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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wundervoller Mensch Nick Spencer gewesen war, und alle
schielten wir zu ihr hin, weil wir vermuteten, dass sie ein
Verhältnis hatten. Sie sagte kein Wort. Sie stand bloß auf
und ging nach Hause. Wahrscheinlich hat sie befürchtet,
wenn sie versuche, uns Trauer vorzuspielen, würde das
nicht überzeugend genug wirken.«
Abrupt wandte sich Mrs. Rider von mir ab. »Ach, was
soll’s?«, sagte sie giftig. »Diebe von der allerübelsten
Sorte sind sie, nichts anderes.« Sie deutete auf die Frau am
Empfang. »Betty wird Sie herumführen.«
Es stellte sich heraus, dass es wenig Sinn hatte, mit den
Leuten zu reden, die man mir zugedacht hatte. Es war
sofort klar, dass keiner von ihnen mir etwas über den Brief
hätte sagen können, den Caroline Summer im letzten
November an Nicholas Spencer geschrieben hatte. Ich
fragte die Frau am Empfang nach dem Laboratorium. »Ist
das auch über Nacht geschlossen worden wie alles
andere?«
»Oh, nein. Dr. Celtavini, Dr. Kendall und ihre
Assistenten werden noch eine Weile hier sein.«
»Sind Dr. Celtavini und Dr. Kendall heute da?«, fragte
ich.
»Dr. Kendall ist da.« Sie wirkte unsicher. Anscheinend
stand Dr. Kendall nicht auf der Liste der Leute, die
interviewt werden durften, aber dennoch rief Betty sie an.
    »Miss DeCarlo, Sie haben vermutlich nicht die geringste
Vorstellung davon, wie schwierig es ist, ein neues
Medikament zugelassen zu bekommen«, sagte
Dr. Kendall.
»Tatsächlich schafft es nur einer von
fünfzigtausend Wirkstoffen, die von Wissenschaftlern
entdeckt werden, bis zur Marktreife. Die unablässige
Suche nach einem Mittel gegen Krebs dauert nun schon
seit Jahrzehnten an. Am Anfang, als Nicholas Spencer
dieses Unternehmen begründet hat, war Dr. Celtavini
außerordentlich begeistert von den
Forschungsergebnissen, die im Nachlass von Dr. Spencer
verzeichnet waren, und er gab seine Stellung in einem der
renommiertesten Forschungslaboratorien des Landes auf,
um für Nick Spencer zu arbeiten – das Gleiche könnte ich
auch von mir sagen.«
    Wir saßen in ihrem Arbeitszimmer über dem
Laboratorium. Als ich letzte Woche zum ersten Mal mit
Dr. Kendall zusammentraf, war mir nichts Besonderes an
ihr aufgefallen.
    Aber heute schaute ich ihr direkt in die Augen und nahm
ein geradezu glühendes Feuer wahr, das ich damals nicht
bemerkt hatte. Ihr energisches Kinn war mir in Erinnerung
geblieben, doch ihre dunklen, gerade geschnittenen Haare
hatte sie hochgesteckt getragen, und auch die
bemerkenswerte graugrüne Farbe ihrer Augen war mir
entgangen. Letzte Woche war sie mir als eine
scharfsinnige, intelligente Frau erschienen. Heute
registrierte ich, dass sie außerdem sehr attraktiv war.
»Haben Sie in einem Labor oder bei einem
    Pharmaunternehmen gearbeitet, Dr. Kendall?«, fragte ich.
»Ich war beim Hartness Research Center.«
    Ich war beeindruckt. Eine angesehenere Adresse als das
Hartness gibt es nicht. Ich überlegte, warum sie diesen Job
aufgegeben hatte und zu einem neu gegründeten
Unternehmen gegangen war. Sie selbst hatte ja gerade
gesagt, dass nur einer von fünfzigtausend neuen
Wirkstoffen am Ende auf den Markt käme.
    Sie beantwortete meine unausgesprochene Frage.
»Nicholas Spencer war ein unglaublich überzeugender
Geschäftsmann, nicht nur im Hinblick auf die
Geldbeschaffung, sondern auch bei der Rekrutierung von
Mitarbeitern.«
»Wie lange arbeiten Sie jetzt hier?«
»Etwas mehr als zwei Jahre.«
Der Tag war lang gewesen. Ich dankte Dr. Kendall
    dafür, mich empfangen zu haben, und verließ sie. Auf dem
Weg nach draußen bedankte ich mich ebenso bei Betty
und wünschte ihr alles Gute. Dann fragte ich sie, ob sie
noch Kontakt zu den jungen Frauen habe, die im Team der
Schreibkräfte gearbeitet hatten. »Pat wohnt ganz in meiner
Nähe«, sagte sie. »Sie ist vor einem Jahr gegangen. Edna
und Charlotte, mit denen hatte ich nicht so viel zu tun.
Aber wenn Sie mit Laura sprechen wollen, brauchen Sie
sich nur an Dr. Kendall zu wenden. Laura ist ihre Nichte.«
36
    DIE FRAGE WAR NICHT, ob die Bullen zurückkommen
würden. Die Frage, die Ned beschäftigte, war, wann sie
zurückkommen würden. Er musste den ganzen Tag daran
denken. Sein Gewehr hatte er weggeschafft, aber wenn sie
einen Durchsuchungsbefehl für seinen Van hatten, würden
sie wahrscheinlich DNA-Spuren von Peg darin finden. Sie
hatte ein bisschen geblutet, als sie mit dem Kopf gegen
das Armaturenbrett geknallt war.
    Sie würden immer

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