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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sympathie und Mitleid für Marty Bikorsky verspürt.
Deshalb wollte ich mit ihm sprechen. Deshalb war ich
überzeugt, dass nicht er dieses Feuer gelegt hatte.
    Dann wanderten meine Gedanken zu Nicholas Spencer.
Als ich ihm vor zwei Jahren begegnet war, hatte ich ihn
instinktiv gemocht und bewundert. Und jetzt? Man konnte
bislang lediglich einen Bruchteil des Unglücks erahnen,
das er über so viele Menschen gebracht hatte, nicht nur,
weil er ihre finanzielle Sicherheit zerstört hatte, sondern
auch, weil er ihre Hoffnungen zunichte gemacht hatte, sein
Impfstoff könne die Krankheit verhüten und heilen, an der
die von ihnen geliebten Menschen zugrunde gingen.
    Es sei denn, es gäbe noch eine andere Antwort.
Der Mann mit den rötlich braunen Haaren, der
Dr. Spencers Aufzeichnungen mitgenommen hatte, war
ein Teil dieser Antwort, dessen war ich mir sicher. Wäre
es denkbar, dass man versucht hatte, Dr. Broderick zu
töten, weil er ihn hätte identifizieren können?
    Nach einer Weile verließ ich meine Wohnung, lief zum
Village und aß Linguine alla vongole und einen Salat in
einem einfachen kleinen Café. Es half gegen die
Kopfschmerzen, die sich angekündigt hatten, aber leider
nicht gegen die seelischen Schmerzen. Der Gedanke, dass
mein Besuch Dr. Broderick vielleicht das Leben gekostet
hatte, lastete schwer auf mir. Immerhin fand ich später, als
ich wieder zu Hause war, recht bald den Weg ins Bett.
    Ich wachte auf und fühlte mich besser. Ich liebe es, am
Sonntagmorgen mit einer Tasse Kaffee im Bett die
Sonntagszeitungen zu lesen. Dann schaltete ich jedoch das
Radio ein, weil ich die Neun-Uhr-Nachrichten nicht
verpassen wollte, und hörte die Meldung. Am frühen
Morgen hatten in Puerto Rico Kinder, die von einem Boot
aus unweit der Stelle geangelt hatten, an der Wrackteile
von Nicholas Spencers Flugzeug gefunden worden waren,
einen verkohlten und blutbefleckten Fetzen eines blauen
Sporthemds aus dem Wasser gezogen. Der Sprecher sagte,
der vermisste Geschäftsmann Nicholas Spencer, der
beschuldigt werde, Millionen Dollar aus seinem
Unternehmen abgezweigt zu haben, habe ein blaues
Sporthemd getragen, als er vor ein paar Wochen vom
Westchester County Airport gestartet sei. Das Fundstück
werde zurzeit untersucht und mit Hemden des
Herrenausstatters in der Madison Avenue, dessen Kunde
Spencer gewesen sei, verglichen. Außerdem sollten
Taucher erneut nach der Leiche suchen und sich auf die
neue Fundstelle konzentrieren.
    Ich rief Lynn an und merkte sofort, dass ich sie
aufgeweckt hatte. Sie klang schläfrig und missgelaunt,
was sich jedoch schlagartig änderte, als sie meine Stimme
erkannte. Ich berichtete ihr von der Meldung in den
Nachrichten. Sie sagte eine ganze Weile gar nichts und
flüsterte schließlich: »Carley, ich war mir so sicher, dass
er noch lebt, dass das alles nur ein Albtraum ist und ich
irgendwann aufwachen würde und er hier bei mir wäre.«
»Bist du allein?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich«, sagte sie entrüstet. »Für wen hältst
du mich, glaubst du …?«
Ich unterbrach sie. »Lynn, ich meinte nur, hast du eine
Haushaltshilfe oder jemanden, der dich unterstützt,
während du dich noch erholst?« Jetzt klang auch meine
Stimme scharf. Warum in aller Welt kam sie auf die Idee,
ich würde ihr unterstellen, einen Liebhaber zu haben?
»Oh, Carley, entschuldige bitte«, sagte sie. »Mein
Dienstmädchen hat sonntags normalerweise frei, aber
heute wird sie kommen, allerdings etwas später als sonst.«
»Soll ich dir Gesellschaft leisten?«
»Ja, gerne.«
Wir verabredeten, dass ich gegen elf bei ihr sein würde.
Ich wollte gerade gehen, als Casey anrief. »Hast du das
Neueste von Spencer gehört, Carley?«
»Ja.«
»Damit sollten eigentlich die Spekulationen, dass er
noch am Leben ist, vom Tisch sein.«
»Ja, das meine ich auch.« In Gedanken sah ich Nicholas
Spencers Gesicht vor mir. Warum hatte ich erwartet, dass
er plötzlich wieder auftauchen und alles in Ordnung
bringen würde, dass alles nur ein schreckliches
Missverständnis gewesen sei? »Ich bin gerade auf dem
Weg zu Lynn.«
»Ich muss auch los. Lass dich nicht aufhalten. Wir
sprechen uns später, Carley.«
Ich hatte mir ein ruhiges Zusammensein mit Lynn
vorgestellt, aber es kam ganz anders. Als ich das
Wohnzimmer betrat, fand ich nicht nur Charles
Wallingford an ihrer Seite, sondern noch zwei weitere
Männer, die sich als Anwälte von Gen-stone entpuppten.
Lynn trug eine

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