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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sich an Lynn. »Lynn, Sie müssen natürlich
tun, was Sie für richtig halten. Meine besten Wünsche
begleiten Sie, das wollte ich Ihnen nur sagen.«
Mit einem kurzen Kopfnicken verabschiedete sich einer
der wohlhabendsten und mächtigsten Männer des Landes.
Wallingford wartete das Geräusch der Haustür ab und
sagte dann aufgebracht: »Ich finde Adrian Garner
verdammt überheblich.«
»Aber vielleicht hat er Recht«, sagte Lynn. »Ich glaube,
er hat tatsächlich Recht, Charles.«
Wallingford zuckte die Achseln. »Was heißt schon
›Recht haben‹ angesichts dieser ganzen Schweinerei«,
sagte er mit grimmigem Blick. »Lynn, entschuldige bitte,
aber du weißt, was ich meine.«
»Ja, schon gut.«
»Am schwersten zu ertragen ist, dass ich Nick wirklich
bewundert habe«, sagte Wallingford. »Ich habe acht Jahre
lang mit ihm zusammengearbeitet und ihn stets für etwas
ganz Besonderes gehalten. Ich kann es immer noch nicht
ganz glauben.« Er schüttelte den Kopf und blickte zu den
Anwälten; dann zuckte er die Achseln. »Lynn, ich werde
dich über alles, was uns zu Ohren kommt, auf dem
Laufenden halten.«
Sie erhob sich, und an der unbewussten Grimasse, die sie
dabei schnitt, konnte ich ablesen, dass ihr das Stehen
immer noch Schmerzen bereitete.
Man sah ihr an, dass sie erschöpft war, aber auf ihr
Drängen hin blieb ich noch eine Weile und trank eine
Bloody Mary mit ihr. Wir beschränkten uns darauf, unsere
schwachen familiären Bande zum Gesprächsgegenstand
zu machen. Ich erzählte ihr, dass ich am Dienstag nach
dem Besuch im Krankenhaus mit ihrem Vater telefoniert
hatte, um über ihren Zustand zu berichten, und dass ich
meine Mutter am Mittwoch angerufen hatte, um ihr von
meinem neuen Job zu erzählen.
»Ich habe mit Dad am Tag, als ich ins Krankenhaus
kam, gesprochen und dann wieder am nächsten Morgen«,
sagte Lynn. »Ich habe ihm gesagt, ich würde das Handy
jetzt ausgeschaltet lassen, weil ich mich ausruhen möchte,
und ich würde ihn wieder am nächsten Wochenende
anrufen. Das werde ich heute Nachmittag auch tun, wenn
ich meine Füße eine Weile hochgelegt habe.«
Ich stellte das leere Glas ab und stand auf. »Wir bleiben
in Kontakt.«
    Das Wetter war so schön, dass ich beschloss, die zwei
Meilen nach Hause zu Fuß zu laufen. Gehen verschafft
mir einen klaren Kopf, und mir schien, dass ich den im
Moment dringend brauchte. Ich musste darüber
nachdenken, was Lynn als Letztes gesagt hatte. Als ich
das zweite Mal bei ihr im Krankenhaus gewesen war, hatte
sie gerade telefoniert. Beim Auflegen hatte sie gesagt:
»Ich liebe dich auch.« Dann hatte sie mich gesehen und
behauptet, sie habe mit ihrem Vater gesprochen.
    Hatte sie sich bei ihrer Bemerkung vorhin im Tag geirrt?
Oder hatte sie damals mit jemand anderem telefoniert?
Vielleicht mit einer Freundin? Auch für mich ist es nichts
Besonderes, »ich liebe dich« zu einer meiner Freundinnen
zu sagen. Dennoch, man kann »ich liebe dich« auf höchst
unterschiedliche Art und Weise sagen, und Lynns Stimme
hatte reichlich gefühlvoll und sinnlich geklungen.
    Plötzlich schoss mir eine weitere Möglichkeit durch den
Kopf und versetzte mir einen gehörigen Schock: War es
nicht denkbar, dass Mrs. Nicholas Spencer einen intimen
Plausch mit ihrem vermissten Ehemann gehabt hatte?
19
    CARLEY DECARLO. Er musste herausfinden, wo sie
wohnte. Sie war die Stiefschwester von Lynn Spencer,
aber das war auch schon alles, was Ned über sie wusste.
Dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass er ihren
Namen schon gehört hatte, dass Annie sie irgendwann
einmal erwähnt hatte. Aber warum? Und woher sollte
Annie sie kennen? Vielleicht hatte sie als Patientin im
Krankenhaus gelegen. Das war möglich, dachte er.
    Jetzt, wo er einen Plan hatte und sein Gewehr gereinigt
und geladen war, fühlte sich Ned ruhiger. Mrs. Morgan
würde die Erste sein. Es würde ganz einfach sein – sie
schloss zwar immer die Tür ab, aber er würde hinaufgehen
und sagen, er hätte ein Geschenk für sie. Er würde es bald
tun. Bevor er sie erschoss, wollte er ihr direkt ins Gesicht
sagen, dass sie ihn nicht hätte anlügen sollen, als sie
behauptete, sie wolle die Wohnung für ihren Sohn haben.
    Er würde nach Greenwood Lake fahren, solange es noch
dunkel war. Dort würde er Mrs. Schafley und den Harniks
einen Besuch abstatten. Es würde einfacher sein, als auf
Eichhörnchen zu schießen, weil sie alle im Bett liegen
würden. Die Harniks ließen

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