Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
erhob sich von
seinem Stuhl. »Wenn ich daran denke, dass das alles als
Hochstapler-auf-der-Flucht-Geschichte angefangen hat.«
»Eins kann ich euch jetzt schon sagen«, meinte Ken,
»keine Spritze mit einem alten Impfstoff hat je eine
multiple Sklerose geheilt.«
Mein Telefon klingelte, und ich beeilte mich abzuheben.
Es war Lynn. Angesichts der Berichte, dass Nick in der
Schweiz gesehen wurde, sowie der schockierenden
Nachricht, dass er ein Verhältnis mit seiner Sekretärin
gehabt hatte, wünschte sie meine Hilfe bei der
Vorbereitung einer Erklärung für die Medien. Charles
Wallingford und Adrian Garner hätten sie beide gedrängt,
eine solche abzugeben.
»Carley, selbst wenn sich die Meldung, dass Nick in der
Schweiz gesehen wurde, als falsch herausstellt, wird die
Tatsache, dass er etwas mit seiner Sekretärin gehabt hat,
es in den Augen der Leute glaubwürdiger erscheinen
lassen, dass ich nicht in seine Pläne eingeweiht war. Sie
werden mich als unschuldige Ehefrau ansehen. Das ist
doch genau das, was wir erreichen wollen, nicht wahr?«
»Was wir wollen, ist die Wahrheit, Lynn«, sagte ich,
doch ich willigte widerstrebend ein, mich später zum
Mittagessen mit ihr im Four Seasons zu treffen.
29
    IM FOUR SEASONS HERRSCHTE eine gelassene
Geschäftigkeit, wie immer um ein Uhr, der Lieblingszeit
der meisten Lunchgäste. Ich erkannte etliche Leute, die
immer wieder in der Rubrik »Vermischtes« der Times auftauchen, aber auch im Politik- und Wirtschaftsteil.
    Julian und Alex, die Besitzer, standen beide am
Empfang. Ich fragte nach dem Tisch von Mrs. Spencer,
und Alex antwortete: »Oh, er ist auf den Namen von
Mr. Garner reserviert. Die anderen sind schon alle da. Sie
sitzen im Pool Room.«
    Demnach war also kein Treffen geplant, bei dem die
Stiefschwestern die Köpfe zusammenstecken, um einen
guten Ruf wiederherzustellen, dachte ich, während ich
dem Saaldiener durch den Marmorgang zum Speisesaal
folgte. Ich fragte mich, warum mir Lynn nicht gesagt
hatte, dass Wallingford und Garner auch zugegen sein
würden. Vielleicht hatte sie befürchtet, dass ich abgesagt
hätte. Falsch, Lynn, dachte ich. Ich brenne geradezu
darauf, die beiden unter die Lupe zu nehmen, speziell
Wallingford. Dennoch würde ich mich dezent
zurückhalten. Ich nahm mir vor, ganz Ohr zu sein und
selber nur das Nötigste zu sagen.
    Wir erreichten den Pool Room, in dessen Mitte sich ein
großes, quadratisches Becken befindet, das auf sehr
dekorative Weise von Bäumen umgeben ist, die die
jeweilige Jahreszeit symbolisieren. Jetzt im Frühling hatte
man lange, schlanke Apfelbäumchen aufgestellt, deren
Zweige mit Blüten übersät waren. Es ist ein heiterer,
hübscher Saal, und ich könnte wetten, dass dort ebenso
viele lukrativen Geschäfte mit Handschlag besiegelt
werden wie in den üblichen Vorstandszimmern.
    Der Saaldiener überließ mich dem Oberkellner, dem ich
durch den Speisesaal zum Tisch folgte. Selbst aus der
Entfernung bemerkte ich, dass Lynn wundervoll aussah.
Sie hatte einen schwarzen Anzug an mit weißem Kragen
und Manschetten. Ihre Füße konnte ich nicht sehen, aber
an den Händen hatte sie keinen Verband mehr. Am
Sonntag hatte sie keinen Schmuck getragen, heute jedoch
entdeckte ich einen breiten goldenen Ehering am
Ringfinger ihrer linken Hand. Verschiedene Leute, die auf
dem Weg zu ihren Tischen waren, hielten kurz an, um sie
zu begrüßen.
    War es wirklich reines Getue von ihr, oder war meine
Abneigung ihr gegenüber mittlerweile krankhaft? Auf
jeden Fall fand ich es geradezu lächerlich, wie sie es mit
tapferem Lächeln und mädchenhaftem Kopfschütteln
ablehnte, einem Mann, den ich als den Vorstandschef
einer Maklerfirma erkannte, die Hand zur Begrüßung zu
geben. »Es tut immer noch weh«, erklärte sie ihm,
während der Ober einen Stuhl für mich bereithielt. Ich war
froh, dass sie den Kopf von mir weggedreht hatte. Das
ersparte mir die Prozedur, sie mit einem angedeuteten
Wangenkuss zu begrüßen.
    Adrian Garner und Charles Wallingford vollführten die
üblichen Höflichkeitsrituale, schoben ihre Stühle ein Stück
zurück und erhoben sich halb von ihrem Sitz, als ich an
den Tisch trat. Ich reagierte mit dem üblichen Protest, und
wir ließen uns gleichzeitig auf unseren Stühlen nieder.
    Ich muss zugeben, dass beide Männer durchaus
Eindruck machten. Wallingford war ein wirklich gut
aussehender Mann, mit feinen Zügen, die sich wie von
selbst einzustellen

Weitere Kostenlose Bücher