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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dem
Flugzeugunglück hier geblieben ist. Letzte Woche habe
ich selbst beobachtet, wie sie Akten aus dem Büro mit
nach Hause genommen hat.«
»Warum hat sie das Ihrer Meinung nach getan,
Mrs. Rider?«
»Weil sie absolut sicher sein wollte, dass in den Akten
nichts vermerkt ist, was einen Hinweis darauf geben
könnte, wohin unser ganzes Geld geflossen ist.« Die Dame
vom Empfang hatte Tränen vergossen, während
Mrs. Rider vor Wut schäumte. »Wahrscheinlich sitzt sie in
diesem Augenblick in der Schweiz und macht sich über
uns lustig. Es geht nicht nur um meine Altersversorgung,
Miss DeCarlo. Ich bin genauso dumm wie die anderen
gewesen und habe den größten Teil meiner Ersparnisse in
Aktien dieser Firma angelegt. Ich hoffe nur, dass Nick
Spencer wirklich bei diesem Absturz ums Leben
gekommen ist. Auf dass diesem Lügner sein verfluchtes,
aalglattes Lächeln vergehen und er in der Hölle schmoren
möge für all das Unglück, das er über die Menschen
gebracht hat.«
Deutlicher konnte man es kaum ausdrücken. Sie errötete
tief. »Ich hoffe, Sie werden das nicht schreiben«, sagte sie
erschrocken. »Nick Spencers Sohn Jack war öfter
zusammen mit ihm hier. Er kam immer an meinen
Schreibtisch, um sich mit mir zu unterhalten. Er hat schon
genug zu leiden und sollte nicht auch noch lesen müssen,
was ich über seinen verbrecherischen Vater gesagt habe.«
»Was haben Sie von Nicholas Spencer gehalten, bevor
das alles ans Tageslicht kam?«, fragte ich.
»Ich hielt ihn für einen Heiligen, wie alle anderen.«
Es war die gleiche Formulierung, die Allan Desmond
gebraucht hatte, als er Vivians Reaktion auf Nicholas
Spencer beschrieb. Und es war genau die Reaktion, die ich
selbst gezeigt hatte.
»Und was haben Sie von Vivian Powers gehalten,
Mrs. Rider?«
»Ich bin nicht dumm. Ich habe gemerkt, dass sich etwas
zwischen ihr und Nicholas Spencer anbahnte.
Wahrscheinlich haben es manche bei uns im Büro auch
schon früher als ich bemerkt. Und was er in dieser Frau
gesehen hat, mit der er verheiratet war, werde ich wohl nie
begreifen. Entschuldigen Sie, Miss DeCarlo. Ich habe
gehört, dass sie Ihre Stiefschwester ist, aber immer wenn
sie hier auftauchte – was nicht allzu oft vorkam –, hat sie
so getan, als ob wir Luft für sie wären. Sie segelte einfach
an mir vorbei in Mr. Wallingfords Zimmer, als ob sie ein
angeborenes Recht darauf hätte, ihn jederzeit zu stören.«
Wusste ich’s doch, dachte ich. Es war also etwas
zwischen den beiden. »War Mr. Wallingford verärgert,
wenn sie ihn gestört hat?«, fragte ich.
»Ich glaube, es war ihm peinlich. Er ist ein Mann mit
Würde, und wenn sie Dinge tat, wie ihn auf die Stirn zu
küssen oder seine Frisur in Unordnung zu bringen, konnte
er bloß hilflos sagen: ›Lynn, bitte tu das nicht‹, während
sie einfach nur lachte. Ich sag’s Ihnen, Miss DeCarlo, auf
der einen Seite ignorierte sie die Leute, und auf der
anderen Seite verhielt sie sich so, als ob sie sich alles
erlauben könnte.«
»Hatten Sie Gelegenheit, etwas von der Beziehung
zwischen Vivian und Nicholas Spencer
mitzubekommen?«
Jetzt, wo sie sich geöffnet hatte, entpuppte sich
Mrs. Rider als der wahre Traum eines jeden Journalisten.
Sie zuckte die Achseln. »Sein Büro ist im anderen Flügel,
deshalb habe ich sie nicht oft zusammen gesehen. Aber an
einem Abend, als ich gerade aus dem Haus ging, liefen sie
beide vor mir her, weil er Vivian zu ihrem Auto begleitete.
Die Art, wie sich ihre Hände berührten und wie sie
einander anblickten – da war mir klar, dass etwas ganz
Besonderes zwischen beiden war, und damals habe ich
gedacht: ›Gut so. Er hat was Besseres verdient als diese
eiskalte Hexe.‹«
Wir waren inzwischen an der Empfangstheke angelangt,
und ich bemerkte, dass die Angestellte hinter dem Tresen
uns anschaute und ihren Kopf neigte, um etwas von
unserem Gespräch aufzuschnappen.
»Ich werde Sie jetzt gehen lassen, Mrs. Rider«, sagte ich.
»Und ich verspreche Ihnen, Ihren Namen nicht zu
erwähnen. Nur noch eins. Sie glauben inzwischen, dass
Vivian im Büro geblieben ist, um eventuelle Spuren der
Unterschlagungen zu vertuschen. Aber gleich nach dem
Flugzeugabsturz – hatten Sie da den Eindruck, dass sie
echte Trauer empfand?«
»Wir waren alle zutiefst betroffen und konnten
überhaupt nicht fassen, was passiert war. Wie ein
Häufchen Elend standen wir alle hier herum, in Tränen
aufgelöst, und wiederholten ständig, was für ein

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