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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Gelegenheit war, vom Tisch
aufzustehen. Als er zurückkam, hatte er eine grimmige
Miene aufgesetzt. »Carley, das war mein Anwalt. Er war
völlig aus dem Häuschen, dass ich Sie reingelassen habe.
Er hat mir dringend geraten, kein Sterbenswörtchen mehr
zu sagen.«
»Daddy, bist du böse?«
Eine Kuscheldecke hinter sich herschleppend, war ein
etwa vierjähriges Mädchen in die Küche getreten. Sie
hatte die langen, blonden Haare und die blauen Augen
ihrer Mutter, doch sie war kreidebleich im Gesicht. Alles
an ihr schien so zerbrechlich, dass ich sofort an die
exquisiten Porzellanpüppchen denken musste, die ich
einmal in einem Puppenmuseum gesehen hatte.
Bikorsky beugte sich hinunter und nahm sie auf den
Arm.
»Ich bin nicht böse, Süße. Hast du gut geschlafen?«
»Hm-hm.«
Er wandte sich zu mir. »Carley, das hier ist unsere
Maggie.«
»Daddy, du sollst doch sagen, dass ich dein Maggie Schatz bin.«
Er tat so, als ob er entsetzt wäre. »Wie konnte ich das
vergessen? Carley, das hier ist unser Maggie Schatz , und
Maggie, das ist Carley.« Ich nahm das kleine Händchen,
das sie mir entgegenstreckte. »Ich freue mich sehr, dich
kennen zu lernen, Carley«, sagte sie. Ihr Lächeln wirkte
wehmütig.
Ich bemühte mich, die Tränen zurückzuhalten. Es war
offensichtlich, dass sie todkrank war. »Hallo, Maggie. Ich
freue mich auch, dich kennen zu lernen.«
»Wie wär’s, wenn ich dir einen Kakao mache, während
Mommy Carley zur Tür bringt?«, schlug Marty vor.
Sie tätschelte auf seine verbundene Hand. »Versprichst
du mir, dass du dir nicht wieder die Hand verbrennst,
wenn du mir Kakao machst, Daddy?«
»Versprochen, Prinzessin.« Er blickte mich an. »Wenn
Sie wollen, können Sie das schreiben, Carley.«
»Ja, das werde ich«, sagte ich ruhig.
Rhoda brachte mich zur Haustür. »Maggie hat einen
Gehirntumor. Wissen Sie, was uns die Ärzte vor drei
Monaten gesagt haben? Sie haben gesagt: Holen Sie sie
nach Hause, und genießen Sie die Zeit mit ihr. Setzen Sie
sie keiner Chemotherapie oder Bestrahlung aus, und lassen
Sie sich keine verrückten Behandlungen von
irgendwelchen Quacksalbern aufschwatzen, weil die
nichts bewirken werden. Sie haben gesagt, Maggie werde
zu Weihnachten nicht mehr bei uns sein.« Ihre Wangen
waren noch röter geworden.
»Carley, ich werde Ihnen mal etwas sagen. Wenn man
Tag und Nacht zum Himmel fleht, so wie Marty und ich es
tun, wenn man Gott inständig bittet, er möge unser
einziges Kind vor dem Tod bewahren, dann wird man
nicht anfangen, ihn zu verärgern, indem man anderer
Leute Häuser anzündet.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu
unterdrücken. »Ich habe Marty dazu überredet, diese
zweite Hypothek aufzunehmen. Letztes Jahr war ich im
Hospiz von St. Ann’s, um eine Freundin zu besuchen, die
im Sterben lag. Nicholas Spencer arbeitete als Freiwilliger
dort. Bei dieser Gelegenheit habe ich ihn kennen gelernt.
Er erzählte mir von dem Impfstoff, den er gerade
entwickelte und der nach seinen Worten den Krebs
besiegen würde. Damals habe ich Marty überredet, unser
ganzes Geld in sein Unternehmen zu stecken.«
»Sie haben Nicholas Spencer in einem Hospiz kennen
gelernt? Er hat als Freiwilliger in einem Hospiz
gearbeitet?«
Ich war so verblüfft, dass ich das Gefühl hatte zu lallen.
»Ja. Und als dann rauskam, was mit Maggie war – einen
Monat ist das erst her –, bin ich noch mal hingegangen,
um mit ihm zu sprechen. Er sagte, der Impfstoff sei noch
nicht einsatzfähig, er könne mir nicht helfen. Es ist schwer
zu verstehen, dass ein Mensch, an den man geglaubt hat,
dazu fähig ist, so zu betrügen und dabei in Kauf zu
nehmen …« Sie schüttelte den Kopf und presste die Hand
auf den Mund, dann schluchzte sie: »Mein kleines
Mädchen wird sterben!«
»Mommy.«
»Ich komme gleich, Liebes.« Rhoda wischte ungeduldig
die Tränen weg, die jetzt über ihre Wangen liefen.
Ich öffnete die Tür. »Ich habe Marty eher aus meinem
Gefühl heraus für unschuldig gehalten«, sagte ich. »Jetzt,
wo ich Sie kenne, werde ich alles daran setzen, Ihnen zu
helfen.«
Ich drückte ihr fest die Hand und ging.
Auf der Rückfahrt nach New York rief ich bei mir zu
Hause an, um zu hören, ob irgendjemand eine Mitteilung
auf den Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Als ich die
einzige aufgezeichnete Nachricht abhörte, lief es mir
eiskalt über den Rücken. »Hallo, Miss DeCarlo, hier ist
Milly. Ich habe Sie gestern im Lokal

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