Und morgen in das kühle Grab
eigentlich darauf, dass es kein Unfall
war, Carley?«
Ich erzählte ihr von dem verschwundenen Brief von
Caroline Summers an Nick Spencer und den gestohlenen
Akten über ihre Tochter, den Aufzeichnungen, die ihr
Mann aufbewahrt hatte, sowie den Aufnahmen und
Berichten aus den Krankenhäusern in Caspien und Ohio.
»Sie meinen, dass jemand diesem Bericht, der ja im
Grunde so etwas wie eine Wunderheilung beschreibt,
Glauben geschenkt hat?«, fragte sie erstaunt.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Aber mit Sicherheit
war jemand davon überzeugt, dass diese Aufzeichnungen
von Dr. Spencer viel versprechend genug waren, um sie zu
stehlen, und Ihr Mann hätte diese Person identifizieren
können. Nachdem der Fall Nicholas Spencer so große
Aufmerksamkeit erregt hat, könnte Ihr Mann in den
Augen dieser Leute zu einem unkalkulierbaren Risiko
geworden sein.«
»Sie sagen, dass Röntgenaufnahmen aus dem Caspien
Hospital entwendet wurden und ein KernspintomographieBericht aus einem Krankenhaus in Ohio. Hat in beiden
Fällen dieselbe Person diese Unterlagen an sich
genommen?«
»Das habe ich nachgeprüft. Die Angestellten können
sich nicht genau erinnern, aber in beiden Fällen sind sie
sicher, dass nichts Außergewöhnliches an dem Mann war,
der sich als Ehemann von Caroline Summers ausgegeben
hat. Auf der anderen Seite erinnert sich Ihr Mann sehr
genau an den Mann, der zu ihm kam, um die
Aufzeichnungen von Dr. Spencer abzuholen.«
»Ich war an diesem Tag zu Hause und habe zufällig aus
dem Fenster gesehen, als dieser Mann zu seinem Wagen
zurückgegangen ist.«
»Ich wusste nicht, dass Sie ihn gesehen haben«, sagte
ich.
»Das hat Ihr Mann nicht erwähnt. Würden Sie ihn
wieder erkennen?«
»Auf keinen Fall. Es war November, und er hatte seinen
Mantelkragen hochgeschlagen. Doch ich erinnere mich,
dass ich den Eindruck gehabt habe, dass er eines von
diesen rötlich braunen Haartönungsmitteln benutzt.
Wahrscheinlich kennen Sie das, diesen eigentümlichen
Stich ins Orangefarbene, den die Haare im Sonnenlicht
bekommen können.«
»Ihr Mann hat das nicht erwähnt, als ich mit ihm geredet
habe.«
»Über solche Dinge spricht er nicht unbedingt – und vor
allem dann nicht, wenn er es nicht mit Bestimmtheit sagen
kann.«
»Hat Ihr Mann mittlerweile den Unfallhergang schildern
können?«
»Er steht noch unter starken Medikamenten, aber wenn
er ganz wach ist, möchte er wissen, was mit ihm passiert
ist. Bis jetzt scheint er sich nicht an den Unfall erinnern zu
können, von dem Wenigen abgesehen, das er mir zu sagen
versucht hat, als er aus dem Koma erwachte.«
»Nach den Worten Ihres Mannes, hat er einen Teil der
Forschungen zusammen mit Dr. Spencer betrieben,
weshalb Nick Spencer die Unterlagen auch hier gelassen
hat. Wie groß war der Anteil tatsächlich, den Ihr Mann an
den Forschungen von Nicks Vater hatte?«
»Carley, mein Mann hat Ihnen gegenüber vermutlich
nicht viel Aufhebens von seiner Arbeit mit Dr. Spencer
gemacht, aber Tatsache ist, dass er ein echtes Interesse an
der Forschung hatte und Dr. Spencer für ein Genie hielt.
Das war einer der Gründe, warum Nick diese
Aufzeichnungen ihm überlassen hat. Philip hatte die
Absicht, einige der Forschungen weiterzuführen, musste
aber sehr bald feststellen, dass ihn dies viel zu viel Zeit
kosten würde. Was für Dr. Spencer eine Obsession
gewesen war, hatte für ihn doch mehr den Charakter eines
Hobbys. Sie dürfen nicht vergessen, dass Nick in dieser
Zeit eine Karriere in der Medizintechnik plante, nicht in
der Forschung, bis er vor ungefähr zehn Jahren die
Aufzeichnungen seines Vaters zu studieren begann und
erkannte, dass dieser auf dem besten Weg gewesen war,
möglicherweise ein Heilmittel gegen Krebs zu entdecken.
Und nach allem, was mir mein Mann darüber erzählt hat,
müssen die präklinischen Tests sehr viel versprechend
gewesen sein, ebenso wie die Phase eins, in der sie mit
gesunden Versuchspersonen gearbeitet haben. Erst bei den
späteren Versuchen sind dann plötzlich Probleme
aufgetaucht. Weshalb man sich wirklich fragen kann,
warum jemand unbedingt Dr. Spencers frühere
Aufzeichnungen haben wollte.«
Sie schüttelte den Kopf. »Carley, ich bin einfach nur
dankbar, dass mein Mann noch am Leben ist.«
»Das bin ich auch«, sagte ich. Es fiel mir schwer, dieser
so liebenswürdigen Frau zu gestehen, dass ich mich
verantwortlich fühlte für das, was ihrem Mann passiert
war – vorausgesetzt,
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