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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dass es sich wirklich um einen
Anschlag gehandelt hatte. Die Tatsache, dass ich nach
meinem Gespräch mit ihm sofort nach Pleasantville zu
Gen-stone gefahren war und nach einem Mann mit
rötlichen Haaren gefragt hatte und Dr. Broderick am
nächsten Tag ins Krankenhaus eingeliefert wurde, all dies
schien so gut zusammenzupassen, dass man es kaum für
einen Zufall halten konnte.
Es wurde langsam Zeit für mich. Ich dankte
Mrs. Broderick dafür, dass sie mich empfangen hatte, und
fragte, ob sie noch meine Karte mit meiner Handynummer
habe. Mir war klar, dass sie noch immer nicht wirklich
davon überzeugt war, dass ihr Mann bewusst angegriffen
worden war, und vielleicht war das auch besser so. Er
würde noch mindestens ein paar Wochen im Krankenhaus
liegen und dort in Sicherheit sein. Ich war fest
entschlossen, ihm bei seiner Entlassung einige Antworten
zu präsentieren.
Bei meinem Besuch in der vergangenen Woche hatte ich
die Stimmung bei Gen-stone bereits als düster empfunden,
heute konnte man sie nur noch als tieftraurig bezeichnen.
Es war nicht zu übersehen, dass die Dame am Empfang
geweint hatte. Sie sagte mir, Mr. Wallingford bitte darum,
zunächst bei ihm vorbeizuschauen, bevor ich mit
irgendwelchen Angestellten spräche. Dann rief sie seine
Sekretärin an und benachrichtigte sie von meinem
Kommen.
Als sie aufgelegt hatte, sagte ich: »Man sieht Ihnen an,
dass Sie Kummer haben. Hoffentlich ist es nichts, was
sich nicht wieder einrenken lässt.«
»Ich habe heute Morgen meine Kündigung erhalten«,
sagte sie. »Heute Nachmittag wird der Laden hier
dichtgemacht.«
»Das tut mir furchtbar Leid.«
Das Telefon klingelte, und sie nahm das Gespräch
entgegen. Es musste ein Journalist am anderen Ende
gewesen sein, weil sie sagte, dass sie keine Auskünfte
geben dürfe und alle Anrufer an den Anwalt des
Unternehmens weiterverwiesen würden.
Als sie den Hörer auflegte, sah ich Wallingfords
Sekretärin bereits auf uns zukommen. Ich hätte gerne noch
etwas länger mit der Empfangsdame gesprochen, aber das
war nicht möglich. Ich erinnerte mich an den Namen der
Sekretärin.
»Mrs. Rider, nicht wahr?«, fragte ich.
Sie war die Art von Frau, die meine Großmutter als
»Schönheit vom Lande« bezeichnet hätte. Das
marineblaue Kostüm, die hellbraunen Strümpfe und die
Schuhe mit den flachen Absätzen passten ebenso ins Bild
wie ihre kurz geschnittenen, braunen Haare und das
Fehlen jeglichen Make-ups. Ihr Lächeln war höflich, aber
distanziert. »Ja, richtig, Miss DeCarlo.«
Die Türen zu den Büros entlang dem langen Flur standen
alle offen, und während ich ihr folgte, warf ich links und
rechts neugierige Blicke in die Zimmer. Sämtliche Räume
schienen leer zu sein. Das ganze Gebäude schien leer zu
sein, und ich hatte das Gefühl, wenn ich laut riefe, müsse
ein Echo zurückkommen. Ich versuchte, ein Gespräch mit
ihr anzufangen. »Ich habe gerade erfahren, dass die Firma
dichtmacht. Wissen Sie schon, was Sie tun werden?«
»Ich weiß es noch nicht genau«, sagte sie.
Ich vermutete, dass Wallingford ihr eingeschärft hatte,
sich auf kein Gespräch mit mir einzulassen, was sie in
meinen Augen natürlich noch interessanter erscheinen
ließ.
»Wie lange arbeiten Sie schon für Mr. Wallingford?« Ich
versuchte, möglichst beiläufig zu klingen.
»Zehn Jahre.«
»Dann waren Sie schon bei ihm, als er noch das
Möbelunternehmen führte?«
»Ja.«
Die Tür zu seinem Büro war geschlossen. Ich schaffte
es, noch zwei Sätze loszuwerden, in der Hoffnung,
irgendetwas von ihr zu erfahren. »Dann müssen Sie seine
Söhne kennen. Vielleicht hatten sie doch Recht, dass er
das Familienunternehmen nicht hätte verkaufen sollen.«
»Das gab ihnen trotzdem nicht das Recht, ihn zu
verklagen«, sagte sie mit entrüsteter Stimme, dann klopfte
sie mit der einen Hand an die Tür und öffnete sie mit der
anderen.
Eine hübsche kleine Information, dachte ich. Seine
Söhne haben ihn verklagt! Was hatte sie wohl dazu
veranlasst?
Charles Wallingford war sicherlich nicht begeistert,
mich zu sehen, doch er versuchte, es nicht zu zeigen. Er
erhob sich, als ich das Zimmer betrat, und ich bemerkte,
dass er nicht allein war. Ein Mann saß ihm gegenüber am
Schreibtisch. Auch er stand auf und drehte sich um, als
Wallingford mich begrüßte, und ich hatte das Gefühl,
durchdringend gemustert zu werden. Ich schätzte ihn auf
Mitte vierzig, ungefähr einen Meter achtzig groß, mit

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