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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in Caspien bedient.
Ich weiß, dass Sie gestern zu Dr. Broderick wollten, und
da dachte ich, es würde Sie vielleicht interessieren, dass er
heute Morgen beim Joggen von einem Auto angefahren
wurde. Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen. Die Ärzte
wissen nicht, ob er überleben wird.«
18
    ICH GLAUBE, ICH BIN PER Autopilot weitergefahren.
Das Einzige, woran ich denken konnte, war der Unfall und
dass Dr. Broderick im Koma lag, in kritischem Zustand.
War es ein Unfall? Ich hatte da meine Zweifel.
    Gestern war ich nach dem Gespräch mit Dr. Broderick
direkt zu Gen-stone gefahren und hatte angefangen, nach
der Person zu fahnden, die möglicherweise die
Aufzeichnungen von Dr. Spencer hatte abholen lassen. Ich
hatte mit Dr. Celtavini und Dr. Kendall gesprochen. Ich
hatte mich beim Empfang erkundigt, ob es vielleicht noch
andere Kurierdienste gebe, und hatte den Mann mit den
rötlich braunen Haaren beschrieben, so wie Dr. Broderick
ihn mir beschrieben hatte. Und heute Morgen, nur wenige
Stunden später, war Dr. Broderick von einem
Unbekannten überfahren worden. Es musste ein Anschlag
auf sein Leben gewesen sein, alles deutete darauf hm.
    Ich rief vom Auto aus das Imbisslokal in Caspien an und
sprach mit Milly. Sie erzählte mir, dass sich der Unfall
gegen sechs Uhr morgens im Park in der Nähe seines
Hauses ereignet habe.
    »Nach dem, was ich gehört habe, glaubt die Polizei, dass
der Kerl betrunken gewesen sein muss«, sagte sie. »Er
muss auf der falschen Seite und über den Straßenrand
hinaus gefahren sein, sonst hätte er den Doktor gar nicht
erwischen können. Ist das nicht schrecklich? Beten Sie für
ihn, Carley.«
Das würde ich bestimmt tun.
     
Zu Hause angekommen, zog ich einen bequemen dünnen
    Pulli und eine Hose an und schlüpfte in meine Schlappen.
Um fünf Uhr genehmigte ich mir ein Glas Wein mit etwas
Käse und Kräckern, legte meine Füße hoch und dachte
über die Ereignisse des Tages nach.
    Die Begegnung mit Maggie, die nur noch wenige
Monate zu leben hatte, hatte schmerzhafte Erinnerungen
an Patrick geweckt. Wenn ich die Wahl gehabt hätte –
wäre es schlimmer gewesen, vier Jahre mit Patrick zu
leben und ihn dann zu verlieren? War es leichter, ihn nach
nur wenigen Tagen gehen zu lassen, statt zu erleben, wie
er zum Mittelpunkt meines Lebens geworden wäre, so wie
Maggie es für Rhoda und Marty Bikorsky war? Wenn
doch … Wenn doch … Wenn doch … Wenn doch nur die
Chromosomen, die Patricks Herz gebildet hatten, nicht
defekt gewesen wären. Wenn man doch nur die
Krebszellen, die sich in Maggies Gehirn ausgebreitet
hatten, zerstören könnte.
    Natürlich ist es vollkommen sinnlos, sich diese Wenndoch-Fragen zu stellen, weil es keine Antworten darauf
gibt. Es hat nicht sollen sein, und daher werden wir nie
erfahren, wie es gewesen wäre. Patrick wäre jetzt zehn. In
Gedanken stellte ich mir vor, wie er aussehen würde,
wenn er gelebt hätte. Er würde dunkles Haar haben,
natürlich. Greg, sein Vater, hatte dunkles Haar. Er wäre
wahrscheinlich groß für sein Alter. Greg war groß, und ich
besaß anscheinend ein rezessives Gen für Körpergröße,
wenn man sich meine Eltern und Großeltern im Vergleich
zu mir anschaute. Er würde blaue Augen haben. Meine
waren blau, die von Greg graublau. Ich hätte mir
gewünscht, dass seine Züge mehr nach mir kommen
würden, denn ich sah meinem Vater ähnlich, und der war
einer der freundlichsten – und gleichzeitig attraktivsten –
Männer, die man sich überhaupt nur vorstellen kann.
    Es war merkwürdig. Mein Baby, das nur ein paar Tage
zu leben hatte, war in meinen Gedanken immer noch so
präsent, während Greg, der ein Jahr lang mit mir auf die
Hochschule gegangen war und mit dem ich ein Jahr lang
verheiratet war, inzwischen so verschwommen und
unwichtig geworden war. Wenn überhaupt etwas von ihm
geblieben war, dann höchstens die Frage, wie ich so
dumm hatte sein können, nicht zu bemerken, wie
oberflächlich er von Anfang an gewesen war.
zweitausendvierhundert Gramm – ein süßes, kleines Baby,
aber mit seinem verwundeten Herz für seinen Vater zu
schwer zu tragen.
    Ich hoffte, dass es ein zweites Mal für mich geben
würde. Ich wünschte mir, irgendwann eine Familie zu
haben. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Augen offen
zu halten und nicht wieder den gleichen Fehler zu
begehen. Das war etwas, was mir Sorgen bereitete. Ich
beurteilte die Menschen zu schnell. Instinktiv hatte ich

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