderick diese Frage nicht
direkt gestellt hatte.
    »Wahrscheinlich hat die Staatsanwaltschaft ihn
aufgesucht.« Don klappte sein Notizbuch zu, während er
sprach.
    »Sie versuchen, das Geld aufzuspüren. Wenn ihr mich
fragt – ich glaube, dass es sich auf einem Schweizer
Nummernkonto befindet.«
»Nimmt man an, dass er dorthin fliehen wollte?«, fragte
ich.
    »Schwer zu sagen. Es gibt auch noch andere Länder, in
denen Leute mit viel Geld willkommen sind, keine Frage.
Spencer war gerne in Europa und sprach fließend
Französisch und Deutsch, es wäre ihm also nirgendwo
schwer gefallen, sich ein neues Leben einzurichten.«
    Ich dachte daran, was Nick über seinen Sohn Jack gesagt
hatte: »Er bedeutet mir alles.« Hätte er wirklich das Land
und Jack verlassen, in dem Bewusstsein, nie mehr
zurückkehren zu können, es sei denn, er ginge freiwillig
ins Gefängnis? Doch dieser Einwand machte weder auf
Don noch auf Ken sonderlich Eindruck.
    »Mit dem Haufen Geld, den er abgezweigt hat, könnte
der Junge jederzeit in ein Privatflugzeug steigen und
Daddy einen Besuch abstatten. Ich kann dir etliche Leute
nennen, die nicht mehr zurückkehren können und trotzdem
die besten Familienväter sind. Außerdem – wie oft würde
er seinen Sohn zu sehen bekommen, wenn er im Knast
säße?«
    »Es gibt noch eine weitere Unbekannte in der
Gleichung«, warf ich ein. »Lynn. Wenn man ihr Glauben
schenken darf, dann hat sie von der ganzen Sache keine
Ahnung gehabt. Hatte er die Absicht, sie einfach hier auf
dem Trockenen sitzen zu lassen und abzuhauen?
Andererseits kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass
sie ein Leben im Exil führen würde. Sie hat sich mit so
viel Einsatz in die New Yorker Schickeria hochgearbeitet.
Sie behauptet, sie hätte jetzt überhaupt kein Geld mehr.«
    »Was für Leute wie Lynn Spencer ›kein Geld haben‹
bedeutet, ist vermutlich etwas ganz anderes, als was wir
drei als ›kein Geld haben‹ bezeichnen«, bemerkte Don
trocken, während er sich von seinem Stuhl erhob.
    »Eins noch«, sagte ich schnell. »Das ist genau

Weitere Kostenlose Bücher