Und morgen in das kühle Grab
graumelierten Haaren und braunen Augen. Ebenso wie
Wallingford und Adrian Garner umgab ihn eine Aura von
Autorität, und ich war nicht überrascht, als er mir als
Lowell Drexel vorgestellt wurde, Mitglied des Vorstands
von Gen-stone.
Lowell Drexel – den Namen hatte ich erst vor kurzem
gehört. Gleich darauf fiel mir ein, wo. Bei unserem
gemeinsamen Mittagessen hatten Wallingford und Adrian
Garner sich darüber lustig gemacht, dass der
Aktienbesitzer, der Nick Spencer in der Schweiz gesehen
haben wollte, bei Drexel nach einem Job gefragt hatte.
Was sofort auffiel, war die Eiseskälte in Drexels
Stimme.
»Miss DeCarlo, wie ich gehört habe, haben Sie die
unangenehme Aufgabe, eine Titelgeschichte über Genstone für die Wall Street Weekly zu schreiben.«
»Ich bin nur für einen Teil zuständig«, korrigierte ich
ihn.
»Wir arbeiten zu dritt daran.« Ich blickte zu
Wallingford.
»Ich habe gehört, dass das Unternehmen heute
geschlossen wird. Das tut mir Leid.«
Er nickte. »Diesmal werde ich mich nicht nach einer
neuen Möglichkeit umsehen müssen, mein Geld zu
investieren«, sagte er finster. »So Leid es mir auch tut für
unsere Angestellten und Aktienbesitzer, ich wünschte, sie
würden einsehen, dass wir nicht ihr Feind sind, sondern im
Gegenteil, dass wir zusammen mit ihnen auf dem
Schlachtfeld stehen.«
»Ich hoffe, unsere Verabredung für Samstag gilt noch«,
sagte ich.
»Ja, natürlich. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass
wir – mit wenigen Ausnahmen, wie der Angestellten am
Empfang und Mrs. Rider – unseren Mitarbeitern frei
gestellt haben, den heutigen Tag noch zu bleiben oder
nach Hause zu gehen. Viele haben sich dafür entschieden,
sofort zu gehen.«
»Ich verstehe. Nun, das ist natürlich sehr schade, aber
vielleicht kann ich wenigstens ein paar Sätze mit
denjenigen reden, die noch hier sind.« Ich hoffte, man sah
mir nicht an, dass ich den Verdacht hatte, die plötzliche
Schließung könnte etwas mit meinem Wunsch zu tun
haben, hierher zu kommen und mich mit den Angestellten
zu unterhalten.
»Vielleicht kann ich einige Ihrer Fragen beantworten,
Miss DeCarlo«, erbot sich Drexel.
»Ja, das können Sie tatsächlich, Mr. Drexel. Soweit ich
unterrichtet bin, arbeiten Sie für Garner Pharmaceuticals.«
»Ich leite die Rechtsabteilung dort. Wie Sie vielleicht
wissen, wurde Mr. Garner gebeten, in den Vorstand
einzutreten, als mein Unternehmen damals beschloss, eine
Milliarde Dollar in Gen-stone zu investieren,
vorausgesetzt, die Gesundheitsbehörde erteilt die
Zulassung. In solchen Fällen beauftragt er einen seiner
engen Mitarbeiter, seinen Platz einzunehmen.«
»Mr. Garner scheint sehr besorgt darüber zu sein, dass
Garner Pharmaceuticals in den Sog der schlechten Presse
über Gen-stone geraten könnte.«
»Er ist äußerst besorgt darüber, und er möchte auch bald
etwas dagegen unternehmen, worüber ich Ihnen aber zum
jetzigen Zeitpunkt noch keinerlei Auskunft geben darf.«
»Und wenn er nichts unternimmt?«
»Dann wird der Besitz von Gen-stone, so wie es sich
zurzeit darstellt, bei einer Versteigerung verkauft und der
Erlös unter den Gläubigern aufgeteilt werden.« Er machte
eine Handbewegung, die signalisieren sollte, dass wohl
das Gebäude samt Einrichtung unter den Hammer käme.
»Falls es zu einer entsprechenden Ankündigung kommt,
wären Sie dann so freundlich, unsere Zeitung vorab zu
informieren?«, fragte ich.
»Nein, so freundlich wäre ich nicht, Miss DeCarlo.« Er
lächelte leicht. Mir war klar, dass jede weitere Frage
sinnlos sein würde. Lowell Drexel und Adrian Garner
passten gut zusammen, zwei richtige Eisberge, dachte ich.
Wallingford dagegen gab sich wenigstens nach außen hin
höflich und zuvorkommend.
Ich nickte Drexel zu, dankte Charles Wallingford und
ging hinter Mrs. Rider hinaus. Sie schloss zuerst die Tür,
dann sagte sie: »Es sind noch ein paar Telefonistinnen und
Schreibkräfte und einige Leute vom Reinigungs- und
Wartungspersonal da. Wo möchten Sie anfangen?«
»Ich glaube, mit den Schreibkräften«, sagte ich. Sie ging
mir voraus, aber ich holte sie ein und lief neben ihr.
»Wären Sie einverstanden, wenn ich mit Ihnen spreche,
Mrs. Rider?«
»Ich möchte lieber nicht befragt werden.«
»Auch nicht über das Verschwinden von Vivian
Powers?«
»Verschwinden oder Flucht, Miss DeCarlo?«
»Sie glauben, dass sie ihr Verschwinden nur
vorgetäuscht hat?«
»Ich würde sagen, es ist verdächtig, dass sie nach
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