Und Nachts die Angst
Polizisten, die in dem schmalen, quälenden Zeitfenster zwischen dem Verschwinden ihrer Tochter und dem Verblassen berechtigter Hoffnung bei ihnen aufgetaucht waren.
Sie könnten ihn höchstens vage als den Techniker in Erinnerung haben, der für den Fall, dass die Entführer anrufen und Lösegeld fordern sollten, Abhörvorrichtungen in die Telefone eingebaut hatte.
Ein solcher Anruf kam natürlich nie.
Nun ist Duke also zurück. Er drückt auf den Klingelknopf, und Mr. Hill, ein teilnahmsloser Mann mit einem wächsernen Teint und dunklen Ringen unter den Augen, öffnet ihm.
Duke stellt sich vor, und Mr. Hill verzieht leicht das Gesicht. »Ja, ich habe die Nachricht bekommen. Wir wissen, warum Sie hier sind.«
Nach zehn Wochen, in denen weder eine Lösegeldforderung eingegangen ist noch eine Spur ihrer Tochter entdeckt wurde, hat das FBI befunden, dass eine weitere Telefonüberwachung unsinnig ist. Daher wurde Duke als zentrales Mitglied der Joint Special Operations Task Force noch einmal zu den Hills geschickt. Seine letzte Mission besteht darin, die Überwachungsausrüstung zu entfernen.
Er nickt höflich und tritt ein.
Da er weiß, dass die furchtbare Angst, die Tochter nie wiederzusehen, den Hills langsam den Boden unter den Füßen wegzieht, wird er seinen Job möglichst schweigend hinter sich bringen und – falls notwendig – höchstens ein paar mitfühlende Plattitüden von sich geben.
Mrs. Hill bietet ihm einen Kaffee an, und Duke nimmt ihn und nippt an der Tasse, während er sich von der Küche über das Arbeitszimmer bis zum Elternschlafzimmer vorarbeitet. Er geht genau nach Plan vor und ersetzt rasch und effizient das klobige FBI-Gerät durch seine winzigen, sehr viel eleganteren Vorrichtungen. Als er fertig ist, bringt er seine leere Tasse in die Küche und bittet darum, das Badezimmer benutzen zu dürfen.
Genau wie er es im Haus von Gordon und Shirley Cavanaugh getan hat. Und bei Michael und Patricia Creighton.
Er wandert durch den Flur, schaltet im Bad Licht und Lüftung an, dann macht er lautlos kehrt und schlüpft in Abbys Kinderzimmer, ein Traum in Rosa, um ein letztes Gerät anzubringen. Er betrachtet das Foto einer runderen, gesünder aussehenden Abby, dann verbirgt er sein Spielzeug hinter der Abdeckung des Lichtschalters in der Wand, wo es im elektrischen Dauerbetrieb pulsiert. Viel verlässlicher als Batterien.
Natürlich könnte jeder mit einem HF-Detektor dieses Ding aufspüren, aber darum macht Duke sich wahrlich keine Sorgen. Bis auf den unwahrscheinlichen Fall, dass das FBI jemanden aus Sacramento herschickt, um nach Wanzen zu suchen, ist Duke der Einzige im ganzen County, der sich für einen solchen Job interessieren könnte. Er gluckst vergnügt. Die Ironie darin gefällt ihm.
Nachdem er sich von Mr. und Mrs. Hill verabschiedet hat, steigt er in seinen SUV. Zurück an den Schreibtisch. Auch da gibt es noch ein paar Dinge zu erledigen.
Trotz seiner Meisterschaft findet Duke das Observieren oft öde. Ein Teil seiner Zeit geht dafür drauf, Verdächtige, bei denen Fluchtgefahr besteht, zu beobachten, und Kriminelle sind zum größten Teil langweilig und eher dumm.
Drogendealer, die unglücklicherweise den größten Teil seiner Klientel ausmachen, sind ein besonders dämlicher Haufen. Namen und Gesichter wechseln, aber darüber hinaus sind sie praktisch nicht zu unterscheidende Schmierendarsteller einer schlechten Soap in Endlosschleife. Nur Vollidioten begreifen nicht, dass die Kombination von Gier und Drogenmissbrauch niemals funktionieren kann.
Duke interessieren nur sehr wenige Drogen. Das Benzodiazepin Rohypnol zum Beispiel. »Ruffies« können, wie er festgestellt hat, ausgesprochen nützlich sein.
Duke ist noch keine Stunde zurück im Büro, als Officer Tomas Montoya in seiner Tür erscheint. Montoya packt den Türrahmen über seinem Kopf mit beiden Händen und zieht sich hoch. Grinsend baumelt er wie ein Affe hin und her. »Hey, hast du das mit den Hunden gehört?«
Duke blickt vom Computerbildschirm auf. »Hat der Vater einer deiner Miezen endlich seine Köter auf dich gehetzt?«
»Meine Miezen laufen mir selbst hinterher.« Er tritt ein und zieht sich einen Stuhl heran. »Ich meine die Hunde, die Vanderholts Grundstück absuchen. Oder besser: beide Grundstücke. Das, wo er mal gewohnt hat, und das neue.«
»Leichenspürhunde? Die nach menschlichen Überresten suchen?«
»Jep. Sie sind auf die zwei anderen vermissten Mädchen angesetzt.«
»Abby Hill und
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