Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
irgendwelche
eigenen Pläne verfolgt hatte.
    Mit sehr widersprüchlichen Überlegungen ging ich zu
Bett und brauchte eine geraume Zeit, um einzuschlafen.
Wenn Vivian Powers geplant hatte, nur wenige Stunden
nach unserem Treffen zu Nick Spencer zu fliegen, dann
musste sie für mein Gefühl eine unglaublich gute
Schauspielerin sein. Ich war froh, dass ich ihre Nachricht
auf dem Anrufbeantworter nicht gelöscht hatte. Außerdem
nahm ich mir vor, noch einmal zu Gen-stone zu fahren
und mit einigen der Frauen zu sprechen, die für die
Beantwortung der Post zuständig waren.
    Am nächsten Morgen um acht saßen Don und ich in Kens
Büro, in der Hand Becher mit dampfendem, heißem
Kaffee. Beide schauten mich erwartungsvoll an.
    »Chronologisch?«, schlug ich vor.
Ken nickte.
Ich berichtete von Vivian Powers’ Haus und dass die
    offene Haustür und die umgestürzten Tische und Lampen
einen merkwürdigen, inszenierten Eindruck gemacht
hatten.
    »Allerdings muss ich sagen, dass ihre Stimme auf dem
Anrufbeantworter wirklich sehr überzeugend klang, als sie
sagte, sie glaube jetzt zu wissen, wer die Aufzeichnungen
bei Dr. Broderick abgeholt habe«, fügte ich hinzu.
    Ich blickte meine Kollegen an. »Und inzwischen meine
ich zu wissen, warum sie gestohlen wurden und was sie
möglicherweise enthielten«, sagte ich. »Ich habe gestern
Unglaubliches erfahren.« Ich legte das Foto von der
Ehrenfeier auf den Schreibtisch und deutete auf Dora
Whitman. »Ich habe sie gestern besucht, und sie sagte mir,
dass sie bei diesem Festessen mit Nick Spencer
gesprochen hätte. Sie erzählte ihm damals, dass sie und ihr
Mann sich im letzten November auf einer Kreuzfahrt nach
Südamerika befanden. Sie freundeten sich mit einem
Ehepaar aus Ohio an, das ihnen erzählte, dass ihre Nichte
vor dreizehn Jahren eine gewisse Zeit in Caspien gelebt
habe. Sie brachte im Caspien Hospital ein Kind zur Welt,
bei dem multiple Sklerose festgestellt wurde. Es war bei
Dr. Spencer in Behandlung, und am Tag, bevor die
Familie zurück nach Ohio zog, machte Dr. Spencer einen
Hausbesuch bei ihnen und gab dem Baby eine
Penicillinspritze, weil es hohes Fieber hatte.«
    Ich nippte an meinem Kaffee. Immer noch war ich
regelrecht überwältigt von der Tragweite dessen, was ich
in Erfahrung gebracht hatte. »Die Geschichte geht so
weiter, dass Dr. Spencer ein paar Wochen später die
Mutter in Ohio anrief. Er war völlig außer sich. Er sagte,
er habe gerade bemerkt, dass er dem Baby versehentlich
einen noch nicht getesteten Impfstoff verabreicht habe, an
dem er vor Jahren gearbeitet hätte, und dass er die volle
Verantwortung übernehme für irgendwelche Probleme, die
sich vielleicht daraus ergeben hätten.«
    »Er hat dem Baby einen nicht getesteten Impfstoff
gegeben … einen alten Stoff, an dem er experimentiert
hatte? Es ist ein Wunder, dass er es nicht getötet hat«,
ereiferte sich Ken.
    »Warte, bis du alles gehört hast. Die Mutter sagte ihm,
dass das Kind keine besondere Reaktion auf die Spritze
gezeigt habe. Und was heutzutage ungewöhnlich ist, sie ist
nicht sofort zu einem Anwalt gerannt, nachdem
Dr. Spencer seinen Fehler eingeräumt hatte. Auf der
anderen Seite schien das Baby sich prächtig zu
entwickeln. Ein paar Monate später erklärte ihr neuer
Kinderarzt in Ohio, offensichtlich sei das Baby falsch
diagnostiziert worden, weil es sich normal entwickle und
keinerlei Anzeichen der Krankheit zu sehen seien. Das
Mädchen ist jetzt dreizehn Jahre alt und war im letzten
Herbst in einen Verkehrsunfall verwickelt. Es wurde eine
Kernspintomographie gemacht, und die untersuchende
Ärztin meinte, wenn sie nicht genau wüsste, dass es
unmöglich sei, würde sie sagen, dass in einem Teil der
Zellen winzige Spuren von Sklerose zu sehen seien, ein
äußerst ungewöhnlicher Befund. Die Mutter beschloss
daraufhin, die ersten Röntgenaufnahmen aus Caspien
anzufordern. Sie zeigten weit reichende Sklerose sowohl
im Gehirn als auch im Rückenmark.«
    »Wahrscheinlich sind die Röntgenbilder verwechselt
worden«, sagte Ken. »Das passiert leider immer wieder in
Krankenhäusern.«
    »Ich weiß, und niemand in Ohio wollte glauben, dass sie
nicht verwechselt wurden, bis auf die Mutter. Sie
versuchte, Dr. Spencer zu informieren, aber er war bereits
einige Jahre vorher gestorben, und der Brief kam zurück.
    Dora Whitman erzählte diesen Leuten, dass Nicholas
Spencer der Sohn von Dr. Spencer sei und dass er

Weitere Kostenlose Bücher