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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gerade
bückte, um einen Kuchen aus dem Backofen zu holen.
»Rhoda, das ist Miss DeCarlo.«
    »Bitte nennen Sie mich Carley«, sagte ich. »Eigentlich
heiße ich Marcia, aber in der Schule haben die anderen
Kinder mich Carley genannt, und der Name ist mir
geblieben.«
    Rhoda Bikorsky war ungefähr in meinem Alter, ein paar
Zentimeter größer als ich, wohl proportioniert und hatte
lange dunkelblonde Haare und strahlend blaue Augen. Ihre
Wangen waren gerötet, und ich überlegte, ob das ihre
natürliche Hautfarbe war oder ob die nervenaufreibenden
Ereignisse der letzten Zeit ihre Gesundheit angegriffen
hatten.
    Wie ihr Mann trug sie Jeans und Sweatshirt. Sie lächelte
kurz, sagte: »Ich wünschte, jemand hätte einen
Spitznamen für Rhoda gefunden«, und gab mir die Hand.
Die Küche war blitzsauber, gemütlich und rustikal
eingerichtet, und der geflieste Fußboden sah ganz ähnlich
aus wie der, den wir in unserer Küche gehabt hatten, als
ich ein Kind war.
    Auf Rhodas Aufforderung hin setzte ich mich an den
Tisch, bedankte mich für den Kaffee und ließ mir
bereitwillig einen Teller mit einem Stück Kuchen geben.
Von meinem Platz aus konnte ich durch ein Erkerfenster
auf den kleinen Garten blicken. Ein Gestänge mit einer
Schaukel und einer Wippe verriet die Anwesenheit eines
Kindes in der Familie.
    Rhoda Bikorsky war meinem Blick gefolgt. »Marty hat
das selbst gebaut, für Maggie.« Sie setzte sich mir
gegenüber.
    »Carley, ich will aufrichtig zu Ihnen sein. Sie kennen
uns nicht. Sie sind Journalistin. Sie sind hier, weil Sie uns
helfen möchten, wie Sie Marty gesagt haben. Ich möchte
Ihnen eine ganz einfache Frage stellen: Warum wollen Sie
uns helfen?«
    »Ich war auf der Aktionärsversammlung. Als Ihr Mann
diesen heftigen Gefühlsausbruch hatte, war mein
Eindruck, dass er mit Sicherheit ein verzweifelter Vater
war, aber nicht unbedingt, dass er sich rächen wollte.«
    Ihre Züge entspannten sich. »Dann wissen Sie mehr über
ihn als das Branddezernat. Wenn ich geahnt hätte, worauf
die hinauswollten, hätte ich niemals erwähnt, dass Marty
manchmal an Schlaflosigkeit leidet und mitten in der
Nacht aufsteht, um draußen vor der Tür eine Zigarette zu
rauchen.«
    »Du liegst mir ja seit langem in den Ohren, dass ich mit
dem Rauchen aufhören soll«, sagte Bikorsky ironisch.
»Hätte ich nur auf dich gehört, Rhod.«
    »Ich habe gelesen, dass Sie direkt nach der
Aktionärsversammlung zur Tankstelle gefahren sind, in
der Sie arbeiten. Ist das richtig?«, fragte ich.
    Er nickte. »Meine Arbeitszeit war von drei bis elf diese
Woche. Ich kam zu spät, aber einer der Jungs ist für mich
eingesprungen. Ich war immer noch so aufgewühlt, dass
ich mir nach der Arbeit erst ein paar Bier genehmigt habe,
bevor ich nach Hause gegangen bin.«
    »Stimmt es, dass Sie in der Bar davon gesprochen haben,
Spencers Haus abfackeln zu wollen?«
Er schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf.
»Hören Sie, selbstverständlich habe ich mich maßlos
darüber aufgeregt, dass wir unser ganzes Geld verloren
haben. Ich rege mich immer noch darüber auf. Das hier ist
unser Haus, und wir werden es jetzt verkaufen müssen.
Aber ich würde nie im Leben einem anderen das Haus
anzünden, ebenso wenig wie ich mein eigenes Haus
anzünden würde. Das war in der Wut so dahingesagt.«
»Du redest überhaupt viel zu viel!« Rhoda Bikorsky
drückte ihrem Mann den Arm, dann streichelte sie seine
Wange. »Marty, es wird sich alles aufklären.«
Er sagte die Wahrheit. Ich war mir sicher. Alle Indizien,
die gegen ihn sprachen, waren Zufall. »Sie sind am
Dienstag gegen zwei Uhr morgens nach draußen
gegangen, um eine Zigarette zu rauchen?«
»Ja, das stimmt. Es ist eine blöde Angewohnheit, aber
wenn ich aufwache und weiß, dass ich nicht wieder
einschlafen kann, dann rauche ich ein paar Zigaretten, um
mich zu beruhigen.«
Ich hatte zufällig aus dem Fenster geschaut und bemerkt,
wie windig es geworden war. Das erinnerte mich an etwas.
»Warten Sie mal«, sagte ich. »In der Nacht von Montag
auf Dienstag war es ziemlich stürmisch und kalt. Haben
Sie einfach draußen gesessen?«
Er zögerte mit der Antwort. »Nein, ich saß im Wagen.«
»In der Garage?«
»Er stand in der Auffahrt. Ich hab den Motor laufen
lassen.«
Er und Rhoda verständigten sich durch Blicke. Sie gab
ihm ein deutliches Zeichen, nichts mehr zu sagen. Das
Telefon klingelte. Es war ihm anzusehen, dass er
erleichtert über

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