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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Casey es nennen
würde, erledigt waren, wiederholte ich meine an
Wallingford gerichtete Frage. »Kennen Sie den
Aktienbesitzer, der behauptet, Nick Spencer in der
Schweiz gesehen zu haben?«
Er zuckte die Achseln. »Kennen? Ich habe mich immer
gefragt, was der Ausdruck ›jemanden kennen‹ eigentlich
genau bedeutet. Für mich bedeutet ›kennen‹, jemanden
wirklich zu kennen, nicht nur, ihn regelmäßig bei großen
Veranstaltungen wie Hauptversammlungen oder
Wohltätigkeitscocktails zu sehen. Der Name des Aktionärs
ist Barry West.
Er ist im mittleren Management eines Kaufhauses tätig
und hat dem Vernehmen nach seine eigenen Investitionen
ganz gut gehandhabt. Er kam vier- oder fünfmal auf
unsere Hauptversammlung in den letzten acht Jahren und
hat jedes Mal sowohl mit Nick als auch mit mir
gesprochen. Als wir uns vor zwei Jahren mit Garner
Pharmaceuticals über den Vertrieb des Impfstoffs
verständigten, hat Adrian als seinen Vertreter Lowell
Drexel in unseren Vorstand entsandt. Barry West bemühte
sich sofort darum, sich bei Lowell einzuschmeicheln.«
Wallingford warf einen kurzen Seitenblick auf Adrian
Garner. »Ich habe mitbekommen, wie er Lowell fragte, ob
Sie nicht einen guten, soliden Manager gebrauchen
könnten, Adrian.«
»Ich hoffe, dass Lowell so schlau war, sofort nein zu
sagen«, blaffte Garner dazwischen.
Adrian Garner war ganz bestimmt nicht der Auffassung,
dass man es mit Höflichkeit im Leben weiter bringt,
dennoch hatte ich bis zu einem gewissen Grad meine
anfängliche Irritation, was seine brüske Art anging,
überwunden. Man hört ständig so viel Nichtssagendes und
Floskelhaftes im Mediengeschäft, dass jemand, der die
Dinge einfach beim Namen nennt, eine erfrischende
Abwechslung sein kann.
»Wie dem auch sei«, sagte Wallingford, »ich glaube
schon, dass Barry West Gelegenheit genug gehabt hat,
Nick aus der Nähe zu Gesicht zu bekommen, sodass die
Person, die er in der Schweiz gesichtet hat, entweder
tatsächlich Nick war oder aber sehr ähnlich ausgesehen
haben muss.«
Schon am Sonntag in Lynns Wohnung war mein erster
Eindruck gewesen, dass zwischen diesen beiden Männern
eine herzliche Abneigung bestand. Der Krieg schafft die
merkwürdigsten Verbündeten, dachte ich, und das Gleiche
gilt wohl auch für bankrotte Unternehmen. Ich fing an zu
begreifen, dass ich nicht nur eingeladen worden war, um
Lynn bei ihren Bemühungen zu unterstützen, der
Öffentlichkeit zu erklären, dass sie ein unschuldiges Opfer
ihres Ehemanns geworden sei. Für alle drei war es
ausgesprochen wichtig, zu erfahren, welchen Tenor die
Titelgeschichte in der Wall Street Weekly haben würde.
»Mr. Wallingford«, sagte ich.
Er hob die Hand. Ich wusste, dass er mich darum bitten
würde, ihn mit seinem Vornamen anzureden. Er tat es. Ich
tat es.
»Charles, wie Ihnen bekannt sein dürfte, schreibe ich nur
über die menschlichen Schicksale, die sich mit der Genstone-Pleite und dem Verschwinden von Nick Spencer
verbinden. Ich gehe davon aus, dass Sie schon ausführlich
mit meinem Kollegen Don Carter gesprochen haben?«
»Ja. In Absprache mit den Rechnungsprüfern haben wir
sämtliche Bücher für unabhängige Untersuchungen zur
Verfügung gestellt.«
»Er hat so viel Geld gestohlen, und gleichzeitig wollte er
sich nicht einmal ein Haus in Darien mit mir anschauen,
das sehr günstig zu haben war«, sagte Lynn. »Ich habe
mich so sehr um unsere Ehe bemüht, doch er konnte nicht
verstehen, dass ich es hasste, im Haus einer anderen Frau
zu leben.«
Ich musste zugeben, dass sie in diesem Punkt Recht
hatte. Falls ich heiratete, würde ich auch nicht im Haus
einer anderen Frau leben wollen. Ich dachte kurz daran,
dass Casey und ich nicht vor diesem Problem stehen
würden, sollte sich unsere Beziehung jemals dahingehend
entwickeln.
»Ihrem Kollegen Dr. Page haben wir freien Zugang zu
unserem Laboratorium und Einsicht in die
Untersuchungsergebnisse gewährt«, fuhr Wallingford fort.
»Unglücklicherweise konnten wir am Anfang viel
versprechende Ergebnisse verzeichnen. Das ist nicht
ungewöhnlich bei der Suche nach einem Wirkstoff oder
einem Impfstoff, der das Wachstum von Krebszellen
verhindern oder verlangsamen soll. Doch nur allzu oft
mussten die Hoffnungen begraben werden, und nicht
wenige Unternehmen mussten aufgeben, weil die ersten
Erfolge der Forschung sich auf längere Sicht als trügerisch
erwiesen. Genau das Gleiche ist mit Gen-stone geschehen.
Aus

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